Mein erster großer Schub

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Bevor ich mit dem Kernthema dieses Kapitels beginne, möchte ich euch von einer Zeit erzählen die kurz davor statt fand und mich glauben ließ das mein Leben in einem falschen Film spielt.
Nachdem mein Hausarzt und auch der Rheumatologe mir sagten das alles in Ordnung ist und ich mir nicht mehr so viele Gedanken machen soll startete ich meine Ausbildung zur Krankenschwester. Schnell merkte ich das die Körperliche Belastung hier viel stärker war als in der Hauswirtschaft. Aber wie kann das sein? Wie kann es sein das meine Klassenkameraden die in meinem Alter waren und genauso wenig Sport machen wie ich, mit dieser Belastung schmerzfrei klar kamen und ich mich mit Knieschmerzen durch die Gänge des Krankenhauses schleppte?

Aber nicht nur die Körperliche Belastung war ein Problem. Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung und da mein Immunsystem damit beschäftigt ist gegen meinen Körper zu Kämpfen, hatte es keine Zeit dafür von außen eindringende Erreger abzuwehren. Das heißt... ich habe mich ständig mit irgendeiner Infektion angesteckt und war ständig krank. Das kam natürlich bei meinen Lehrer überhaupt nicht gut an, aber dazu später mehr.

Jedenfalls wohnte ich in der Zeit in einem Wohnheim, da meinem Ausbildungsstelle weiter weg war und habe dadurch auch den Hausarzt gewechselt. Als meine Knieschmerzen wieder schlimmer wurden ging ich dann zu ihm und ich war einfach nur fassungslos und einfach nur wütend als ich mit meinen angeschwollenen schmerzenden Knien vor diesem Hausarzt saß und er mich SOFORT auf Rheuma ansprach! Ich konnte das einfach nicht fassen. Jahrelang versuchte ich meinen alten Hausarzt davon zu überzeugen und hier sitze ich keine 5 Minuten im Behandlungszimmer und er sprach direkt klartext. Dummerweise war ich ja schon beim Rheumatologen und dieser meinte ja ich habe das nicht und so teilte ich das auch dem Hausarzt mit, der das nickend zur Kenntniss nahm. Die schmerzen hatte ich dennoch und er Überwies mich zu einem Orthopäden bei dem ich Glücklicherweise sehr schnell einen Termin bekam.

Mit noch immer angeschwollenen schmerzenden Knien ging ich dann zum Orthopäden der mich gründlich Untersuchte. Er machte ein Rötgenbild, einen Ultraschall und bewegte meine Knie durch. Auf dem Rötgenbild konnte man nichts sehen, aber im Ultraschall sah man das ich sehr viel freie Flüssigkeit in meinen Kniegelenken hatte. Der Orthopäde dachte eine weile nach bevor er mich ansah und mich doch ernsthaft fragte:
"Hat man sie schon mal auf Rheuma untersucht?" ich sah den Arzt an und überlegte ob man mich eigentlich veralbern will. Auch ihm sagte ich das der Rheumatologe keine Hinweise darauf in meinem Blut gefunden hat. Der Orthopäde schickte mich daraufhin dann zum MRT, damit man die Knie genauer untersuchen konnte.

Nachdem ich 2x je 15 Minuten im MRT lag und trotz des Lärms fast eingeschlafen bin, wartete ich im Wartezimmer auf meine Ergebnisse. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Arzt herein und rief mich auf. Völlig selbstverständlich stand ich auf und ging zu dem Arzt, dieser sah mich allerdings völlig perplex an. In seinem Arztzimmer schloss er ganz langsam die Tür und zögerte bevor er mich ansah und fragte:
"Haben sie Rheuma?" Klar ich sollte eigendlich froh sein das die Ärzte endlich was sehen, aber in dem Moment brodelte es in mir, weil 3 von einander unabhängige Ärzte mich auf eine Krankheit ansprachen die ich ja laut dem Rheumatologen nicht habe.

Mit den Ergebnissen ging ich dann wieder zurück zu dem Orthopäden der sie sich ganz genau ansah und auch wiederholte das mein Körper gerade zu nach Rheuma schrie, aber zu der Zeit versuchten wir es dann noch anders zu Behandeln wegen dem Arztbrief des Rheumatologen. Ich bekam von ihm zwei Kniebandagen die meine Knie stabilisierten (Ich trage sie heute noch bei Schüben) und ein Rezept für Schmerzmittel die ich bei Bedarf nehmen konnte. Damit fing es an das ich immer Ibuprophen dabei hatte.

So überstand ich dann die Anfangszeit im Krankenhaus... bis er dann kam... der erste große Schub:

Es fing an als ich auf einer Internistischen Station gearbeitet hatte und wir einen Patienten mit ungeklärtem Fieberinfekt bekamen. Der Mann war ungefähr mitte 40 und ansprechbar. Doch innerhalb einer Woche verschlechterte sich sein Zustand so schnell der er zu einem kompletten Pflegefall wurde. Kein Arzt fand heraus was mit diesem Patienten los war und sie ließen ihn dann in ein anderes Krankenhaus verlegen. Noch am selben Abend als ich Spätschicht hatte, rief das andere Krankenhaus bei uns an und sagte das der Patient eine Meningitis (eine hochansteckende und gefährliche Hirnhautentzündung) hatte. Sofort brach panik aus und alle Kollegen die in der letzten Woche Dienst hatten mussten auf die Station kommen um ein Prophylaktisches (Vorbeugendes) Antibiotikum zu nehmen.

