Solidarité III

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Es war nicht wirklich geplant - aber hier bin ich. Ich habe einen dritten Teil von Solidarité geschrieben (wenn es so weitergeht, kann ich daraus genauso gut eine eigene Geschichte machen XD). Eigentlich ist das hier noch einmal der erste Teil, diesmal ist er aber sozusagen aus Caras Sicht geschrieben, das heisst, ich gehe näher auf ihre Gefühle bzw. Gedanken ein. Lasst euch überraschen!

Sie wusste, dass sie jetzt eigentlich bei Professor Flitwick im Unterricht hätte sitzen müssen, aber es war ihr egal. Ihr Hirn hätte eh nichts aufnehmen können und die Gefahr, in Tränen auszubrechen, schwebte zurzeit ständig drohend neben ihr her.
Der Verlust ihrer Schwester hatte sie hart getroffen. Dass sie nichts geahnt hatte, machte es nur noch schlimmer. Kein Wort des Abschieds hatte sie gehört, ihre Schwester hatte nichts hinterlassen als eine kleine Phiole und unglaubliche Kälte und Leere in Cara. Die Erinnerung an die friedlich geschlossenen Augen Margarets, die so unnatürlich bleich wirkende, beinahe wächserne Haut und das gefrorene, leise Lächeln auf ihrem Gesicht war deutlich.
Die Tränen kamen beinahe unbemerkt, erst als sie fühlte, wie ein Tropfen warm und nass ihre Wange hinabrann, wurde sie sich der Tatsache, dass sie weinte, bewusst.
Sie kroch noch etwas mehr hinter die Statue, hinter der sie sich versteckte. Warum sie ihr Zimmer überhaupt verlassen hatte? Eine ihrer Freundinnen hatte sie dazu gezwungen, aufzustehen und sich dem Tag zu stellen. Hätte sie den Grund für Caras Zustand gekannt, hätte sie vermutlich anders reagiert, doch so wirkte es für Emily einfach, als sei Cara faul oder unausgeschlafen.
Die Tränen flossen mittlerweile immer mehr und stärker. Cara vergrub ihr Gesicht in ihren Händen, liess es zu, dass ihre tiefe Traurigkeit sie einmal mehr übermannte. Sie schreckte verwirrt auf, als sie eine Berührung an ihrer Schulter spürte. Vor ihr hockte ein Junge aus Slytherin - sein Name fiel ihr gerade beim besten Willen nicht ein. Sein Blick glitt kurz über ihr Gesicht, bevor er sie leise fragte, "Was ist los?"
Die stetig fliessenden Tränen schienen ihre Kehle zu verstopfen, so dass sie keine Antwort herausbrachte. Es schien ihn nicht zu stören. Sie lehnte sich gegen die Wand und er setzte sich einfach neben sie. Ein wenig irritiert war sie irgendwo schon, aber ihre Trauer überwog dies momentan. Nach einem Moment lehnte sie sich etwas nach rechts, liess ihren Kopf auf die Schulter des Jungen fallen. Ganz kurz schien er sich zu versteifen, bevor er seinen Arm um ihre Schultern drapierte, ihr dadurch irgendwie Trost spendete. Ihre Tränen wurden langsam weniger, ob aus Mangel an neuen oder wegen dem Jungen neben ihr konnte sie nicht sagen. «Sie ist einfach... weg. Ich... Ich konnte ihr nicht einmal... nicht einmal tschüss sagen.» Cara schwieg kurz, der Schmerz, als sie es aussprach, war stark, aber dennoch tat es aus unerfindlichen Gründen gut, ihre Gedanken nach aussen zu tragen. «Du musst nicht weiterreden, wenn du nicht möchtest.» Er klang ernst. Cara redete, immer wieder von leichten Schluchzern unterbrochen, weiter. «Weisst du, ich... ich habe sie geliebt. Und... es tut weh. Sie hat... Sie hat nichts gesagt. Oder... mir einen Brief geschrieben oder was auch immer. Sie ist einfach... gegangen.» Im Augenwinkel sah sie, dass ein Ausdruck des Verstehens auf sein Gesicht trat. «Sie... kommt nicht mehr wieder, oder?» Die Frage hatte er vorsichtig gestellt, so leise, dass sie es hätte überhören können, obwohl sie so nahe bei ihm sass. «Nein. Sie hat mich einfach... einfach alleine gelassen! Ich...» Es hatte definitiv nicht an einem Tränenmangel gelegen, dass sie kurzzeitig fähig gewesen war, zu sprechen. Der Wasserfall floss wieder ungehindert. Der Junge zog sie diesmal vorsichtig in seine Arme, liess ihr dennoch den Freiraum, zurückweichen zu können. Sie liess sich sinken, fühlte sich ganz kurz schlecht, seine Schuluniform zu durchnässen.
Einige Minuten später brach er wieder sehr leise das Schweigen. «Weisst du was? Ich bringe dich jetzt zu deinem Turm und regle das, damit du heute nicht mehr in den Unterricht musst. So hat das für dich keinen Sinn.»
Cara nickte leicht.
Er war genauso vorsichtig wie bei seiner Umarmung, als er ihr aufhalf. Mit nur einer leichten Berührung an ihrem Rücken führte er sie durch die Gänge, auch durch einige, die sie noch nie gesehen hatte. Vor dem grossen Adler, der den Eingang zum Ravenclaw-Gemeinschaftsraum versperrte, blieb er mit ihr stehen. «Du schaffst das doch von hier aus, nicht wahr?»
«Ja, ich denke... ich denke schon. Und... Danke dir.»
«Kein Problem. Du bist Cara Parker, richtig? Ich muss ja schliesslich erklären können, wer du bist.»
Als Cara nickte, drehte er sich um und verschwand in Richtung des Schulleiterbüros.
Ersto oben in ihrem Schlafsaal fiel ihr der Name des Jungen ein, der sich ihr gegenüber so solidarisch gezeigt hatte. Graham Montague.

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