geträumt von

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dir und dem Meer und uns zwei wie wir verschmelzen-

Dunkle Wände und eine stickige Ruhe klaffte mir entgegen als ich luftschnappend meinen Träumen entfloh, in welchen ich voller Hingabe beinahe ertrunken wäre. Was ein seltsam alkoholisierter Gedanke hatte mich nur an ein Meer geführt, zudem darin schwimmend.

Meine Kehle ächzte, als ich mich umsah und bemerkte, dass ich mich auf der Couch befand, gekuschelt in eine kurze Decke, welche entweder meine Brust erwärmte, sowie meinen Hals, oder eben meine Füße, doch nichts zugleich, selbst wenn ich mich klein verschränkte; so fror es mich bitter. Kein Wunder, denn die Balkontür stand offen, und tauchte einen kleinen Abschnitt in eine morgendliche Flut aus dunkel gräulichen Strahlen des Mondes. So langsam hatten sich meine Augen an das triste grau gewöhnt, welches mir zuvor noch tiefschwarz vorgekommen war, und somit stand ich auf von der erwärmten Couch, welche das letzte bisschen meiner Körperwärme gespeichert hatte, und begab mich in die Küche, um meinem durstigen Mund ein wenig Wasser einzuverleiben. Als ich an mir hinunter blickte, sah ich meine gezeichneten Beine, mit den vielen Tattoos und ihren wenigen Bedeutungen, und meine frierenden Zehenspitzen, welche auf dem Holz verschlafen tapsten. Der Pullover war mir etwas hoch gerutscht, und eröffnete somit den Möbelstücken sowie den Augen der Fotografien an der Wand freie Sicht auf den Diesel String und meinen darin prächtigen Po. Sicherlich etwas, worauf ich stolz war, denn die vielen Anstrengungen zahlten sich aus. Ich machte Leichtathletik, seitdem ich auf die fortführende Schule gewechselt war, also bereits einige viele Jahre. Und diese zeigten sich an meinem entblößten Körper - und ich zeigte diese ebenso gern; zwar nicht jeder Menschenseele, doch meinem Spiegelbild allemal.

Ich stürzte drei volle Gläser Wasser hinunter, als wollte ich mich tatsächlich an den Boden eines Meeres begeben, und setzte mit dem Vierten an, als ich einen Schatten erspähte, welcher den Flur entlang geschlichen kam. Um die Person nicht allzu arg zu erschrecken, begab ich mich direkt zu erkennen, indem ich leise „Warte mal." flüsterte.

„Oh, wer bist du? Hab ich dich geweckt?"

Die Umrisse kamen näher und als die Gestalt fast bei mir angekommen war, streckte ich ihr meine Hand entgegen, ergriff ihren Arm und zog sie sanft an mich. Dann erwiderte ich nah an ihr Gesicht.

„Alles gut. Ich wollte dich nicht erschrecken. Lass das Licht am Besten aus, sonst weckst du noch die anderen. Tom ist extrem lichtempfindlich."

„Ach Liah, du bist es. Meine Augen gewöhnen sich langsam an dein Gesicht.", schmunzelte sie und blickte mir tief aus der Dunkelheit entgegen. Meine Hand berührte noch immer ihren Arm, um ihr die meine Sicherheit in dieser fremden Wohnung nicht zu entziehen. Doch da sie sich nun langsam auch an die Schwärze zu gewöhnen schien, ließ ich sie los, und somit ihre Wärme aus meinem Körper.

„Willst du auch was trinken? Oder wieso bist du hier?", flüsterte ich ihr entgegen.

„Ja bitte, ich verdurste. Und die Restpromille machens mir auch nicht so leicht. Aber haben safe nur zwei Stunden geschlafen, da hat das Zeug halt auch keine Chan -ce, ....sich abzubauen."

Sie stockte kurz im Wort, doch beendete ihren Satz, als ich mich umgedreht hatte um ihr Wasser einzuschenken. Hatte ich sie tatsächlich mit meinem Arsch abgelenkt oder war das nur ein gedankenloser Wortaussetzer? Ich reichte ihr das Glas und sie zog es in einem Schwall die Kehle hinunter. So ging es wortlos an die vier mal, dann wehrte sie das fünfte Glas ab, welches ich dementsprechend an meine eigenen Lippen setzte, um es zu leeren.

Ihr Blick schweifte ab in Richtung der Couch, auf welcher die Decke und ein paar Kissen, zusammen mit meiner Jeanshose lagen.

