Kapitel 21

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Ich rannte durch den Wald so schnell wie ich konnte. Orientierung hatte ich zwar keine, aber ich spürte, wie der Wald mir den Weg wies. Ich vertraute ihm einfach und hoffte, dass er mich nach Alfea führen würde. Zwar hätte ich auch einfach die Auren der Feen fühlen können, aber da ich noch immer nicht richtig denken konnte, ließ ich es bleiben.

Gerade als ich wieder um eine Ecke bog, hörte ich ein metallisches Klirren. Sofort versteckte ich mich hinter einem Baum. Mein Herz pochte so laut, dass ich dachte, der Soldat würde es hören. Er stand eine Weile still. Dann ging er, sich immer noch umschauend weiter. Erleichtert atmete ich aus. Das war ziemlich knapp gewesen. Aber was machte der Soldat hier? Die Schule konnte
hier noch nicht in der Nähe sein. Seine Aura war anders gewesen, als bei den restlichen Soldaten, von denen ich die Auren gespürt hatte. Das fühlte ich, selbst ohne mich auf die Auren zu konzentrieren. Sie kam mir auch irgendwie bekannt vor. Ein komisches Gefühl machte sich in meinem Bauch breit.

Ich schlich dem Wachposten vorsichtig hinterher, in der Hoffnung er würde mich nicht hören. Die Kopfschmerzen waren inzwischen zurück gekehrt. Konzentrieren unmöglich. Der Wind schien mich warnen zu wollen, aber ich ignorierte ihn.
Der Wald wurde immer unheimlicher. Die Bäume wirkten
fast leblos. Es war fast totenstill geworden. Mein Herz pochte gegen meinen Brustkorb, als ob es herausbrechen wollte.

Wir kamen am Ende des Waldes heraus. Ich sah, wie der Soldat auf eine Felswand zuging. Vorsichtig wagte ich einen Blick und bemerkte, wie er seine Hand auf einen Stein legte. Wenige Sekunden danach verschwand der Felsen. Eine Illusion! Der Soldat schaute sich daraufhin noch einmal geheimnistuerisch um und ging in eine nun freigelegte Höhle. Einen Augenblick später erschien die Felsenillusion wieder.
Langsam wagte ich mich auf sie zu. Sollte ich den Soldat folgen?
Oder sollte ich einfach gehen? Was wäre wohl das Beste?
Die sicherste Variante war es einfach zu gehen, aber dafür war ich viel zu neugierig. Was ist, wenn es etwas mit Julia zu tun hatte? Ich schlich daher leise durch die Illusion.
Auf der anderen Seite kam eine dunkle Höhle zum Vorschein. Sofort wurde ich wieder an die Höhle erinnert, in der Julia gefangen war. Ein Schauer lief mir bei diesem Gedanken über den Rücken. Langsam und ängstlich folgte ich der Wache. Es wurde immer dunkler. Ich konnte fast nichts mehr erkennen. Doch zum Glück leitete mich die Energie.
Sie wurde immer stärker, je näher ich dem Soldat kam. Mein Unbehagen wurde immer größer, genauso wie meine Angst.