Und welche Rolle spielte ich dabei?

Nun ja, ich habe den schwer kranken Mann jeden Tag gewaschen und habe mich um ihn gekümmert. Somit war ich diesen Erregern eine Woche lang ohne Schutz ausgesetzt. Denn da unsere Ärzte diesen schweren Infekt nicht festgestellt haben, wurde er auch nicht unter Quarantäne gestellt (Einfach dumm! Aber ich habe nie gesagt das ich meine Ausbildung in einem guten Krankenhaus angefangen habe). Jeder hatte Angst sich angesteckt zu haben und eine Woche nach meinem Einsatz dort, wachte ich mit 39° Fieber auf und es ging mir Miserabel. Ich konnte kaum vom Bett aufstehen und wusste schnell das ich unbedingt zum Arzt musste. Mein Problem war aber wie? Ich war alleine und meine Nachbarn im Wohnheim waren alle nicht da. Und hier ein "toller" Lebendtipp von mir:
Auch wenn der Hausarzt nur 4 Straßen weiter ist... fahrt nicht mit dem Auto wenn ihr 39° Fieber habt! Macht das nicht!

Ich hatte leider keinen da der mir sagte wie dumm diese Idee war, also gebe ich das an euch weiter. Es ist zwar nichts passiert... aber es hätte viel passieren können.

Ich saß dann beim Arzt und erzählte ihm meine Symptomatik und die tatsache das ich Kontakt mit einem Meningitis Patienten hatte. So schnell konnte ich gar nicht schauen wie er im Krankenhaus anrief und mir die Krankenhauseinweisung in die Hand gedrückt hat. Daraufhin ging ich dann in die Notaufnahme wo ich mich einer Lumbalpunktion unterziehen musste. Etwas für mich extrem schmerzhaftes. Denn man sticht mit einer langen Nadel ins Rückenmark um an die Flüssigkeit darin zu gelangen. Dadurch erfährt man in 20 Minuten ob man es hat oder nicht (Warum das bei dem oben genannten Patienten nicht gemacht wurde... keine Ahnung, es war das selbe Krankenhaus).
Zum Glück hatte ich keine Meningitis und habe mich wohl einfach in einem sehr ungünstigen Zeitpunkt mit einer schwere Influenza infiziert. Ich wurde dennoch zur Überwachung übers Wochenenden dort behalten.

Danach als ich vom Fieber völlig durchlaucht und kaputt war, dachte ich das das schlimmste jetzt vorbei wäre, aber Nein. Wieder eine Woche später, wachte ich eines Morgens mit babarischen Schmerzen im linken Knie auf. Mein Knie war nicht nur ein bisschen angeschwollen wo wie sonst. Es war fast doppelt so dick und schrenkte meine Bewegung so ein das ich es weder ganz ausstrecken noch anwinkeln konnte (Was das laufen verdammt schwer und schmerzhaft machte). Ich konnte mich nur Fortbewegen indem ich mich an Wänden und Geländern festkrallte. Die Schmerzen waren so stark das ich am liebsten losgeschriehen hätte sobald meine Zehen den Boden berührten. Treppen waren mein Entgegner und nur der Gedanke daran hätte mich zum heulen bringen können.

Ich weiß noch das wir an dem Tag in der Schule einen Praktischen Test hatten. Das hieß das wir alle um ein Bett herumstehen mussten, aber ich konnte nicht stehen, es tat zu sehr weh und ich blieb einfach im Klassenzimmer sitzen bis alle draußen waren. Wegen meiner Erfahrungen mit meinen Eltern wollte ich natürlich nicht zugeben das es mir nicht gut ging und ich quälte mich in das nächste Klassenzimmer. Aber meine Schmerzen waren so stark das ich sie nicht verbergen konnte und auch die Blindesten Lehrer und Mitschüler sahen das ich so nicht im Klassenzimmer stehen bleiben konnte. Ich versuchte es runterzuspielen, das es schon ginge. Aber die Lehrer verfrachteten mich in einen Rollstuhl und ließen mich von einer Mitschülerin in die Notaufnahme rüber fahren (Die Schule stand direkt neben dem Krankenhaus).

Dort hat man die selben Untersuchungen gemacht wie beim Orthopäden. Doch auch hier fand man nur die Flüssigkeit im Gelenk. Aus dem Krankenhaus kam ich dann mit Krücken wieder raus. Krücken die ich heute noch für den Notfall im Keller stehen habe. Die Ärzte vermuteten das der schwere Fieberinfekt den ich hatte nun ins Knie gewandert war und dort eine heftige Entzündung ausgelöst hatte. Ich wurde Krankgeschrieben bis der Schub vorbei war und dem Orthopäden wurde klar das wir jetzt unbedingt handeln mussten...

Mein Leben mit Rheuma Donde viven las historias. Descúbrelo ahora