„Kann ich vielleicht bei dir schlafen? Weil Simon schnarcht -das ist so ätzend, und hat mich trotz zehn Promille mindestens drei Mal aus dem Reich der Toten geholt.", säuselte sie an mein Ohr. Dann ergänzend:
„Also außer du hast was dagegen, oder Tom, oder so. Mir bedeutet das nichts."

Diese Ergänzung hätte sie sich sparen können. Aber klar, wieso nicht. Mein Innerstes hatte es sich doch sowieso irgendwie gewünscht, noch mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Zwar wurde mir ein wenig mulmig dabei, ihr zuzusagen, und sie somit diese eine Nacht aus Simons Armen zu stehlen, doch wenn es das war, was sie nun wollte und brauchte. Na bitte.

„Ehm, klar. Macht mir nichts aus.", sagte ich ein wenig zu laut, und räusperte mich dann.
„Ich penn halt auf der Couch, ist nicht besonders groß."

„Das passt."

„Leg dich schonmal hin, du kannst die Decke haben.", erwiderte ich. Dann ging ich vorsichtig zu der Balkontüre und kippte sie behutsam leise, sodass der Windzug ein wenig reguliert wurde.

Ich ging zurück zur Couch, und legte mich zu dem Häufchen Decke, welchem ebenso kalt war wie mir. Sie krampfte sich sichtlich in das Stück Stoff und vergrub sich in der verbleibende Restwärme, welche dort von mir verweilte. Unsere Körper berührten sich leicht, unabsichtlich, doch recht wohltuend. Ich konnte ihren Hinterkopf erahnen, ihren Hals, an welchen sich ein paar Haarsträhnen anschmiegten, eine Boxershorts von Simon, gestreift unter der Decke hervorschauend, sowie ihren schlank definierten Oberarm, an dem sich ein paar Härchen aufstellten, sei es wegen der Kälte oder meiner folgenden Geste.

Behutsam drehte ich mich ihrem Rücken entgegen, sodass mein Körper sie nah umschloss, und legte meinen Arm um ihre Gestalt.

„Wer sagt eigentlich, dass ich nicht auch schnarche?", fragte ich müde wispernd an ihr Ohr, und grinste verschlafen über meine eigene Aussage.

„Dann bin ich weg, das merkst du schon.", erwiderte sie. Im selben Atemzug ergriff sie meine Hand, welche samt Arm um sie geschlungen war, und nahm diese mit ihren Fingern verschränkt als Beute unter die Decke an ihre Brust, und an den leichten unregelmäßigen Herzschlag.

„Aber wer würde dich dann wärmen."

„Da fällt mir schon wer ein, aber keiner der mir dabei nicht an die Wäsche wollen würde. Deswegen genieß ich das hier umso mehr. Freundschaften sind einfach das Beste." Sie gähnte.

Ich schluckte schwer. Klar, Freundschaft. Vielleicht war es gut, dass sie mich mit dieser Aussage zurück in die Realität holte. Kurzzeitig war ich mir selbst ein bisschen entgleist. Genauso wie vor ein paar Stunden, als der Alkohol vollends eingesetzt hatte und wir unsere Augen nicht voneinander lassen konnten, zumindest ich. Getanzt hatte sie auch, und zwar von sich aus, jedoch stetig mit ausreichendem Sicherheitsabstand. Trotzdem war es heiß gewesen, wie sie mich gemustert hatte, sowie die beidseitig ständigen Neckereien, doch umso kälter, als sie dann wieder bei Simon war, und diesen tatsächlich berührte, und mit ihm spielte. Ich wünschte mir im Inneren genau solch ein Spiel, bei welchem ich wusste, dass ich verloren war, mich jedoch vollends der Kraft des Meeres hingab. Vollends mit den Wellen tanzte. Und gewiss spielte sie auch mit mir, doch das größte Spiel erschuf ich selbst in meinem Kopf, da ich zu viel dachte und fühlte, zu viel als dass wir nur Freunde wären. Doch vielleicht würde ich sie bald nicht mehr begehren, wenn die Zeit mich besänftigt hätte, und die Liebenden vereint. Somit konnte ich nur zusehen, wie mein Kopf mir eigens ein Messer in die Brust rammte, da ich sie spüren wollte, doch nicht haben konnte.

„Schlaf jetzt."

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⏰ Last updated: Aug 19, 2023 ⏰

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