Es ist ewig her. Fast ein Jahr. Ich war glücklich die gesamte Zeit, ich war ehrlich glücklich, ich habe es geschafft. Zwar habe ich mich zu meiner alten Klasse, zu den Mädchen, nie angehörig gefühlt, jetzt habe ich aber eine neue Klasse. In dieser Klasse sind drei Mädchen und ein Junge, die ich zu dem zähle, was echten Freunden am nächsten kommt. Irgendwie hatte ich die Hoffnung, dass ich jetzt glücklich werden würde – tja, wohl falsch gedacht. Ein Scherz ging mal zu weit, ich habe Angst vor einem der Mädchen, habe mich bei meiner Mutter und bei meiner Schwester ausgeheult, bin vor Ort fast wieder aggressiv geworden und bin mir fast schon sicher, dass ich jetzt wieder alleine bin. Ich will nicht wieder alleine sein, ich will nicht so verletzlich sein und ich will es vor keinem von den dreien, oder vieren, zugeben. Ich habe Angst, den Mund aufzumachen und dann verstoßen zu werden, den Mund aufzumachen, in den Pausen nicht mehr zu wissen, wohin mit mir und bei Partnerarbeiten zu schweigen, da mein Partner mich hasst. Warum passiert mir diese Scheiße eigentlich immer, ausgerechnet mir? Als hätte ich nicht genügend Sachen, genügend Menschen, die mich quälen, als wäre ich nicht schon gebrochen und zerstört, verstümmelt und wieder zusammengesetzt! Während ich das hier schreibe kommen mir wieder die Tränen hoch und auch all' die dunklen Gedanken, die ich bisher immer unterdrücken konnte. Warum beende ich es nicht einfach? Alle wären glücklich und ich hätte meinen Frieden! Der Schmerz wäre vorbei, ich muss mich vor niemandem fürchten, mich klein machen und dem Willen anderer beugen, da ich Angst habe, dass das letzte, das mich noch hält, zerstört wird. Könnte ich etwas an dem ändern, das passiert ist, würde ich nicht so reagieren, wie ich jetzt reagiert habe. Ich würde es über mich ergehen lassen, die Tränen herunterschlucken und zu Hause weinen. Wie ich es immer getan habe. Aber das habe ich nicht. Ich habe mich gewehrt, zwar nicht mit Füßen aber mit Händen, mit Fingernägeln. Und ich habe es zurückbekommen. Von dem Mädchen, vor dem ich jetzt Angst habe. Ich habe neun rote Stellen an meiner rechten Hand, wo sie mit ihren Fingernägeln meine Haut abgekratzt hat. Und ich wünschte, es wäre mehr, schlimmer, denn das hätte ich verdient. Ich hätte jeden Schmerz verdient, den ich bekommen kann. Aber stattdessen wird man die Rötungen morgen vermutlich nicht mehr sehen. Ich bin es leid, dass ich es einfach nicht schaffe, aus meinen Fehlern zu lernen, dass alles wieder und wieder passiert. Ich bin es leid, zu leben. Aber ich bin zu schwach, um es zu beenden. Ich halte den Schmerz aus, fresse alles in mich hinein, halte die Tränen so lange wie möglich zurück und heule erst, wenn ich zu Hause bin, da ich nicht möchte, dass alle meine Schwäche sehen. Diese Aktion hat mir auch die Masken vom Gesicht gerissen und sie zerstört, ebenso wie meine Schutzmauern, die ich sorgfältig um mich herum aufgebaut habe und lässt mich jetzt schutzlos und ahnungslos zurück. Ich weiß jetzt nicht, was ich machen soll. Soll ich so tun, als wäre es nie passiert? Soll ich versuchen, zu sagen, dass meine Grenze überschritten wurde? Soll ich einfach alles wieder in mich hineinfressen, lächeln und versuchen, das alles wieder aufzubauen, meine Schutzmauern und meine Masken, die immer so perfekt saßen? Ich habe keine Ahnung, ich werde es wohl morgen oder spätestens nächste Woche erfahren. Und da glücklicherweise schon so gut wie Wochenende ist, kann ich vielleicht die ersten Mauern und Masken wieder aufbauen und aufsetzten, dieses Mal aber deutlich stärker, um beim nächsten mal wieder Stand halten zu können. Man wird es sehen. Und falls eines der erwähnten Mädchen, dass seit kurzem auch Wattpad hat, das hier liest: Ja, so denke ich. Schrecklich, ich weiß. Aber so denkt nun einmal ein Mensch, der an der Grenze zur unendlichen Dunkelheit an der Klippe steht und nur noch darauf wartet, springen zu können, sich endlich zu trauen.

Tja, das wars dann auch schon wieder. Ich lebe noch und vielleicht auch noch ein paar Jahre länger. Man wird es sehen.

~Rubin Slytherclaw


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⏰ Last updated: Sep 14, 2023 ⏰

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Mein Leben - Anonym und nur das schlimmsteWhere stories live. Discover now