Kapitel 10

152 13 2
                                    

Ok ich habe schon ein bisschen Schuldgefühle weil ich ihn einfach dort liegen gelassen haben, aber er hat es doch wirklich verdient! Ich hörte hinter mir ein lautes Fluchen. Jetzt aber schnell! Ich verdoppelte mein Tempo und wäre fast über einen Schwanz gestolpert, der mitten im Weg lag. Moment mal ein Schwanz? Aprupt blieb ich stehen. Eine große Raubkatze stand direkt hinter mir. Sie starrte mir mit angsterfülltem Blick in die Augen. In ihrem Blick lag... die pure angst, und plötzlich hatte ich keine Angst mehr vor ihr. "Verstehst du mich?" Ich zuckte zusamen. Hatte dieses Tier gerade wirklich gesprochen? "Du verstehst mich also?" Jetzt schaute ich sie an."Wenn du mir nachher hielfst werde ich dir helfen vor dem Mann der dir nachläuft zu fliehen! Ich bitte dich!" Es schien mir etwas unüberlegt einfach mit einer Raubkatze mitzugehen, doch ich nickte nur kurz und stieg auf ihren Rücken. Mit einer unglaublichen eleganz sprang sie auf den nächsten Baum und jagte von Ast zu Ast. In ihre kurzen Fell konnte ich mich kaum festhalten also klammerte ich mich an ihrem Hals fest. Nach einer weile wurde sie langsammer und schließlich hielt sie vor einer kleinen Höhle an. Sie bückte sich ein wenig, damit ich ohne zu stolpern von ihrem Rücken steigen konnte. Etwas unsanft fiel ich auf den Boden. "Komm schon, in der Höhle bist du sicher!" Der Höhleneingeng war so niedrich, dass ich auf allen vierren kriechen musste um mir nicht den Kopf an der Decke zu stoßen. Ich weiß nicht, wie lange ich so gekrochen bin, aber es war lang genug um mir meine Hände blutig zu schürfen. Doch im nächsten Moment klappte mir der Mund auf vor staunen. Ich stand vor einem Wasserfall, der fünf Meter vor mir in einem kleinen Fluss endette. Der Fluss bahnte sich seinen Weg durch den Felsen und floss vermutlich irgendwo nach draußen. Die Raubkatze führte mich durch den Wasserfall hingurch und ich wurde klitsch nass. "Also, wie kann ich dir denn helfen?", fragte ich. Die Raubkatze starrte mich aus großen, schwarzen knopfaugen an. "Mein Name ist Cera und ich brauche deine Hilfe. Gester bin ich jagen gegangen und habe meine Jungen hier zurückgelassen. Doch als ich wiederkam waren sie verschwunden, als bin ich ihrem Geruch gefolgt. Als ich sie fand, waren sie von Jägern gefangen und in einem Käfig gesperrt worden. Ich habe so oft versuch sie zu befreien... aber die Jäger haben mich jedensmal erwischt und versucht mich zu töten. Verstehst du? Sie haben meine Jungen gestohlen um an mich zu kommen. Meine armen kleinen." Mir kullerte eine Träne über die Wange. Schnell wischte ich sie weck. Das erinnert mich an das, was meiner Familie passiert ist. Meine Familie musste sich auch für mich opfern. Man hat sie auch ausgenutzt um an mich ranzukommen. "Ich werde dir auf jedenfall helfen deine Jungen wiederzu bekommen. Keine Angst, du wirst deine Kleinen lebend wiedersehen. Das verspreche ich dir." Ohne es bemerkt zu haben hatte ich gerade ein Versprechen abgelegt. "Erstmal muss ich sehen wo die Jäger ihr Lager haben. Ich werde besser mit ihnen Kämpfen können, wenn ich die Gegend kenne." Eine gute Möglichkeit meine neuen Fähigkeiten zu testen. Natürlich sprach ich es nicht laut aus, aber ich fand es garnicht mal so schlecht. Ein anstrengender Kampf wird mich bestimmt etwas ablenken. Selbst wenn ich verletzt werden sollte, macht