Leons unbekanntes Verhängnis

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Ich stand auf und zog sie mit hoch. Gemeinsam gingen wir zu dem Rest und erzählten von unserem Vorhaben. Sie waren sofort alle begeistert und hatten meine plumpe Entschuldigung sofort angenommen.
Es war inzwischen Abend geworden und wir hatten alle Hände voll zu tun. Den ganzen Tag hatten wir mit Lukas gechattet und uns Fotos der Villa angeschaut. Ich grinste verschmilzt in Vanessas Richtung. Ich hatte sie noch nie im Bikini gesehen, aber die Vorstellung gefiel mir sehr gut.
Die Unerschrockene saß zwischen Joschka und Raban, mit dem sie sich wieder vertrug. Komischerweise wusste Joschka genau, welche Bikinis die Enkelin von Oma Schrecklich hatte.

Ich wurde langsam misstrauisch. Ob da was mit Joschka lief...
Maxi hatte meinen Blick bemerkt und mich sofort durchschaut.
„Sie sind beste Freunde, waren schon oft zusammen schwimmen", erklärte er sachlich.
Damit gab ich mich zufrieden, aber ich ließ Vanessa trotzdem nicht aus den Augen.
Spätestens in Australien würden ich und sie sich wieder näher kommen, da war ich mir sicher.
Palmen, Strand, Party, schwimmen und genießen. Der Urlaub konnte kommen!


1 Woche später in Grünwald:


Noch immer POV Leon:


Früh morgens läutete mein Wecker. Aber anders als sonst. Länger. Als ich bemerkte, dass es mein Handy war, hatte der Anrufer bereits aufgelegt. Als ich einen Blick auf das Display warf, begann mein Herz zu rasen, und etwas Großes regte sich in meinem Magen. Es war Vanessa gewesen. Sie hatte mich noch nie angerufen, noch nie! Vielleicht wollte sie den Ausflug absagen oder verschieben. Oder war ihr gar etwas passiert?
Angst überkam mich. Also rief ich schnell zurück. Da sie nicht ranging, versuchte ich es am Haustelefon der Butzfamilie. Nach dem 5. Piepton meldete sich eine mir äußerst bekannte Stimme:
„Butz, Vanessa hier."
„Vanessa, hi", entgegnete ich schnell.
„Leon". Ihre Stimme klang überrascht.
„Ja du hast angerufen, was gibt's denn?"
„Ich ruf nur noch mal alle Leute durch, nicht dass ihr unseren Abflug vergesst".
„Nessi, du denkst doch nicht im Ernst, dass wir so etwas vergessen...?"
„Naja, bei dir weiß man ja nie..."
„HEY!"
„Is ja schon gut, ich wollt nur sicher gehen, dass ihr nicht verschlaft".
„Ne quatsch, bin schon lange wach", flunkerte ich.
„Okay, dann bis nachher"
Sie wollte den Hörer schon weglegen, das wusste ich, als ich sie zurückpfiff.
„Ach Nessi?"
„Ja?"
„Ich freu mich schon"
„Ich mich auch, bis dann"
„Ciao"

Lächelnd lehnte ich mich an die Wand und starrte auf das Bild an meinem Nachttisch. Ein schwarz-weiß Foto meiner Vanessa. Sie lächelte glücklich in die Kamera. Das Bild wurde erst vor ein paar Wochen von Marlon geschossen. Marlon...er fehlte mir echt. Gestern hatte er es mir zugeschickt und seitdem hatte es einen Ehrenplatz. Ich hatte es gleich zweimal ausgedruckt. Einmal dieses größere und ein kleines für meine Geldbörse.
Ich konnte nicht wiederstehen, es in die Hand zu nehmen und darüber zu streicheln. Sie war wunderschön. Ihre Augen funkelten wie zwei Diamanten und ich versank regelrecht darin.

