Kapitel 8 Gottes Gnade

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Meine Kirche bot mir keine Zuflucht. Mein Gott mir keinen Segen.
Jeden Sonntag zur Gebetsstunde. Und wofür war das alles letztendlich? Für nichts und wieder nichts?
Jacklyn Joestar stand vor einem alten, verstaubten Altar in einer Krypta, irgendwo in den ländlichen Weiten Amerikas.
Vor ihrer Brust faltete die Vampirin die Hände zum Gebet. Schloss die Augen und murmelte undeutliche Worte vor sich hin.
„Jacky, glaubst du wirklich, der alte Herr da oben wird dich erhören?"
Unwahrscheinlich, dachte sie.
„Er tat es nie, und wird es jetzt noch viel weniger tun. Jetzt wo du kein Fünkchen Licht mehr in dir trägst."
Einige Meter hinter ihr saß Dio. Lässig an einer Wand gelehnt, zwischen Säule und Heiligengrab.
„Das weiß ich selbst nur zu gut. Ich will lediglich..."
„Dich reinwaschen?", vervollständigte der Vampir ihren Satz.
„Vielleicht wird er mir zumindest diese Beichte abnehmen."
„Dafür wirst du wohl einen anderen Ansprechpartner benötigen müssen."
Frustriert atmete Jacklyn aus und verdrehte die Augen. Dann nahm sie ihren Geist erneut zusammen und versuchte von neuem mit ihrem Gott zu sprechen.
Plötzlich vernahm sie Schritte, noch dumpf hinter der Tür. Folgend einen Luftzug und dann sich ihr etwas weiter nähernd, ein Menschen. Ein angehender Priester.
„Was... Was machen Sie hier? Wer hat Sie reingelassen?"
Dem Mann wandte Jacklyn sich zu und senkte die Hände. Monoton musterte sie ihn.
Er hatte dunkle Haut und kurze weiße Haare mit einer Art Zick-Zack Musterung. Von durchschnittlicher Größe und schlanker Passform war er. Kein Schrank wie ihr Geliebter.
Der überraschte Geistliche stürmte auf die Vampirin zu. Fiel in seiner Hektik jedoch über seine eigenen Füße. Oder wohl eher die Dios.
Die Bücher aus seiner Hand landeten allesamt vor Jacklyn.
„Und wer sind Sie?" Der Mann drehte sich um. Sah in die dunkle Ecke, wo er den Vampir vermutete. „Was machen Sie da unten?"
Schlagartig verschwand Dio. „Hey!"
„Ist das dein Buch?", fragte der Blonde, das Schriftstück auflesend.
Umgehend drehte der angehende Priester sich den Vampiren zu.
„Das ist die Biografie eines Geistlichen, der eine Affäre mit einer verheirateten Frau hatte und dann Maler wurde."
Welch spannende Lektüre.
„Darf man als man Gottesvertreter derartige Literatur überhaupt lesen?", wunderte sich Jacklyn. Eine Hand dabei an ihrem Kinn, die andere verschränkt vor ihrer Brust.
„Immer noch besser als deine verdorbenen, versauten, schmutzigen Romane.", betonte Dio. Seine Geliebte fauchte ihn eingeschnappt an.
„Darin geht es um die wahre Liebe, Seelenverwandtschaft. Außerdem lese ich so etwas dergleichen überhaupt nicht mehr."
Dem geistlichen Mann war ihr Gespräch vollkommen gleichgültig.
„Ich frage sie noch einmal: Wer sind Sie beide? Und wie sind Sie hier reingekommen? Diese Krypta ist eigentlich ausschließlich Sonntags für die Öffentlichkeit zugänglich."
Das Buch klappte Dio zu, Staub wirbelte auf.
