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MÜCKE

Als Laika zu realisieren begann, wohin unser Weg uns führte, blickte der einstige Strassenhund aufgeregt zu mir hoch. Wenn er es könnte, dann würde Laika vermutlich aufgeregt von einem auf das andere Bein springen.

Um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, was der Hund an diesem Ort fand. Es war eine schlichte grosse Wiese in der Nähe der Aare mit einem Gasgrill. Laika fand Wasser zwar faszinierend, aber aufgrund der Strömung und meiner persönlichen Abneigung dem Schwimmen gegenüber, liess ich den Hund nur ungern zu nah ans Wasser. Da ich Laika schon des Öfteren an einem Grillevent des Felsens hierher mitgenommen hatte, schien er mittlerweile den Ort mit ganz viel Streicheleinheiten zu verbinden.

Ich stellte die Tragetüte mit den Backwaren auf die Wiese neben dem Grill ab. Wie es aussah, war ich der Erste. Etwas nervös fischte ich mein Handy aus der Hosentasche, um die Uhrzeit zu checken. Es war halb drei. Ab drei Uhr hatten wir den Startschuss zu unserem Event gesetzt. Das Ende sollte offen bleiben.

Alles andere als elegant ging ich in die Hocke, um Laika hinter den Ohren zu kraulen.

Mein Blick wanderte zur Strasse. Drei bekannte Gesichter kamen auf dem Velo angeradelt. Ich war erleichtert, als ich Gustav und seine beiden Mitbewohnerinnen Lola und Tann erkannte.

«Na Mücke», rief der blondierte Zwerg mir zu, als er vom Velo absprang. Er parkte das Gefährt im Veloständer, ehe er zu mir hinüber kam. Gustav stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir zur Begrüssung einen Kuss auf die Wange zu drücken. Obwohl die drei Küsse zur Begrüssung in der Schweiz zum guten Ton gehörten, hatte ich mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Gustav zur Begrüssung gerne Küsse verteilte. Immerhin hatte ich ihn davon überzeugen können, dass Küsse auf den Mund, selbst unter guten Freunden, etwas too much waren.

«Wolltest du nicht was mitbringen?», fragte ich den blonden Zwerg grinsend, während ich gegen den Deckel seiner Kappe schnippte. Kopfschüttelnd richtete Gustav das Ding zurück in die korrekte Position, «Marla hat geschrieben, dass sie das übernimmt.»

Ich nickte. Vielleicht hätte ich die letzten Nachrichten besser lesen sollen.

Lola und Tann hatten sich, nachdem sie ihr Velo ebenfalls abgeschlossen hatten, praktisch auf Laika gestürzt und verwöhnten den einstigen Strassenhund nun mit ganz vielen Streicheleinheiten.

«Siehst du», zwinkerte Gustav mir zu, «Wenn du Laika mitbringst, wirst du immer automatisch zum Frauenmagnet. Dabei sollte jemand wie du doch die Männer anziehen.»

Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben, «Und was zieht deiner bescheidenen Meinung nach die Männer an?»

Doch eine Antwort würde ich von Gustav nicht erhalten. Stattdessen wanderten unsere Blicke beide zum Auto, welches gerade am Strassenrand parkte. Marla stieg zusammen mit einem Mann, welcher auf Mitte sechzig zuging, aus. Neugierig beobachteten Gustav und ich, wie die beiden den Kofferraum des Wagens öffneten und Kisten herausholten. Marla hatte längst bemerkt, dass wir sie beobachteten. Sie rollte mit den Augen, ehe sie uns kurz zuwinkte.

Der ältere Herr, bei dem es sich um Marlas Vater handelte, half ihr dabei die Kisten zu uns hinüber zu tragen. Während sie die Kisten auf der Ablagefläche des Grills abstellten, erklärte er ihr nochmals welches Essen sich in welcher Kiste befand. Manchmal war es ein Vorteil Mitglieder zu haben, welche Eltern mit einem eigenen Cateringservice hatten. Denn so wurden wir gerne mal mit den köstlichsten Speisen verwöhnt.

Marlas Vater drückte seine Tochter zum Abschied, ehe er sich an uns wandte: «Falls ihr noch Nachschub oder so braucht, ruft einfach an. Und seid lieb zu Marlene.»

in case I fall for youWhere stories live. Discover now