Kurze Zeit später riss mich mein Vater aus meinen Gedanken. „Leon", rief er mich. „Ich komme schon", rief ich zurück. Ich nahm meinen Koffer und die Sporttasche, in denen ich mein wichtigstes Zeug drin hatte. Was Jungs halt so brauchen...*grins*

Unten gab's erst mal eine Dicke Umarmung von Dad. „Pass ja gut auf dich auf" mahnte er flüsternd. „Natürlich Dad, du kennst mich doch", beruhigte ich ihn. „Eben." Lachte er und schnappte sich wieder seine Kaffeetasse. „Ich meins ernst Leon. Ihr seid zu acht allein in Australien" Ich wollte wiedersprechen, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen. „Ich weiß, ihr werdet erwachsen, trotzdem hab ich immer noch die Verantwortung für euch. Und ihr seid 7 Jungs und 1 Mädchen...und ja" „Was? Was soll mit Nessi sein? Wir passen auf sie auf, außerdem hat sie ihren Bruder dort." „Ja schon, aber ich meine, ihr schlaft doch in getrennten Zimmern oder?" Langsam kapierte ich worauf er hinauswollte.
„Mensch Papa, du denkst doch nicht...Quatsch, außerdem hat Lukas ne richtig große Villa, du weißt doch wie reich die Butz' sind. Da haben die bestimmt genug Zimmer, dass sie jedem ein Einzelzimmer geben können", erklärte ich sachlich. „Ja, aber du und Nessi...ihr seid doch, ich meine" „Jaaaaa?" zog ich ihn auf und spannte ihn somit auf die Folter. „Ihr schlaft doch auch getrennt, auch wenn ihr zusammen seid?" Ich seufzte leise. „Weist du Dad, in letzter Zeit bin ich mir nicht mehr sicher, ob wir das überhaupt noch sind". „Bitte? Aber ihr zwei wart doch immer schon ein Paar-irgendwie. Was ist denn passiert?", bearbeitete er mich sofort.
„Ach ich weiß auch nicht genau, sie ist sauer, weil ich Mist gebaut hab, und wir reden aneinander vorbei. Ich trau mich einfach nicht ihr zu sagen, was ich für sie empfinde." gestand ich leise. „Und wieso nicht? Bist du dir nicht sicher?" fragte er, während wir zu frühstücken begannen. „Glaub mir Papa, ich war mir noch nie so sicher." entgegnete ich sofort. „Was ist dann der Grund?" fragte er weiter. „Naja, wenn sie mich vielleicht gar nicht mehr will, und mich nur aus Mitleid und Dank geküsst hat. Was, wenn sie gar nicht mehr will? Wenn sie nicht dasselbe empfindet? Wenn ich mich für sie zum Affen mache und sie mich auslacht?"
„Leon jetzt mal doch nicht immer gleich den Teufel an die Wand. Vanessa liebt dich. Schon seit immer. Vielleicht muss sie sich dessen nur erneut bewusst werden. Ich werdet nun mal erwachsen, ihr verändert euch ständig. Vanessa und du habt es wahrscheinlich noch gar nicht gemerkt, dass ihr verliebt seid, da haben wir alle es schon gewusst. Wenn du Klarheit über ihre Gefühle haben willst, dann bleibt dir nichts anderes übrig. Du musst ihr sagen was DU fühlst. Wie soll sie es sonst erfahren? Liebe ist nicht einfach. Man muss sie pflegen", rasselte er herunter, als hätte er es aus einem seiner Ratgeberbücher auswendig gelernt. „Ja du hast ja Recht, ich werde mit ihr reden. Das wird sicher der beste Urlaub aller Zeiten".

Ich machte mich auf den Weg ins Vorhaus, er griff wieder nach der Kaffeetasse und folgte mir.

„Also..." flüsterte ich rau.
„Also..." wiederholte er.
„Tja, dann Dad", ich wollte schon die Haustüre aufmachen, als er mich zurückhielt.
„Warte noch kurz Leon". Mit einem Schnellen Griff in seine Geldbörse holte er ein kleines in Plastik verpacktes, rotfarbenes, rundes Ding heraus. Ich schluckte, als ich erkannte, was es war.
„Dad, das ich wirklich übertrieben", meinte ich, als er es mir entgegenstreckte.
„Du kannst nie wissen was passiert, ich geh doch nur sicher."
„Das brauchst du aber nicht. Denkst du ich will mit Vanessa schlafen?"
Er starrte mich ungläubig an. „Willst du nicht?"
„JETZT noch nicht", sagte ich genervt.
„Nimm es trotzdem mit, nur zur Sicherheit".
„Nein Dad, ich will die Zeit mit ihr einfach genießen und mit ihr allein sein."
„Na gut", meinte er und gab sich geschlagen. Das dachte ich zumindest, doch ich hatte ja keine Ahnung, was mein Vater mir für Ärger einheimste.

Leonessa - Firework | Die Wilden KerleWhere stories live. Discover now