Kapitel 28

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Kapitel 28

Zwei Tage später

„Wie sieht es aus? Hat sich am Zustand etwas getan?", hörte Mila die Stimme ihres Mentors an der anderen Seite des Hörers besorgt fragend. Sie seufzte, drehte sich um und schaute nachdenklich durch das Fenster auf den bewusstlosen Patienten, der an zig verschiedene Maschinen angeschlossen war. Mila seufzte frustriert.

„Nein..", sprach sie und drehte sich wieder weg. „Ich spreche gleich nochmal mit Dr. Kasič. Das ist echt komisch... Wenige Stunden nach der OP war noch alles gut und jetzt das. Ich verstehe nicht, wie sich der Zustand so drastisch verschlechtern konnte", grübelte sie.

Es handelte sich um den Patienten, den Mila und Peter vor wenigen Tagen mit ihren wiener Kollegen operiert hatten. Am Anfang schien alles in Ordnung, doch dann hat sich der Zustand immer mehr verschlechtert, sodass sie ihn schließlich ins künstliche Koma legen mussten.

Blöderweise befand sich Peter wieder in Berlin. Er musste gestern spontan zurückfliegen, weil ein wichtiger Notfall eingetroffen war. Mila war für den Patienten und als Unterstützung für die Kollegen vorerst in Wien geblieben. Für wie lange, wussten sie noch nicht. Das kam ganz auf die Entwicklung des Patienten an. Peter seufzte.

„Das kann schon mal passieren... Die Operation war nicht ohne. Wir müssen das einfach weiter beobachten. Ich stehe in Kontakt zu Kasič. Melde dich, wenn's was neues gibt", sprach er. Sie nickte seufzend. „Okay.. Bis dann". Mila steckte ihr Handy zurück in den Kittel und drehte ihren Kopf besorgt zu dem Patienten, der schlafend auf dem Bett lag. Wenigstens waren die Werte halbwegs okay...

Gleich konnte sie nach Hause gehen, da sich bei dem Patienten heute vermutlich nichts mehr tun würde und sie hier sonst keine Aufgabe hatte. Wenn doch, war sie erreichbar und würde sofort ins Krankenhaus kommen.

Hier konnte sie nicht viel anrichten und hatte demnach auch fast nichts zutun, da es nur der Patient war, der sie hier hielt. Mila musste schmunzeln, als sie sich vorstellte, sie würde an der Charité schon um dreizehn Uhr Dienstende haben. Nicht einmal im Traum.

Glücklicherweise würde Ivona sie gleich ablenken. Das kam ihr gerade nur recht. Mit Raphael hatte sie seit dem Vorfall in seiner Wohnung keinen Kontakt mehr gehabt und mit John hatte sie zwischendurch immer mal wieder kurz geschrieben.

Sie fragte sich, wie es jetzt weitergehen sollte, denn von sich aus würde sie wahrscheinlich nicht den ersten Schritt machen. Doch jetzt musste sie erstmal in die Besprechung. Alles andere kam später.

-

„Du kennst meine Meinung zu Raphael", sagte Ivona und senkte die Gabel in ihrer Hand. Sie und Mila aßen gerade zusammen zum Mittag. „Das, was er damals gemacht hat, war dumm und bescheuert. Aber ich glaube nicht, dass er es gemacht hat, um dich zu verletzen. Auch jetzt diese Nummer; Der ist einfach nicht fähig, seine Gefühle zu zeigen und versaut es stattdessen", erzählte Ivona und Mila zuckte mit den Schultern.

„Wie auch immer. Es ist mir auch egal", entgegnete Mila locker und blickte kurz auf ihr Handy, welches neben ihrem Teller lag. Sie wollte sichergehen, dass sie nicht eine Nachricht vom Krankenhaus verpasst. Ivona lachte leise. „Klar", atmete sie amüsiert aus und lehnte sich zurück, schaute Mila für einen langen Moment an. Diese runzelte fragend die Stirn.

„Was?", fragte sie, als sie merkte, wie ihre Freundin nachdachte. „Du und Raf... Das war damals so sicher für mich, wie, dass du Tänzerin wirst". „Und dann wurde ich es nicht", beendete Mila Ivona's Satz, weshalb sie lachen musste. Sie schüttelte den Kopf. „Das war tragisch und damit hatte auch niemand gerechnet..", murmelte Ivona betroffen und schaute kurz weg, als sie sich zurückerinnerte.

Hinter schwarzen Raben I RAF CamoraWhere stories live. Discover now