Meine Tochter

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Meine Tochter trägt den Kopf so stolz
So stolz wie ihre Mutter
Meine Tochter ist mein ganzer Stolz
Nur sie und mein Kutter

Laufen wir ein, kommt sie angerannt
Angerannt mit bloßen Füßen
Sie kommt gerannt
über den Kieselstrand
Um ihren Vater zu begrüßen

Meine Tochter hat schwarzes Haar
Schwarzes Haar wie ihre Mutter
Meine Tochter zählt bald zehn Jahr
Ich bracht ihr ein' Beutel Zucker

Ich will den Zucker nicht sagt sie stur
Und schiebt den Mund nach vorne
Ich will doch nur meinen Vater nur
So lang warst du weg so lang auf Tour
Dass ich mit dir nun zorne

Meine Tochter oh sie zürnt mit mir
Zürnt mit mir wie ihre Mutter
Allen Beiden gefällt sie nicht
Mein Beruf und meine Pflicht
Als Käptn auf dem Kutter

Da hob ich sie mir vom Boden auf
Hob sie auf und schwang sie herum
Nahm sie mit auf den Kutter drauf
Da lacht und strahlt sie wieder rundum

Meine Tochter hat ein frohes Lachen
Ein Lachen wie ihre Mutter
Alle Arbeit der Welt würd ich für sie machen
Solang es Arbeit ist aufm Kutter

Mein Goldstück will den Zucker nicht
Mein Goldstück will ihn nicht haben
So lachte ich ihr in ihr Kindergesicht
Sollen die Fische sich dran laben

Meine Tochter hat eine harte Faust
Eine Faust wie ihre Mutter
Dass du dich das ja nicht traust
Wirf den Zucker nicht vom Kutter

Aus der Hand sie den Beutel mir nahm
Sie nahm ihn und hielt ihn gar fest
Versprich mir aber sprach sie wachsam
Dass du uns nie wieder verlässt

Versprochen, mein Kind ich bleibe hier!
Meine Tochter hat eine vergebende Seele
Eine Seele wie ihre Mutter
Und mit Gottes Gnade vergibt sie mir
Wenn ich morgen schon wieder fehle

Meine Tochter erklettert den Mast
Sie klettert bis ganz nach oben
Bis ihr Gesicht in den Wolken verblasst
Bis alle Möwen kreischend aufstoben

Meine Tochter hat ein Seemanns Herz
Das hat sie nicht von ihrer Mutter
Ich spreche durchaus nicht im Scherz
Wenn ich sag: ihr vererb ich den Kutter

GedichteWhere stories live. Discover now