Prolog

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„Die Zahlen sinken. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, wird das ganze Projekt zugrunde gehen." Leicht gestresst lief er durch den Raum und versuchte, die heruntergefallenen Zettel wieder aufzuheben. „Wir sollten uns etwas Neues ausdenken, was die Zuschauer mehr fasziniert."
„Nein." Er zuckte zusammen. Die raue Stimme seines Chefs hallte noch einige Sekunden später in seinen Ohren.
Er kam auf ihn zu und schrie dann erneut: „Nein!"
„Aber Sir, ..." weiter kam er nicht, da er von der Stimme seines Vorgesetzten unterbrochen wurde,
„Nenn mich Master! Und übrigens hat keiner nach deiner Meinung gefragt. Du solltest dich hier nicht so aufspielen, immerhin ist es deine Mutter, die von MEINEM Geld lebt."
Er senkte den Kopf und flüsterte leise: „Ja, Master." Auf dem Gesicht des Mannes breitete sich ein breites Grinsen aus, was jedoch nur wenig später wieder verschwand. Ruckartig drehte er sich um und stolzierte zu seinem Schreibtisch. „An der Idee habe ich bereits Jahre gearbeitet und ich werde sie nun auch nicht einfach aufgeben. Sag mir Junge, was stört denn die Leute?"
Die kleinere Gestalt lief zaghaft zum Tisch und begann dann zu erzählen: „S... Master, das Spiel wird von echten Menschen gespielt, die sich freiwillig darauf einlassen und dafür auch mit einer bestimmten Summe entlohnt werden." Der Mann nickte. „Unsere Sponsoren finden dies langweilig. Es ist alles nur eben nur ein normales Spiel, in dem die Spieler Züge machen und hoffen, zu gewinnen. Da fehlt die Spannung. Alles wird zu locker genommen und im Grunde ist es den Spielern egal, ob sie gewinnen oder verlieren."
Eine unangenehme Stille füllte den Raum aus und die beiden Personen starrten beide einfach nur vor sich hin, bis der Mann aus seinem Stuhl aufstand und seinen Assistenten mit einem leichten Grinsen auf den Lippen anschaute. „Sag meinen Leuten, sie haben etwas zu tun." sagte er und ging hinter seinem Schreibtisch hervor.
„Könnten Sie das bitte genauer definieren und mir erklären, was sie vorhaben." Er drehte sich zu ihm um und schaute ihn an.
„Die Zuschauer finden es langweilig, wenn die Leute auf freiwilliger Basis kommen, da so die Spannung fehlt." meinte er. „Das habe ich aber nicht so ..." Wieder wurde er unterbrochen. „Ruhe! Ich will das jetzt nicht hören. Kümmere dich lieber darum, dass meine Leute ein paar Spieler anschaffen." Sein Assistent schaute ihn mit einem verwirrten Blick an, woraufhin er zu ihm sagte: „Ich brauche 15 Personen im Alter zwischen 14 und 17. Sie sollen alle bis zum Anfang nächster Woche alle im Raum sitzen." Er ging wieder zum Schreibtisch und kramte ein leeres Blatt hervor. „Sie wollen Spannung und Aktion, dann kriegen sie das auch. Aber dafür müssen einige Änderungen durchgezogen werden." Flüsterte er halblaut vor sich hin. „Master! Was haben Sie vor?" fragte ihn sein Assistent, der langsam durch mit seinen Nerven war, entgeistert. Sein Vorgesetzter musterte ihn und winkte ihn dann mit einer Handbewegung näher zu sich.
„Die Leute finden solche Spiele ohne Spannung langweilig. Die Angst und der Schrecken fehlt. Die Leute stehen auf Gewalt und Tod, wie in den ganzen Actionfilmen." Meinte er. Das Gesicht seines Assistenten wurde weiß, doch er redete weiter: „Das nachzustellen wäre zu aufwändig. Die Schauspieler zu teuer und eine ganze Geschichte zu überlegen, ist auch nichts für mich. Außerdem wäre es mit echten Menschen, echtem Tod und echter Angst doch viel realistischer." Er machte eine Pause und sprach einige Augenblicke später weiter: „Erwachsene sind mir zu ... langweilig. Und kleine Kinder würden es nicht verstehen. Da bleibt doch nur noch die Mitte dazwischen. Teenager. Die gibt es doch eh genug und wenn da mal ein paar weg sind, wird es doch eh keinem auffallen."
Die Gelassenheit in der Stimme seines Chefs jagte ihm einen Schauer über den Rücken. „Master? Haben Sie mich eben aufgefordert, Menschen zu suchen, die für sie in dem Spiel dann ihr Leben verlieren?" fragte er entsetzt und als sein Gegenüber nur nickte, schnappte er nach Luft.
„Das können wir doch nicht machen. Das ist Mord!" Seine Stimme zitterte genau so stark wie sein gesamter Körper und sein Herz schlug doppelt so schnell wie gewöhnlich. „Doch das kann ich. Und das werde ich auch. Du musst ja nicht mitmachen. Viel einfacher wäre es doch, wenn du dich einfach von mir erschießen lässt und deine Mutter gleich mit."

Dass sein Chef nicht mehr alle Latten am Zaun hatte, wusste er seit dem ersten Tag, doch dass er so grausam sein konnte, hätte er nie gedacht. Er war wie besessen von diesem Spiel und deshalb mussten nun Leute sterben. Am liebsten hätte er sich wirklich erschießen lassen, damit er das ganze Grauen nicht hätte miterleben müssen, doch seine Mutter wollte er nicht hineinziehen. Sie hatte schon genug erlitten.
Also wandte er sich zu seinem Chef und sprach mit zitternder Stimme: „Was soll ich tun?"

Werwolf - Das Spiel beginntDonde viven las historias. Descúbrelo ahora