5.Eine königliche Hochzeit (Teil 1)

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Am nächsten Morgen hatte ich sofort ein Lächeln im Gesicht, als ich an den Kronprinzen dachte.Alles an ihm schien perfekt und ich war mir sicher, wenn das nicht Liebe auf den ersten Blick war, dann gibt es sie nicht. Doch in diesem Moment wusste ich auch, was ich mir am sehnlichsten wünschte: An Kendricks Seite als Königin zu herrschen.

Das das ein Tagtraum war, war mir bewusst, egal wie nett der Prinz war, niemals würde er mich heiraten, aber manchmal werden Träume ja doch war, und so träumte ich weiter. Die nächsten fünf Tage.

Dann war es soweit, die Hochzeit von Prinzessin Lavina, der älteren Schwester von Kendrick, fand statt. Die ganze Stadt war in Aufruhr, genau wie ich. Immerhin war es die erste königliche Hochzeit, bei der ich zu Gast war. Das altbekannte Problem mit der Kleidung, war natürlich wieder ein Thema gewesen, doch Lord Fyrlis hatte mir und Davina, Kleider Maßschneidern lassen ohne eine Widerrede zu akzeptieren.

Ich liebte alles an diesem Kleid, die langen silbergrünen Ärmel, der mit Silber bestickte obere Teil, der weit ausschweifende Rock, der je nach Licht in Silber und grün glänzte. Keine Frage, Grün war definitiv meine Farbe.

Ich hatte keinen Plan, wie so eine königliche Hochzeit ablief, woher auch, die letzte Königliche Hochzeit in unserm Land, war die von König Lucian und Königin Lareina vor inzwischen 19 Jahren. Die letzten fünf Tage hatten Davina und ich damit verbracht über diese Hochzeit zu philosophieren, aber letzten Endes hatten wir absolut keine Ahnung.

Wir stiegen wieder in die inzwischen bekannte Kutsche und dann ging es zum königlichen Palast, und zu Kendrick, dachte insgeheim. Natürlich konnte ich das nicht laut sagen, denn Lord und Lady Calidas hätten mich vermutlich dafür sofort zurück nach Hause geschickt. Denn das letzte, was ein Mädchen wie ich tun sollte, war es sich in den Kronprinzen und in die Vorstellung Königin zu sein, zu verlieben. Vielleicht würde ich es bald Davina erzählen, aber noch wollte ich es für mich behalten. Mein eigenes, persönliches Geheimnis.

Durch die Fenster der Kutsche betrachtete ich die Straßen der Stadt, überall säumte das Volk den Weg und winkte uns Adeligen, aber eigentlich warteten sie alle auf die Ankunft von Lavinas Bräutigam, auf Prinz Cislo von Elinor. Die Häuser waren mit bunten Tüchern und Blumen geschmückt, der Boden wurde teils von Zweigen verdeckt, schon am ersten Tag war Carel für mich die schönste Stadt der Welt gewesen, aber heute übertraf sie alles, was man sich vorstellen konnte.

Am Palast hielten wir an und man half uns beim Aussteigen. Dann wurden wir in den Tempel geführt, in dem die Trauung stattfinden würde, jedem wurde ein Platz genauestens Zugewiesen, denn bei einer Hochzeit der Königsfamilie wurde nichts dem Zufall überlassen. Tatsächlich durfte ich heute bei den Calidas bleiben und wurde nicht weggesetzt.

Von meinem Platz aus hatte man einen hervorragenden Blick auf den Altar und auch auf den Gang, wo in wenigen Minuten Prinzessin Lavina ihren zukünftigen Ehemann zum ersten Mal sehen würde. Als könnte Davina Gedanken lesen flüsterte sie mir zu: „Mir tut die Prinzessin leid. Stell dir vor du würdest den Mann, mit dem du dein restliches Leben verbringen musste zum ersten Mal auf deiner Hochzeit sehen."