Endlich erreichte ich eine Art großen Hohlraum. Die Energie des Soldaten war nun ganz nah. Vorsichtig ging ich an der Wand entlang. Ich wollte auf gar keinen Fall entdeckt werden. Als ich endlich angekommen war, wagte ich einen kurzen Blick auf die andere Seite, wo ich die Energie des Wächters spürte. Nur dort war kein Soldat, sondern eine der drei Hexen! Ich zuckte schnell zurück. Angst durchflutete mich wie ein Inferno. Was sollte ich nur tun!? Am Besten wäre es, wenn ich jemanden informierte. Aber jetzt da Julia nicht mehr da war, hatte ich niemanden außer Miss Griffin. Aber dieser Frau würde ich es ganz bestimmt nicht erzählen! Aber irgendwem müsste ich es sagen. Schließlich sollte ich auch jemanden von Julia's Reise in die erste Welt erzählen. Aber wen nur!? Ich hatte keine Ahnung. Aber Hilfe würde ich definitiv brauchen. Ich schob für einen Moment meine Sorgen zur Seite und wagte einen weiteren Blick zu der Hexe. Diese war gerade dabei eine Art Kommunikator zu aktivieren. Ich fühlte, wie die elektronische Energie durch das Gerät fuhr und eine ähnliche Macht in eine gleich aufgebaute Maschine auf der anderen Seite der Galaxie verband. Ich hatte bereits in einem Buch in der Bibliothek darüber gelesen. Ein eiskaltes Gefühl breitete sich in mir aus, als ich einer bekannten Stimme zu hörte.
,,Darcy, wieso hat das so lange gebraucht! Du hattest doch nur eine kleine Aufgabe zu erledigen."
Die Hexe sah sie ergeben an.
,,Entschuldigung." Darauf fragte die andere Hexe: ,,Hast du wenigstens etwas herausgefunden?" Darcy überlegte einen Moment, dann antworte sie: ,,Nein, nicht wirklich. Aber Miss Griffin weiß noch nicht, dass Julia in der ersten Welt ist." Als sie diesen Namen sagte, spürte ich sofort wieder das Gefühl der Einsamkeit in mir. Ich musste Julia helfen! Um jeden Preis. Darcy schien ein wenig Unwohl zu sein, denn als die Stimme darauf sagte: ,,Gut, dann hast du wenigstens eine Sache herausgefunden, die uns etwas nützt. Komm jetzt in die erste Welt, da brauchen wir dich dringender für den Plan." , schaute sie betrübt zum Boden. ,,Tut mir leid, Icy. Ich hätte mehr herausfinden sollen." Es folgte kurz Stille und dann sagte die andere Hexe boshaft: ,,Sollte es auch, denn dank dir, wird ER nicht zufrieden sein. Und du weißt, was er tut, wenn er nicht zufrieden ist, Darcy." Die Kälte ihrer Worte schien Darcy selbst aus dieser Entfernung zu erreichen. Die Hexe drückte ihre Hände zu Fäusten zusammen und schaute Icy wütend an. Schien den Zorn aber noch zu unterdrücken. ,,Ich weiß, aber ich kann nichts dafür, dass Griffin eine so starke Blockade hat und direkt merkt, wenn jemand in ihren Geist eindringt."
,,Ach, ist das ein Problem für dich Schwesterchen?", fragte die Andere liebevoll bösartig. ,,Denn wenn ja, dann wirst du es doch wohl beheben, nicht war? Wir wollen doch schließlich nicht, dass ER denkt, wir seien schwach, oder?" Darcy zuckte und drückte ihre Faust noch stärker zusammen bei den Worten ihrer Schwester. ,,Natürlich nicht.", sagte sie ihre Wut zügelnd. ,,Gut, dann komm endlich her. Du weißt doch, ohne dich funktioniert unser Plan nicht.", erklärte ihr Icy eiskalt und ohne Emotionen. Dann legte sie auf und die Energie ging zurück in das Gerät. Darcy schaute es einen Moment lang wütend an. Dann schlug sie mit einer Faust gegen die Höhlenwand. ,,Icy...das werde ich dir nicht so einfach verzeihen.", sprach die Hexe wütend. Doch schon im nächsten Moment wurde ihr Körper schlaff und sie nahm ihre Faust zurück.
,,Ach, es hat doch eh keinen Sinn." Eine Hand von ihr glitt in ihre Hosentasche und holte einen Kristall heraus, der eine mächtige Aura ausstrahlte. Sie schaute sich einen Moment prüfend um und schickte ihre Energie los, um zu schauen, ob irgendwer sie beobachte. Reflexartig verschanzte ich mich mit meiner Energie hinter meiner Gedankenbarriere. Doch es schien als hätte sie mich trotzdem entdeckt. Die Energie der Hexe griff mich unaufhörlich an. Doch sie konnte meine gedankliche Schutzhülle nicht durchbrechen.
,,Sieh mal einer an. Wen haben wir denn hier?", fragte Darcy und drehte sich böse lächelnd zu mir um. ,,Hat dir niemand beigebracht, dass man andere nicht belauscht?" Bedrohlich kam sie auf mich zu. Bestürzt ging ich ein paar Schritte zurück.
,,Aber...aber, wieso möchtest du denn schon gehen? Wir haben doch gerade erst begonnen Spaß zu haben.", sagte die Hexe daraufhin süßlich. Ich erwachte aus meiner Starre und rannte schnell in Richtung Ausgang der Höhle, doch ich kam nicht weit. Denn schon nach wenigen Sekunden spürte ich eine Energie mich ergreifen und hoch schweben lassen. Es war Darcy's Magie. ,,Irgendwoher kenne ich dich. Du warst doch diejenige, die diesen Volltrotteln geholfen hat den Avatar zu befreien. Nicht wahr?" Sie hatte eine Hand auf ihre Stirn gelegt und konzentrierte sich. Angst durchzuckte meinen gesamten Körper. Nicht etwa, weil ich in diese schreckliche Situation gekommen war, sondern weil ich Julia helfen musste. Bei diesen Gedanken überflutete mich Wut und Trauer. Ich musste die Winx oder irgendwen warnen! Julia brauchte mich! Nur dieses eine Mal. Und genau deshalb durfte ich Darcy auf keinen Fall gewinnen lassen! Wie ein Feuer, was entfacht wurde, breitete sich die Wut in meinem Körper aus und vertrieb die Angst. Wie von selbst holte ich meine innere Energie hervor und richtete sie gegen Darcys Energie. Sie zerstörte die komplette Struktur und ich fiel auf den Boden. Ich rappelte mich schnell auf und rannte los, ohne einen Blick nach hinten zu werfen. Darcy schleuderte ihre Magie auf mich, doch zum Glück konnte ich sie spüren und ausweichen. So schnell wie ich konnte, rannte ich zum Ausgang der Höhle und in Richtung Alfea. Nach einer Weile fühlte ich, dass Darcy keine Magie mehr auf mich zielte und verschwunden war. Dennoch rannte ich so schnell, wie ich konnte weiter. Erst als ich die Barriere und die Soldaten von Solaria spürte, wurde ich langsamer. Angespannt konzentrierte ich mich auf die Energie der Soldaten. Ich wollte auf gar keinen Fall entdeckt werden. Vorsichtig schlich ich zur Barriere. Als ich sie endlich erreicht hatte, schaute ich mich prüfend um. Niemand war zu sehen. Ich ging schnell durch die Barriere und versteckte mich hinter Bäumen. So schlich ich langsam in Richtung Schule, immer wieder die Energie der Soldaten spürend. So schaffte ich es bis zum Schulgebäude, doch gerade als ich es sehen konnte, endete der Wald und eine Wiese begann. Überall liefen Wachen entlang. Und ich musste irgendwie an ihnen vorbei. Aufeinmal veränderte sich das Wetter und ein starker Wind zog auf. Die Wachmänner sahen auch die Veränderungen und wurden unruhig. Eine mächtige Windböe erfasste sie und schleuderte alle auseinander. Chaos brach aus. Die bis eben sternenklare Nacht wich einem tosenden Sturm.

FATE - Die Macht der Elemente / aber andersWhere stories live. Discover now