Kapitel 26

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Der Mann griff in eine Tasche und warf etwas in die Luft. Weiße Flocken aus Papier flogen nach unten. Langsam schloss die Frau die Augen. Die Mädchen in weiß rannten nach innen und stellten sich mit den Rücken um die beiden. Weiße Tücher wurden zwischen ihnen aufgespannt, sodass die zwei im Innern nicht mehr sichtbar waren. Daraufhin begannen sie im Kreis zu laufen und zu singen.

Sie warfen ihre Hände in die Höhe, die Tücher flogen davon. Zum Vorschein kamen die beiden, wie sich siech gegenüberstanden. Die Frau trug nun einen hellblauen Kimono, die Haare waren offen. Gemeinsam begannen sie einen Tanz.

„Er hat sie gerettet, den Göttern sei Dank", sagte die Kleine.

Der gemeinsam Tanz zeugte von Freude und Liebe. Langsam Bewegungen, eine tiefe Nähe. Nicht einmal lösten sie den Blick voneinander. Erst als die Musik verklang, begann der große Applaus.

„Das war ein beeindruckendes Schauspiel", sagte Leviathan.

„Ja, das war es", antwortete sein Mensch.

Die Massen verzogen sich und die allgemeinen Festlichkeiten begannen. Zahlreiche Stände mit Essen und anderen Dingen waren die Straßen entlang aufgebaut. Gemeinsam liefen sie diese entlang, probierten von den zahlreichen Ständen.

Vor einem Stand mit Schmuckstücken blieb Ryoma stehen. Sein Blick war auf ein rotes Armband gefallen, welches handgefertigt war. Es war aus Leder und geflochten. Neben diesem war ein Ständer mit kleinen silbernen Anhängern.

Leviathan beobachtete, wie Ryoma die Anhänger betrachtete, mit den Fingern berührte, dann entschied er sich für zwei rote Armbänder. Er kaufte diese und trat zu ihm. „Streck dein Handgelenk aus, Levi." Der Dämon hob es und schaute stumm zu, wie Ryoma ihm das rote Armband um das linke Handgelenk band. Das andere wanderte um Ryomas rechtes Handgelenk.

„Das ist ein Geschenk für dich", sagte Ryoma und lächelte.

Er trat zu ihm, legte die Hand an seine Wange. „Danke."

Mit roten Wangen drehte sich Ryoma um und zog Leviathan mit sich.

Der Himmel wurde dunkler und am Abend versammelten sich alle erneut um den Markplatz, um das bevorstehende Spektakel zu sehen. Leviathan hatte Ryoma umschlungen und war auf das Dach eines Hauses geflogen, von dem aus sie in Ruhe das Feuerwerk beobachten konnten. Leviathan hatte seinen Arm um Ryoma geschlungen, die Hände mit den roten Armbänder waren ineinander verschränkt.

Die erste Rakete erhellte den Himmel und weitere folgten. Bunter Funkenregen erleuchtete den Himmel.

„Ihr Menschen habt schöne Traditionen", sagte Leviathan.

„Ja. Wir wissen um unsere Sterblichkeit und feiern die Momente", erwiderte Ryoma.

Sterblichkeit. Menschen wurden nicht einmal ein Jahrhundert alt. Eine Spanne, die für einen Dämon die Kindheit und einige Jahre als Erwachsener beinhaltete. Sie lebten ihr Leben anders als Dämonen, doch es war nicht schlechter. Er genoss die Momente mit Ryoma, schloss sie tief ein, schwor sie zu beschützen. Ihre Hände trennten sich nicht, bis der Funkenregen endete.

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Am darauffolgenden Morgen begaben sie sich nach dem Frühstück zum Postladen. Dieses Mal brannte Licht und eine Glocke läutete, als sie diesen betraten. Ein Japaner Ende Sechzig saß auf einem kleinen Hocker hinter dem Tresen. Er trug eine Lesebrille und war in etwas vertieft.

Als sie vor ihm hielten, schaute er auf und begrüßte sie höflich: „Guten Morgen, wie kann ich Ihnen behilflich sein?"

Ryoma trat vor. „Wir suchen eine Frau namens Chidori. Sie hat jahrelang Briefe von hier aus an ihre Freundin entsendet und erhalten."

Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9)Where stories live. Discover now