ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ 28 - ᴀᴜɢᴇɴᴢᴇᴜɢᴇɴ

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Mitten in der Stadt. Unfassbar, schoss es Freya durch den Kopf, als sie ihren Wagen parkte und ihren Blick über das Einfamilienhaus schweifen ließ. Die weiße Fassade wurde von der schwachen Straßenlaterne in ein schummriges Licht getaucht. Die Fenster lagen in seliger Dunkelheit, nur ein einziges zeigte flackernde Lichter.

»Bin da«, murmelte Freya und wartete auf eine Antwort.

Das leise Knacken ihres Inears zeigte ihr, dass die Verbindung zu Tom, welcher im Clubhouse hinter einem Laptop saß, funktionierte.

»Liam braucht noch einen Moment. Siehst du was?«

Freya seufzte und sah sich ein weiteres Mal um.

»Nein. Die Straße ist leer. Keine Überwachung. Was mir persönlich ziemlich stinkt«, erwiderte sie knapp.

»Alles an dieser Situation stinkt«, erwiderte Tom knapp.

Ja, da hatte er wohl recht. Sie lehnte sich zurück und beobachtete weiter das Haus. Zwei Augenzeugen, die ihre Familie schwer belasteten. Ihr Blick huschte zu der Waffe neben sich und das Gefühl der Ruhe zog in ihr ein. Diesmal war sie geladen und gab ihr das Vertrauen, welches sie von ihr gewohnt war.

»Kann losgehen«, raunte Tom ihr plötzlich ins Ohr.

»Liam ist da?«, fragte sie nach.

»Ja. Und Freya. Denk daran«, ermahnte sie Tom.

»Ja. Ja. Nicht töten. Nur Angst einjagen«, wiederholte sie seine Worte von vor wenigen Minuten und zog sich ihre schwarze Maske über das Gesicht.

Leise stieg sie aus dem Auto und lehnte die Wagentür nur an. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass die Augenzeugen ohne jegliche Überwachung hier warten sollten. Zu einfach wirkte das Ganze. War es eine Falle oder wurden sie schlicht und einfach unterschätzt?

Im Schutz der Dunkelheit schlich sie beinahe lautlos über die Straße und bahnte sich einen Weg durch die Blumenbeete, um zum Hintereingang zu kommen. Dicht an die Hauswand gepresst, wagte sie einen Blick in den dunklen Raum. Umrisse einer Küche waren zu erkennen, neben einer offenen Tür, welche ebenfalls ein leichtes, flackerndes Licht von sich gab. Sie duckte sich unter dem Fenster hindurch und hielt an der Tür inne. Ein einfaches Schloss ohne offensichtliche Sicherungen.

Zu einfach.

Fünf Sekunden dauerte es, bis ein leises Klicken ihr sagte, der Weg zu ihrem Ziel war frei. Dennoch wartete sie. Konzentrierte sich auf die Geräusche um sich, aber außer dem leisen Rauschen des Flusses, welcher einige Meter hinter dem Haus entlanglief, war nichts zu hören. Vorsichtig drückte sie die Tür auf und erwartete bereits ein lautstarkes Quietschen, doch die Tür schwang lautlos auf und ließ Freya ihre Waffe ziehen.

Zu einfach.

Die Geräusche des laufenden Fernsehers drangen zu ihr durch. Ihre Nackenmuskulatur spannte sich an, als sie den ersten Schritt in das Haus setzte. Wieder wartete sie, darauf gefasst, dass etwas aus der Dunkelheit auf sie zustürmen würde. Nichts.

Sie atmete tief ein und machte einen nächsten Schritt. Es fühlte sich eigenartig an. Etwas fehlte. Es war nicht der erste Auftrag dieser Art, den sie vor sich hatte, doch diesmal fehlte etwas. Beinahe schon verzweifelt suchte sie danach. Wissend das ein einziger Moment, der Unachtsamkeit, sie ihr Leben kosten konnte. Was war es? Was fehlte?

Aufmerksam lief sie durch die dunkle Küche und als sie an die Tür trat, konnte sie es kaum glauben. Vor ihr lag das Wohnzimmer, der flackernde Fernseher warf bewegende Schatten in den Raum. Vor ihr eine Couch über dessen Lehne ein Kopf ragte, welcher sich nicht bewegte.

𝑻𝒘𝒊𝒏𝒔𝒂𝒏𝒊𝒕𝒚 - 𝑨𝒏 𝑰𝒓𝒊𝒔𝒉 𝑴𝒂𝒇𝒊𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚 ✔️Where stories live. Discover now