„Wir haben leider das Problem, dass wir das Licht der Sonne nicht vertragen. Aber um 18:19 Uhr fängt es heute an zu dämmern. Bis dahin müssen wir uns hier drinnen aufhalten. Aus diesem Grund sind wir noch hier.", erklärte er ihm und sah dann diskret auffällig über seine Schulter zu Jacklyn.
„Und zudem noch, weil meine reizende Begleitung darauf bestand ihrem Gott all ihre Sünden zu beichten und um Vergebung zu bitten. Von Angesicht zu Angesicht, obwohl davon eigentlich kaum die Rede sein kann."
Durch seine harschen Bemerkungen heiterte sich ihre Stimmung kaum auf.
„Was schiebst du mir denn nun die Schuld in die Schuhe? Derjenige, der hier ein riesengroßes Mysterium um die Reise und unser Ziel macht bist allein du. Aber eine Krypta als Zufluchtsmöglichkeit vor der Sonne zu nutzen, war jawohl eine brillante Idee."
Giftig sah die Vampirin Dio an. Und könnten Blicke töten, so hätte sein unsterbliches Leben ein überaus schnelles Ende gefunden.
„Wie recht du hast, meine Schöne. Wie kann ich dich dafür nur nicht loben?"
Der Geistliche räusperte sich.
„Ich will mich ja nicht einmischen, aber gibt es ansonsten irgendetwas, was ich für Sie beide tuen kann? Des weiteren möchte ich nicht Ihre wertvolle Zeit vergeuden."
„Danke, nicht nötig.", bemerkte Dio lediglich.
„Wie Sie meinen. Bedauerlich." Sein Buch nahm der Dunkelhäutige dem Vampir aus der Hand. „Der Priester erfährt von mir nicht, das Sie hier sind. Aber bitte gehen Sie bei Sonnenuntergang."
Der Fremde ging, dabei leicht humpelnd.
„Du bist ein interessanter Typ." Jacklyn verzog ihre sanfte Mimik. Sah betroffen, wenn nicht gar eifersüchtig ihren Liebhaber an. Interessant?, dachte sie. Was an diesem schlaksigen Möchtegern-Priester soll bitteschön Interesse wecken?
„Wieso das?", fragte er sich ebenso sehr wie die Joestar.
„Naja, wieso schmeißt du uns nicht raus? Wir könnten gemeine Diebe sein, die versuchen Kunstwerke aus diesem heiligen Haus zu stehlen. Vielleicht planen wir noch schlimmeres. Vielleicht hintergehst du uns jetzt auch und rufst die Polizei, sobald du hier raus bist."
Bring ihn doch nicht noch auf dumme Gedanken!
„Finden Sie ich sollte das tun? Diese Geschichte mit dem Sonnenlicht wäre als Lüge zu kreativ für Diebe. Selbst der Teufel würde sich so etwas nicht einfallen lassen."
Und wo ist da die Logik? Sie fragte sich bereits, ob sie noch die Einzige bei Verstand in diesem Raum war.
Unerwartet kniete Dio auf dem steinernen, kalten Boden und begutachtete den Knöchel des Geistlichen.
Was machst du denn da? Seine Geliebte sah skeptisch auf ihn hinunter.
„Warte einen Moment. Hast du dich beim Sturz vorhin verletzt? Bin ich daran Schuld? Tut es dir weh?"
Was sollte es dich kümmern? Langsam glaubte die Vampirin zu halluzinieren. Das müssen Nachwirkungen des Blutverlustes sein. Ja, anders kann ich es mir nicht erklären. Nun konnte sie selbst ihren Augen nicht trauen.
„Nein, das waren nicht Sie. Machen Sie sich keinen Kopf. Ich bin schon damit geboren worden. Die Zehen im linken Fuß sind von Geburt an deformiert. Aber immerhin kann ich damit noch einigermaßen normal laufen."
Der Vampir sah auf. Sein Blick eisern und starr.
„Glaubst du an das Gesetzt der Anziehung? Du bist über mich gestolpert und hingefallen. Aber dafür gibt es einen Grund."