doch nichts, ich bin schließlich unverwundbar!Ich hoffe mal eine neue Gabe die ich gelernt habe ist mit Tieren zu sprechen, sonst glaube ich werde ich allmählich verrückt. "Lass uns gehen Cera, wir müssen uns beeilen, sonst kommen wir hinteher doch zu spät!" Cera nickte kurz und führte mich zurück zum Ausgang. Auf dem Rückweg bemerkte ich, dass von unserem Hauptweg noch viele Wege abzweigten. Niemand der den Weg nicht kannte konnte hier rein oder Raus kommen. Da war ich mir ziemlich sicher. Trotzdem fragte ich nicht. Vielleicht würde diese Frage Cera verletzen. Bei Tieren weiß man ja nie was in deren Kopf rumgeht. Jedenfalls stoß ich mir viermal schmerzhaft den Kopf an der viel zu niedrigen decke. Jedesmal fluchte ich laut und Cera stieß jedesmal ein entschuldigendes Schnauben von sich, vielleicht klang es auch etwas genervt. Kann ich verstehen. Alleine wäre sie warscheinlich schon längst aus dieser Höhle raus und auf den Weg zu ihren Jungen. Als wir draußen waren, hörte ich den Wind flüstern. Rick ist hier gewesen, er war ganz in der Nähe. Ich hörte den Vögeln aufmerksam zu. Ihr Ohrenbeteubendes Gezwitscher formte sich langsam zu Wörtern. Ich konnte im nachhinein ganze Sätze verstehen. Die Worte wurden lauter, drängender und plötzlich kammen noch mehr stimmen hinzu. Alle Tiere begannen zu schreien, als ein schuss den lärm durchbrach. Cera fuhr erschreckt auf, dann rannte sie schnell und betimmt los. "Es sind die Jäger." Das war das einzigste was sie mir mitteilte, danach fiel sie in eine Art trance hervorgehollt aus purer wut. Sie wurde immer schneller und ich hatte mühe mich an ihrem Fell festzuhalten. Immerwieder versuchte ich mit ihr zu reden,aber sie antworttete mir nicht einmal. Sie wurde sogar so schnell, dass ich nurnoch Farben erkennen konnte. Dann blieb sie prubt stehen und ich viel (natürlich) von ihrem Rücken und prallte Schmerzhaft auf dem Bonden auf. Eine Dorne riss die Haut an meinen Armen auf, doch die Wunde schloss sich beinah sofort wieder. Ich spürte nur einen kurzen Schmerz. "Sag mal gehts noch! Ich habe zwar versprochen dir zu helfen aber das heißt nicht, dass du mit mir machen darfst was du willst!" Ich hatte die Worte beinah geschriehen. Cera schaut mich böde an. "Wenn du nicht leise bist wird man uns hören!" Cera hatte recht. Wir standen knapp fünf meter von dem Lager der Jäger entfernt. Mich wunderte es, dass ich es nicht gleich gemerkt hatte. Es roch fürchterlich, nach ... ja, nach was. Doch dann erkannte ich den Geruch. Es roch nach Tot und schmerzen. Moment, seit wann haben Schmerzen einen eigenen Geruch? Die Jäger schliefen in Zelten, die in einem Kreis aufgestellt waren, drumherrum prankte ein großer Maschendrahtzaun aus dem Boden. In der mitte der Zelte standen viele Käfige. Beinah hätte ich geweint. Es waren unzählige Tiere dortdrinnen gefangen. Vögel, Affen, Tiger selbst Krokodile. Alle waren verletzt. Und mittendrin konnte man das leise klagen von Tigerjungen hören. Cera verkrampfte sich neben mir. "Keine Angst, es geht ihnen gut. Die Jäger werden ihnen nichts tun. Hast du schon vergessen, die wollen dich." Ich versuchte ruhig und deutlich zu sprechen, doch Cera löste sich nicht aus ihrer starre. Ich wollte ihr berruhigend über das Fell streicheln, doch sie knurrte mich böse an. Dann gab ich es auf und konzentrierte mich auf die Jäger.

Unverwundbar und doch TotWhere stories live. Discover now