RPG Leseprobe zu "Happy Wish"

Happy Wish

Vnanaxx

Es war Wochenende. Ein weiteres Wochenende an dem Taehyung sein Single-Dasein innerlich verfluchte und den Gefühlen für seinen allerbesten Freund hilflos ausgeliefert war. Wochenende war bei ihnen immer Bro-Tag. Sie verbrachten gefühlt jede erdenkliche Minute miteinander; na ja zumindest fast, denn sobald Jungkook vergeben war, blieb ihr regelmäßiges Treffen oftmals aus.

Taehyung fürchtete fast, er hatte sich mit seiner Wunschvorstellung, Jungkook als festen Freund zu haben, unbeabsichtigt mit einer Art Fluch belegt. Ihn sprach irgendwie kein anderer Typ Mann mehr an. Er war nicht einmal offiziell geoutet. Es war daher schwer, als pseudo Hetero, einen geeigneten Partner zu finden.

Grießgrämig hatte er dem bevorstehenden Kirmesabend entgegen gesehen. Trotz Jimins gutem Zuspruch, war seine Vorfreude für den Abend irgendwo auf der Strecke geblieben. Zwar hatte Jungkook sich von seiner derzeitigen Freundin getrennt - Gott sei Dank, die Schreckschraube war nämlich fürchterlich - aber so stiegen in ihm wieder einmal die Hoffnungen an, seien sie noch so weit davon entfernt erfüllt zu werden.

Er hatte sich schon als Spaßbremse gesehen, das dritte Rad am Wagen, quasi derjenige, der den anderen den Spaß verdarb, nur weil er seinem Crush nicht gerne beim Speichelaustausch zusah. Auch wenn Jungkooks Verflossene nie lange verweilten, war die Eifersucht immer allgegenwärtig. Umso erleichterter war Taehyung, nachdem bekannt wurde, das ihr Abend plangemäß ohne irgendwelche nervigen Weiber stattfinden würde.

Obwohl ihm immer noch flau im Magen war, brauchte Jungkook ihn nur anzusehen, denn der Blick aus dessen wundervollen Augen riss Taehyung jedes Mal erneut vom Hocker. Und erst der leise Hauch seines Aftershaves, das genauso roch, wie sein Traumman halt riechen sollte, heizte seine Libido aufs Übelste an. Es war so dezent und leicht, dass Taehyung sich seinen besten Freund am liebsten an die Brust gezerrt hätte, um ihm die verdammte Zunge in den Hals zu stecken!

Leider hatte die ganze ich-verliebe-mich-in-meinen-besten-Freund Nummer einen winzigen Schönheitsfehler. Taehyung war ein Kerl und somit stand die Chance auf Erwiderung seiner Gefühle nicht gut. Aber davon sollte man sich nicht den Abend verderben lassen oder? Taehyung war gut darin seine Gefühle zu verstecken, also spielte er wieder einmal nur brav den allerbesten Bro.

Sie hatten ihre Tickets bereits geholt. Zum Abend hin wurde es immer etwas voller. Mehr junge Menschen. Es floss reichlich Alkohol und die Musik wurde gefühlt auch lauter. "Puuuhhh ich brauche eine Pause!", stöhnte Jimin irgendwann, zog Jungkook und Taehyung vom letzten Karussell fort. Sie suchten sich ein ruhiges Eckchen, um eine Weile zu verschnaufen und das Feld zu sondieren. "Wo bleiben eigentlich Namjoon und die Anderen?", fragte er und ließ seinen Blick schweifen. Taehyung nippte an seinem Bier und zuckte einfach nur mit den Schultern. "Kommen bestimmt gleich nach."

"Ich geh sie mal suchen", entschloss der Giftzwerg kurzerhand und tat so, als hätte er alles absolut unter Kontrolle. Dessen idiotischer Plan war aber von Anbeginn an zum scheitern verurteilt. "Ihr könnt euch ja noch weiter amüsieren... oder reden. Bin bald mit den Jungs zurück." Er gab ihnen nicht einmal die Zeit etwas dazu zu sagen, da war er bereits zwischen den ganzen Köpfen verschwunden.

"So ein Idiot", murmelte Taehyung in sich hinein und tat halt gute Miene zum bösen Spiel. Er begegnete Jungkooks verwirrtem Ausdruck mit einem breiten Grinsen und versuchte ihn von dem seltsamen Verhalten ihres bekloppten Freundes abzulenken. "Wie läuft's eigentlich mit der... wie hieß sie noch gleich? Ist es wirklich aus zwischen euch?", erkundigte er sich in einem so beiläufigen Ton, wie möglich und malte kleine, unsichtbare Kreise auf den Tisch, an dem sie standen.

Er sah das Zelt der Wahrsagerin von hier aus sehr gut und überlegte immer noch. Seit Jimin ihm davon erzählt hatte, juckte es ihm fürchterlich in den Fingern. Eigentlich glaubte er ja nicht an sowas, aber irgendetwas in ihm wünschte sich daran zu glauben, zu hoffen. Ein fliegender Blick zu Jungkook, bevor er wieder wegsah und stumpf sein Bier austrank.