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MÜCKE

Der Geruch von Kaffee kratzte in meiner Nase. Ich rümpfte diese, als ich mich an meinem Vater in der Küche vorbei presste, damit ich den Wasserkochen füllen konnte. Dieser war gerade dabei die frisch gemahlenen Kaffeebohnen in das Bialetti einzufüllen.

Ich würde es nie verstehen können, wieso jemand freiwillig Kaffee trinken konnte. Schliesslich gab es doch so viele andere Getränke, die einen mit der richtigen Menge Koffein versorgten. Aber wiederum würde es auch genügend andere Menschen auf dieser Welt geben, die meine Obsession mit Schwarztee nicht verstehen konnten.

Als der Wasserkocher sich gefüllt auf der Basis befand, schob ich den Regler auf die gewünschte Temperatur. Während das Wasser kochte, kramte ich in den Schränken nach meinem Teeei, einer Tasse sowie den losen Schwarzteeblättern. Während ich alles vorbereitete, versuchte ich durch den immer intensiver werdenden Geruch von Kaffee nicht angewidert mein Gesicht zu verziehen.

«Du siehst ziemlich chic aus», stellte mein Vater schmunzelnd fest, obwohl wir Rücken an Rücken in der Küche standen.

Gähnend schielte ich an mir herunter. So als ob ich bereits vergessen hatte, was ich vor keiner viertel Stunde angezogen hatte. Meine Füsse steckten in den langweiligsten Socken, die ich finden konnte. Meine schwarze Skinny Jeans mochte sich zwar kaum von den anderen unterscheiden, die ich sonst jeden Tag trug, jedoch hatte ich T-Shirt und Hoodie durch ein weisses Hemd ausgetauscht.

«Pat ist aufgrund der beiden Lehrlinge den ganzen Tag abwesend, weswegen ich die Projektpräsentation für einen Kunden zugeschoben bekommen hab», gähnte ich verschlafen. Ich schob meine Brille hoch, damit ich mir den Schlaf aus den Augen reiben konnte.

«Bei dem Kunden handelt es sich um Juristen», erklärte ich, «Deswegen gab's auch die Anweisung, dass ich mein Outfit etwas der Branche anpassen sollte. Und alles, was mich wie einen halbwegs präsentablen Menschen aussehen lässt, ist das Hemd, welches ich zuletzt zu Jelenas Hochzeit anhatte.»

«Ein Wunder, dass du da noch reinpasst», hörte ich meine Mutter scherzen. Diese sass zusammen mit meiner älteren Schwester Danica am Esstisch, welcher die Grenze in unserer Wohnküche zwischen Koch- und Wohnbereich bildete.

Danica, welche gerade ihren Orangensaft angehoben hatte, warf mir einen vielsagenden Blick zu.

Wir wussten beide, dass die Aussage unserer Mutter keineswegs böse gemeint war. Dennoch trafen ihre Worte wie spitze Nadeln in meiner Unsicherheit, was meinen Körper und Essen betraf. Ich war nicht dick oder ein besonders pummeliges Kind gewesen. Trotz des jahrelangen Handballtrainings war auch ich kein durchtrainierter Adonis — was irgendwie jeder erwartete, wenn er hörte, dass ich eigentlich sportlich war.

So gut es ging, versuchte ich mir nichts von ihren Worten anmerken zu lassen. Stattdessen holte ich aus einem der Hängeschränke meine Teeuhr. Sie hatte die Form eines Pinguins und trug einen lächerlichen Zylinder. Marla hatte ihn mir vergangenes Jahr zum Wichteln geschenkt. Zum einen, damit ich unsere Gruppe nie vergessen würde. Zum anderen aber auch, weil sie genervt war, wie ich für meinen Tee stets einen Timer auf meinem Handy gestellt hatte.

Der Schlaf hatte spätestens den Weg aus meinem Körper gefunden, als die Teeuhr klingelte und ich das Teeei aus der Flüssigkeit ziehen konnte.

Mit der Tasse in der Hand ging ich hinüber zum Esstisch. Ich pflanzte mich zwischen Danica und meine Mutter auf meinen üblichen Platz. Mit flinken Fingern schnappte ich mir ein Brötchen.

Es kam nicht oft vor, dass wir zu viert frühstückten. Aufgrund ihres Jobs im Altersheim arbeitete meine Mutter im Schichtdienst. Danicas Teilzeitjob in einer Buchhandlung begann erst um neun, weswegen sie es sich meistens erlaubte, erst gegen halb acht, acht aufzustehen. In den meisten Fällen waren es mein Vater und ich, die alleine frühstückten.

in case I fall for youWhere stories live. Discover now