Smoking in the Boys Room

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Lieber Mr.Cobain


Als ich heute aufwachte hatte ich wie so oft verschlafen. Ich hetzte in das Bad und machte das nötigste an mir fertig und ging runter zum Frühstücken. Klingt langweilig war es auch aber was in der Küche passierte war ganz interessant. Meine Eltern sahsen am Küchentisch und Unterhielten sich und das auch noch in einer normalen Lautstärke und ohne Schimpfwörter. Es war wie ein wunder und weil ich sie nicht stören wollte ging ich schweigend wieder raus bevor sie mich endeckten. Ich ging ohne ein Wort zu jemanden zu sagen aus dem Haus und machte mich auf den zur Schule. Dadurch das ich viel zu früh unterwegs war beschloss ich statt wie immer mit dem Bus heute zu Fuß zur Schule zu gehen, ich hatte ja genug Zeit.


Der Weg war eigentlich nicht so lang und mit Musikalischer Unterstützung von den Doors ging das gehen gleich viel leichter. Ich ging den Gehweg entlang und konnte von dort aus perfekt in die Vorgärten der Reinhäuser blicken. IN manchen lagen Kinderspielzeug in anderen war ein Hund angehängt und aus fast allen kamen Männer mit Anzügen die von ihren Frauen noch an der Tür verabschiedet wurden. Ja in meiner kleinen Stadt machte die Hecktische Welt eine Pause und alle besinnte sich wieder auf das gute alte Familien Bild. Arbeitstüchtiger Mann, Hausfrau und die zwei Musterkinder. Hier war einem das Leben schon voraus bestimmt. Es gab natürlich auch berufstätige Frauen aber diese waren in der Unterzahl. Aber egal ob Berufstätig oder Hausfrau mit keiner von ihnen hätte ich gerne getauscht oder wäre gerne so geworden wie sie. Aber dieses Problem stellt sich mir nicht mehr. Endlich muss ich keine Sorge um die Zukunft haben.


Hello I Love You dröhnte mir gerade durch die Ohren als ich die Schule betrat. Ich blickte mich um und erkannte dass kaum Schüler hier waren. Ich ging zur Aula und stellte mit einem Schmunzeln fest dass die Aktion mit den Kreuzen Entdeckt wurde. Der Hausmeister und eine der Putzfrauen waren dabei das große Holzkreuz wieder um zu drehen. Stolz auf mich selbst begutachtete ich das Spektakel und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Doch mein Grinsen verschwand als ich Tobin und seine Gang sah. Sie gingen an mir vorbei und ich blickte sofort auf meine Füße. Ich hoffte so sehr sie würden einfach vorbei gehen und mich in Ruhe lassen. Doch natürlich war das Glück nicht auf meiner Seite. Ich hörte wie sie alle vier neben mir stehen blieben. Mein Blick war immer noch auf den Boden gerichtet. Ich biss nervös auf meiner Unterlippe herum und wartete dass sie weiter gehen würden. Doch bevor sie gingen musste Tobin wie immer etwas sagen. Heute war er mal wieder ganz nett zu mir als er sagte „Wen haben wir denn da? Ist das nicht die kleine schüchterne Ann? Warum hast du den vorhin so blöd gegrinst du kleine Schlampe? Weißt du was ist mir eigentlich egal es interessiert sich eh keiner für dich so wird das immer sein" dann bückte er sich noch leicht zu mir runter und flüsterte mir etwas lauter ins Ohr „Du bist ein nichts Ann" er sagte es gerade so laut das seine Freunde es noch mitbekamen.


So ging das jeden Tag ich konnte mir immer wieder neue Beleidigungen von ihm anhören lassen. Doch heute traf es mich besonders hart und das obwohl seine Wortwahl heute gar nicht so hart war. Als er ging kamen mir schon die ersten Tränen. Schnell lief ich zu den Toiletten. Ich lief extra in die Jungs Toilette weil dort nie wer war. IN der letzten Kabine der Jungstoilette hatte sich vor ein paar Jahren ein Junge in den Kopf geschossen. Seit diesem Vorfall benutzte keiner mehr diese Toilette weswegen ich mir keine Sorgen machte dass jemand reinkommen würde. Es mag bizarr klingen aber hier fühle ich mich wohl an dem Ort an dem eine kranke Seele ihre Erlösung gefunden hatte. Der Junge hatte sich damals hier umgebracht weil ihn alle immer gemobbt hatten. Ich fühle mich ihm verbunden wenn ich auf den Boden des WC sitze genau in dem kleinen Spalt zwischen den beiden Waschbecken. Ich fühle mich dann immer wie am richtigen Ort alles ist Menschenleer. Als ich so da so sahs fiel mir auf das ich gleich etwas von meiner Liste streichen konnte. Smoking in the Boys Room. Ich liebe Mötley Crüe und deswegen hatte es eine tiefere Bedeutung auf der Jungstoilette zu rauchen als einfach die Regeln zu brechen.


Ich hatte mir vor ein paar Tagen ein Päckchen Zigaretten gekauft und dazu noch ein Feuerzeug. Auf dem Boden der Jungstoilette öffnete ich die Verpackung nahm eine Zigarette heraus steckte sie mir in den Mund und entzündete sie. Es schmeckte ekelhaft und ich musste zu Anfang die ganze Zeit husten aber das war es wert endlich konnte ich das von meiner Liste streichen.


Der Rest des Tages verlief schleppend und ich war froh als ich endlich nach Hause gehen konnte. Zuhause vertrieb ich mir die Zeit damit Musik zu hören. Ich legte eine meiner Lieblingsplatten auf. Nevermind. Mr.Cobain ich muss ihnen einfach mal sagen wie sehr ich ihre Musik liebe es ist für mich das beste Mittel um runter zu kommen. Und das musste ich heute wirklich denn ich erwarte gleich noch einen Besuch. Also wünschen sie mir Glück denn das kann ich bei ihm wirklich gebrauchen.


Auf ein baldiges Wiedersehen im Himmel


Ihre Ann


Letters to Kurt CobainWhere stories live. Discover now