„Klar, aber ist das nicht irgendwie der Preis, den man zahlen muss, um so reich zu sein wie sie und um Königin zu sein?" „Vielleicht hast du recht, aber mir tut sie trotzdem leid!" Eigentlich dachte ich mir, dass ich das sogar gerne hinnehmen würde, um Königin zu werden, Dafür wäre mir beinahe kein Preis zu hoch, um ehrlich zu sein, aber natürlich sagte ich das nicht. Auch wenn ich Davina, als meine beste Freundin ansah, der ich vollends vertraute, wusste ich, dass sie es nicht verstehen würde.

Dann standen plötzlich alle auf und ich beeilte mich auch aufzustehen. Prinz Cislo betrat den Raum und alle Blicke richteten sich auf ihn, kurz schien ihn das etwas zu verunsichern, aber nur nach wenigen Augenblicken hatte er sich gefangen und schritt majestätisch den Gang hinunter. Er sah gut auf, das war das erste was mir auffiel, tatsächlich kam er einem Märchenprinz ziemlich nahe, hellblonde Haare und helle Augen.

So gut wie Kendrick, sah er dann aber doch nicht aus, dachte ich mir, aber vielleicht lag das auch einfach daran, dass ich dunkle Haare bei Jungen, einfach schöner fand, als helle. Vielleicht. Vielleicht war ich auch etwas in Kendrick verliebt und hielt ihn deshalb für den schönsten Menschen auf der ganzen Welt. Vielleicht.

Er stellte sich ganz vorne neben den Altar und jetzt wartete jeder nur noch auf die Prinzessin, doch die  lies sich Zeit. Dann öffneten sich die Türen erneut und die lang erwartete Braut betrat endlich den Tempel, an ihrer Seite ihr Vater, König Lucian und ihr Bruder Kendrick. Sofort schlug mein Herz schneller und ich war bemüht mir nichts anmerken zu lassen. Stattdessen richtete ich meinen Blick auf Lavina.

Ihr Kleid glänzte in Gold und Silber, dass dunkelblonde Haar, war geschickt hochgesteckt worden und die Schleppe ihres Kleides war mindestens so lang, wie wenn man drei ausgewachsene Männer hintereinander gelegt hätte. Was würde ich nicht alles dafür geben eines Tages, genauso wie sie, diesen Gang entlang zu schreiten, direkt auf meinen Märchenprinzen zu, auf Kendrick zu.

Dieser ging genau jetzt an mir vorbei und ich hätte schwören können, dass er mir zugezwinkert hatte. Inzwischen standen die drei direkt vor den Altar und während sich die beiden Männer in die vorderste Bankreihe setzten blieben Lavina und ihr zukünftiger Mann, vorne stehen.

Die Zeremonie dauerte ewig, ich war bemüht sie zu verfolgen, aber relativ schnell versank ich wieder in meinen Tagträumen, die sich um eine gewisse Person handelten, wobei ich einfach nur hoffte, dass niemand in meiner Nähe Gedanken lesen konnte, denn dann wäre es schnell unangenehm geworden.

Nach bestimmt zwei, wenn nicht drei Stunden, war es endlich vorbei und vor unseren beiden Göttern, galten Lavina und Cislo, jetzt als Mann und Frau. Natürlich gab es ein riesiges Gedränge, zumindest nachdem die Angehörigen der Königsfamilie den Tempel verlassen hatten. Jeder wollte als erstes da sein, ich verdrehte unauffällig die Augen, am Ende gab es ohnehin eine feste Sitzordnung, die nicht davon abhängig war, wann man den Tempel verlassen hatte.

Schließlich traten auch wir endlich ins Freie und sofort kamen zwei Diener auf uns zu, um uns zu unseren Plätzen zu führen. Wie viele Diener musste es hier geben, wenn jeder der Gäste von einem eigenen Diener betreut wurde. Ich hatte schon befürchtet, dass ich wieder von Davina und ihrer Familie getrennt werden würde und natürlich, passierte genau das wieder. Die drei wurden direkt zur Königsfamilie gesetzt, während ich an einem der anderen, weit entfernten Tische, Platz nehmen musste.

Alles für die KroneWhere stories live. Discover now