Wovon zur Hölle laberst du? Erst ihre Augen, dann ihre Ohren. Ich muss träumen. Kneif mich mal einer. Das ist nur ein Albtraum. Ein aberwitziger und urkomischer Albtraum.
Dio holte erneut den goldenen Pfeil von einst hervor.
„Worauf wollen Sie hinaus?"
Auf seiner flachen Hand drehte sich der Pfeil rasend schnell im Kreis. Schlussendlich zeigte dieser auf den Fremden.
Das Gold glänzte im seichten Kerzenlicht.
„Bitte, nimm diesen Pfeil als Geschenk von mir an. Es sei denn du möchtest ihn nicht haben, denn in dem Fall, stecke ich ihn wieder ein. Aber ist deine schicksalhafte Begegnung nicht das selbe, wie das Gesetz der Anziehung? Ich habe keine Ahnung, wie du gerade über mich denkst. Aber wir reisen, weil ich will, dass mich das Schicksal mit Menschen verbindet."
Ach so? Verwundert sah Jacklyn drein. Das ist mir neu.
„Wenn du mich also wiedersehen willst..."
Wiedersehen? Wir sprechen bereits von einem Wiedersehen?
„Dann kannst du mich rufen, indem du dein Gebet auf diesen Pfeil richtest. Ganz gleich wie viel Zeit vergangen seien mag. Verstanden?"
Der Mann war wie erstarrt, als Dio ihm den Pfeil sanft in die Hand drückte.
„Ich bitte dich nur, das niemals zu vergessen."
Dann trat der Blonde zurück, packte seine Geliebte ganz plötzlich am Arm.
„Bei Sonnenuntergang sind wir von hier verschwunden."
Und beide Vampire verschwanden in der pechschwarzen Finsternis.

„Was sollte die Aktion?"
Jacklyn fackelte nicht lange, befreite sich aus seinem festen Griff und konfrontierte Dio umgehend, nachdem sie sich auf dem Dachboden der Krypta zurückgezogen hatten.
Für einen Dachboden war der Raum überraschend groß. Zwar nicht sehr breit, dafür jedoch sehr hoch und allemal ausreichend für Dios 1,95m, sodass er sich nicht bücken musste.
„Wie? Was meinst du?"
„Der Pfeil? Warum schenkst du ihm das kostbare Ding?"
„Ich dachte du könntest den Scheiß nicht ausstehen."
Sie verdrehte die Augen. „Und trotzdem können wir nicht leugnen, dass es von essenzieller Bedeutung ist."
Irgendwas verändert sich in mir. Ich weiß nicht, was es ist. Geschweige denn, was genau mit mir geschieht. Doch zweifellos ist es ein seltsames Gefühl.
Und teilen wollte sie diese Befürchtungen nicht mit ihrem Liebhaber.
Betretenes Schweigen senkte sich über den düstereren Raum. Stumm ließ Jacklyn ihre Augen über die einzelnen, wenigen verstaubten Möbel schweifen. Eine hohe Kommode, eine Bank, eine immense Vase. Allesamt in Spinnengewebe gehüllt.
„Hattest du jemals Sex in einer Kirche?", fragte Dio sie unverfroren.
Was? Wie sollte ich? Als so unschuldiges, süßes Mädchen war ich brav und anständig und habe nur mit einem Mann geschlafen. Ich habe dich nie betrogen.
„Du etwa?" Sinnlich sah Jacklyn ihn an. Erkannte das Verlangen in seinen goldenen Augen. Und wie er sie begehrte. Noch immer, nach hundert Jahren.
„Es wäre mein erstes Mal." Dio näherte sich ihr. Mit jedem Schritt wuchs die Spannung zwischen ihnen und die Luft sprühte Funken.
„Meines nicht.", hauchte die Vampirin, schrammte mit ihren Fangzähnen über seine Unterlippe.
