ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 26 - ᴠᴇʀᴛʀᴀᴜᴇɴ

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»Es ist mir scheiß egal, wer du bist. Hier ist Endstation Jungchen. Zieh Leine!«, brummte Jay mit seiner tiefen Stimme.

Freya riss die Tür auf und konnte sich ihr Schmunzeln nicht verkneifen. Jay hatte seine verschränkten Arme auf seinem wohlgeformten Bauch abgelegt. Vor ihm stand mit bleichem Gesicht Aaron. Dessen angespannte Körperhaltung zeigte ihr deutlich, dass er die Situation nicht einzuschätzen wusste. Sein Blick war starr auf Jay gerichtet. Nein, nicht auf ihn direkt. Sondern auf die Lederkutte, die er trug und welche sich fest über seinen Körper spannte.

Fuck, schoss es Freya durch den Schädel.

Ihr Schmunzeln verschwand, als ihr bewusst wurde, dass soeben ein Teil ihres Lebens Aaron ungefiltert vor die Füße geworfen wurde.

»Es ist okay, Jay«, murmelte sie und trat aus der Tür.

Dieser behielt Aaron weiterhin fest im Blick und richtete sich etwas mehr auf.

»Sicher, Kleines?«

Freya schob sich neben ihn.

»Ja!«, raunte sie und sah Jay dabei giftig an.

»Kein Grund, den Blutdruck ansteigen zu lassen«, schob sie nach, was Jay tief einatmen ließ.

»Wenn du das sagst«, brummte er, trat zur Seite und lehnte sich wieder an das Geländer der Treppe.

Freya seufzte. Sie liebte diese Familie, aber manchmal fragte sie sich, wie es wohl wäre ein normales Leben zu führen. Nun, da sie aber auf diese Frage wohl nie eine Antwort erhalten würde, schob sie den Gedanken weiter und richtete den Blick zu Aaron. Der stand immer noch völlig steif vor ihnen und schien kein Ton von sich geben zu wollen. Misstrauen schien sich in seinem Blick widerzuspiegeln.

Genau das, was Freya jetzt noch gebrauchen konnte. Jay hatte sich abgewandt und zündete sich eine Zigarette an, während Freya sich räusperte.

»Aaron. Was machst du hier?«

Berechtigte Frage, sollte man meinen.

Er zuckte bei ihren Worten zusammen, schien aber dadurch endlich seine Schockstarre zu verlassen. Vorsichtig ließ er seinen Rucksack von der Schulter gleiten, was Jay nicht verborgen blieb. Dieser drehte sich sofort wieder Richtung Aaron und schob gleichzeitig Freya hinter sich. Die rollte die Augen und griff Jay fest am Handgelenk, um sich von dem schiebenden Arm zu befreien. Es reichte. Sie war kein verfluchtes Kind mehr.

»Verfluchte Scheiße. Ich sagte, es ist okay«, warf sie Jay drohend entgegen und drückte ihn zur Seite.

Aaron hielt in seiner Bewegung inne und sah zwischen den beiden Hin und Her.

»Ich... ich sollte gehen«, murmelte er kaum hörbar, schob den Rucksack zurück auf seine Schulter und wandte sich ab.

»Nein. Ich denke, Jay ist derjenige, der gehen wollte, oder?«

Dass es sich hierbei nicht um eine Frage handelte, verstanden Jay, sowie Aaron, was diesen innehalten ließ. Die folgende Kommunikation zwischen Freya und Jay fand wortlos statt.

Aaron beobachtete die beiden und vergaß für einen Moment, die eigenartige Situation, in welcher er sich eigentlich gerade befand. Jays Stirn lag in tiefen Falten und man sah, dass er Freyas Verhalten nicht nachvollziehen konnte. Die hingegen starrte ihm mit ernster Miene an und gab keinerlei Regung von sich. Es dauerte einen Moment, bis Jay Aaron ein weiteres Mal ansah und plötzlich hellte sich dessen Miene auf. Wissend sah er zurück zu Freya, warf ihr ein breites Grinsen zu und verschwand ohne ein weiteres Wort. Aaron trat automatisch zurück und sah irritiert dabei zu, wie Jay zu der blauen Harley am Straßenrand lief.

𝑻𝒘𝒊𝒏𝒔𝒂𝒏𝒊𝒕𝒚 - 𝑨𝒏 𝑰𝒓𝒊𝒔𝒉 𝑴𝒂𝒇𝒊𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚 ✔️Onde histórias criam vida. Descubra agora