Prolog

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Auf den meisten Gemälden wurde die Nacht mit einem Sternenhimmel repräsentiert; sei es irgendwo in den Bergen, an der Meeresküste oder in den Städten. Aber auf dem grauen, farblosen Himmel über der Hauptstadt Tokyo konnte man keinen einzigen Sternen entdecken, nicht mal den Polarstern, den hellsten Stern, war es möglich zu erblicken. Für diesen magischen nächtlichen Wunder war die Beleuchtung der Laternen, der Fahrzeugen und der Wolkenkratzer viel zu grell.

Trotz der hellen Ausstrahlung der Lichter waren die Gassen im Schatten verborgen, sodass nur die vereinzelten Laternen die kühle Dunkelheit beleuchteten. Dennoch war das gelblich flackernde Licht nicht genügend, um die gefährliche Aura zu verjagen.

Die geziegelten Häuser dicht nebeneinander und ließen somit einen beengenden Eindruck auf die Straße zurück, während die Kabel, die die Laternen miteinander verbanden, lange Schatten auf den Gehweg warfen. Vereinzelte Müllstücke wurden von den leichten Windzügen durch die Gegend geschoben. Das war definitiv nicht ein Ort, wo man sich freiwillig in der Nacht verirrte.

Somit waren die Gassenstraßen verlassen bis auf eine Person, die mit einem langsamen Schritt die Halbdunkelheit durchquerte. Sein Gesicht im Schatten der Kapuze verborgen, mit seinen Fäusten tief in den Taschen seines schwarzen Pullovers vergraben, umarmte ihn die düstere Umgebung zu einer willkommenen Begrüßung.

Angsteinflößend? Ja, das war die beste Beschreibung für diesen gemiedenen Ort. Aber genau diese unheimliche Atmosphäre fühlte sich für ihn wie ein Zuhause an. Anstatt Unruhe bewirkte er eine angenehme Stille und ließ seine wirbelnden Gedanken verstummen.

Im Gegensatz zu Licht gab die Dunkelheit ihm die gewünschte Sicherheit, schützte ihn vor eindringlichen Blicken und bedrängte ihn nicht mit seinem lebendigen Chaos. Das einzige Geräusch, das ihn begleitete, war das entfernte Rauschen der Autos auf dem dynamischen Straßenverkehr und seine eigenen Schritte. Ab und zu trat er in eine Pfütze, wodurch die Ruhe durch ein leises Fluchen unterbrochen wurde.

Plötzlich ertönten die lauten Autosirenen durch die Nacht. Sofort hielt er inne. Dieses Signal kannte er nur zu gut ... Die Polizei war unterwegs.

Aber nicht wegen ihm. Nicht heute.

Trotz dieses Wissens stand er reglos in der Mitte der Gasse. Er rührte sich nicht von der Stelle. Nein, das war zu wenig gesagt; er wagte es nicht mal zu atmen.

Erst als das schrille Geräusch sich entfernte und anschließend endgültig verklang, schnappte er erleichtert nach Luft. Vor Erleichterung ließ er seine Schulter hängen, während sich sein angespannter Körper leicht entspannte. Mit einem schweren Seufzen setzte er sich wieder in Bewegung.

Er ging weiter durch die Dunkelheit; sein Schatten verlängerte sich, als er sich von einer Laterne entfernte, und verkürzte sich wieder, je näher er dem Licht trat. Seine aufmerksamen Augen beobachteten das Schattenspiel, während seine Gedanken erneut über dasselbe Thema kreisten.

Eigentlich könnte man diesen Schatteneffekt mit der heutigen Gesellschaft vergleichen. Je mehr man die Helden für ihre Taten bewundert, desto weniger erkennt man die dunkle Seite dahinter. Warum sollte man das System hinterfragen, wenn es jemanden das Gefühl der Sicherheit verleiht?

Einfach nur zum Kotzen ...

Ein angsterfüllter Schrei unterbrach plötzlich seinen Gedankengang. Danach wurde es wieder still. Seine wachsamen Augen zuckten vom Asphalt auf, um einem schlaffen Körper entgegenzublicken.

Nur wenige Meter vor ihm lag eine reglose Person, dessen Genick und Bein in die falsche Richtung umgeknickt waren. Die leeren schwarzen Augen starrten ihm geradewegs in die Augen, was ihm einen Schauder über den Rücken jagte.

★ Control 「Shigaraki x OC」Where stories live. Discover now