Eiswüste

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Es ist nicht so, als würde ich mich nicht wohlfühlen. schließlich mag ich die Kälte und den Schnee. Was mich wirklich quälte, war, dass ich niemandem zum reden da hatte. Niemandem konnte ich mein Herz ausschütten. Keiner war da, während ich grade versuchte, aufgrund meiner schwerwiegenden psychischen Probleme nicht zu heulen.

Doch dann änderte sich alles, als Jake auf mich zukam. Er ist ein etwas kleinerer Junge, vielleicht ein Jahr jünger als ich. Aber er schien mich zu verstehen. Er setzte sich neben mich und legte mir den Arm um die Hüfte. Ich zuckte ungewollt zusammen, was ihn erschreckte. Schnell zog er den Arm wieder zurück. "Nee, ist schon gut, ich..." , begann ich. Jake hatte schon begriffen. Er unterbrach mich sanft, indem er mir kurz den Finger auf die Lippen legte. Dann sagte er: "Sorry. du musst dich nicht erklären. Ich vermute, dass in deinem Leben schon genug Scheiße passiert ist, und dass du vermutlich nicht soo gerne darüber reden möchtest.  Komm mit, ich zeig dir was." 

Wie selbstverständlich nahm er meine Hand und führte mich nach draußen, zog im Vorbeigehen noch schnell meine Jacke von der Garderobe und zog sie mir über die Schultern. Ich protestierte: "Dürfen wir überhaupt...?" 

Wieder unterbrach er mich. "Es ist egal, ob wir es dürfen. oder nicht, wir tun es einfach", sagte er. Irgendwie musste ich ihm Recht geben. Ich muss nicht immer alles tun, nur weil ein anderer es so will. Ich bin frei, und habe genauso wie jeder andere Mensch das Recht auf eine freie Entfaltung meiner Persönlichkeit. 

Ich erwischte mich mehrmals dabei, wie ich Jake verstohlen anblickte. Irgendwie gefiel er mir. Die Art, wie er sich bewegte, die Art, wie er von der Welt dachte, seine ganz eigene Sichtweise, die er hatte. Nein, es konnte nicht sein, dass ich mich in ihn verliebt hatte, oder? So etwas geht niemals so schnell, versuchte ich, mir einzureden. Doch es half nichts, mich selber zu belügen. Wenigstens gegenüber mir selbst musste ich zugeben, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Doch das ist einfacher gesagt, als getan. Außerdem spürte ich, dass er irgendwas zu verbergen schien.

Einzelgänger - Das Heulen der WölfeWhere stories live. Discover now