Mit einmal zog Dio seine Joestar enger an sich. Packte ihre Oberschenkel und hob sie mit Leichtigkeit auf die hohe Kommode hinter ihr.
„Du bist eine beschämend schlechte Lügnerin."
Seine Finger glitten über ihre Bluse und dem zugeschnürtem Korsett, welches ihr jegliche Luft zum Atem raubte und ihr die Organe zusammenpresste.
„Ja." Ihr rutschte dieses simple Wort einfach heraus, rückhaltlos.
„Wirst du mich weiterhin belügen?"
Seine Finger wanderten zu dem Verschluss ihrer hautengen Hose, öffneten diesen. Dio kniete vor ihr und streifte das Stück Stoff mühelos von ihren schlanken Beinen.
„Wer will denn eine ehrliche Gemahlin? Wie langweilig."
Ein Stöhnen entfleuchte Jacklyn, als er ihre Beine auseinander drückte und begann die Innenseite ihrer Schenkel zu küssen. Dabei immer weiter nach oben glitt.
Bis seine Lippen über ihre empfindlichste Stelle schrammten. Die Vampirin zuckte zusammen, ihr Körper bebte. Seine feuchte Zunge glitt über sie.
„Wie war das noch gleich? Vater vergib mir, denn ich habe gesündigt?", raunte Dio. Ein tiefes Knurren stieg aus seiner Kehle. Ihr Fleisch zog er zwischen seine Zähne.
„Halt die Klappe."
Erneut erstarb ihre Stimme in ein zitterndes Stöhnen, während er mit seiner Zunge in sie drang. Sie spürte seine Fangzähne scherzhaft auf ihrer Haut.
Eine Welle der Lust brach über Jacklyn herein. Die Spannung wurde zunehmend untragbar.
Plötzlich erhob ihr Vampir sich und riss die Hose nah unten. Seine Erektion war hart und feucht, wie sie erwartet hatte.
Ihre Hüfte packte er, zog sie weiter nach vorne. Sofort schlang Jacklyn ihre Beine um seine Mitte.
Dann presste Dio seine Lippen brutal auf die seiner Geliebten. Ihre Fangzähne krachten gegeneinander.
Im selben Moment stieß er in ihr glühendes Fleisch. Sie bäumte sich auf.
Und instinktiv schlug die Vampirin ihre Fangzähne in seinen Hals.
Sie trank und nahm sein Blut in sich auf. Das dickflüssige, warme Blut schenkte ihr Kraft.
Jacklyn labte sich an ihm und Dio fickte sie.

Irgendwann lagen sie nebeneinander auf einer schmutzigen Decke, auf den Boden.
Auf den Rücken lag Jacklyn, sah in die Leere. Dio neben ihr, spielte mit einzelnen Strähnen ihrer blau-blonden Haare.
„Also, wie würdest du diesen neuen Körper nun beurteilen?", fragte er sie.
Ich wusste, dass irgendetwas anders war., erinnerte Jacklyn sich. Wirklich, der Körper fühlt sich anders an.
„Vielleicht ist dieser doch gar nicht so schlecht. Moment..."
Die Vampirin erstarrte. Eine schreckliche Tatsache schoss ihr durch Kopf.
Du besitzt den Körper meines toten Bruders...
Bedeutet das dann...
Sie wollte den Gedanken gar nicht erst fortführen.
„Was ist denn, Jacky?" Dio hielt inne und ließ von ihren Haaren ab. Wanderte stattdessen mit seinen begabten Fingern weiter nach unten.
„Wenn du den Körper meines Bruders besitzt, bedeutet das dann..."
Sie schreckte auf. Schmerzhaft langsam zog Dios kalter Daumen Kreise über ihre intimste Stelle. Lenkte sie somit ab.
„Du machst dir zu viele Gedanken, meine Schöne."

If I had a HeartWhere stories live. Discover now