Kapitel 34

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Ryoma öffnete die Augen. Er schwebte im Nichts und ihn umgaben zahlreiche Türen. Die Türen waren weiß und auf ihnen standen geschwungene Buchstaben. Langsam schwebte er zu einer Türe, wobei er sich nicht sicher war, ob diese nicht zu ihm schwebte. Auf dieser stand ein Name, der ihm bekannt vorkam. Seine Hand legte sich an diese und er spürte, wie sie zu schwingen begann. „Öffne dich", flüsterte er.

Die Tür öffnete sich und er schien in diese gesaugt zu werden. Die Umgebung verschwamm, dann nahm sie wieder Gestalt an. Er saß auf einem kleinen sandigen Platz, der von ein paar Bäumen umgeben war. Es dauerte jedoch einen Moment, bis er realisierte, dass er nicht saß, er stand – mit dem Unterschied, dass er nicht über 1,80 m, sondern deutlich kleiner war.

Ein kleiner Holzstock raste auf ihn zu und er blockte diesen heldenhaft. Der Angreifer war eine kleine Dämonin mit orangen Locken und grünen Schuppen auf der Haut.

Bin ich ein kleiner Junge? Er wusste nicht, was vor sich ging, doch er hatte keine Kontrolle über seinen Körper, er war nur ein stummer Zuschauer. Er kämpfte weiter und es sah gut für ihn aus, bis eine laute Stimme erklang. „Eria, was tust du da?"

Ein Dämon mit ebenfalls orangenen Haaren in einem schicken Aufzug trat zu ihnen und griff das Mädchen am Arm. „Ich habe dir gesagt, dass du nicht mehr herkommen darfst", sagte der furiose Dämon, der der Vater des Mädchens war.

„Aber warum?", fragte sie und der Schmerz stand auf ihrem Gesicht, denn er riss sie mit sich.

„Mein Herr, Ihr tut ihr weh", rief er dem Dämon nach.

Dieser hielt an und knurrte: „Du wertloser Waise hältst dich fern. Sie verkehrt nicht in diesen niederen Kreisen."

Diese Worte taten weh. Ryoma spürte den Schmerz des kleinen Jungen, in dessen Körper er steckte. Er musste mitansehen, wie seine Spielgefährtin weggezerrt wurde. Er griff nach dem Stock und trat gegen einen Stein. Wie ich das hasse.

Der Stein flog und traf auf das Bein eines Mannes, der wenige Meter entfernt stand. „Sei vorsichtig, Kleiner, damit könntest du jemanden verletzen", erklang eine tiefe Stimme und er schaute auf. Vor ihm stand ein Dämon mit bernsteinfarbenen Augen und schwarzem Haar. Er hatte eine Aura, die Respekt verströmte, die Augen waren kühl. Seine Kleidung war die eines Kriegers. Das bezeugte auch das Schwert, das an seinem Gürtel baumelte.

Levi?, dachte Ryoma. Er hatte keinen Zweifel.

„Das interessiert mich nicht. Ihr verdient kein Mitleid", schrie er. In euren Augen bin ich nichts wert.

Der Dämon trat zu ihm, ging vor ihm auf die Knie. Er erwartete, dass er ihn nun schlug. Seine Respektlosigkeit würde nicht ungestraft bleiben. Ängstlich kniff er die Augen zu. Es erfolgte kein Aufprall. Der Dämon hatte sich vor ihn hingekniet, legte die Hand an seine Schulter.

„Schau mich an, stehe aufrecht. Niemand hat das Recht, über dich zu urteilen. Man beurteilt nach den Taten eines jeden, nicht dem Namen oder die Herkunft. Jeder, der anderes tut, ist ein Narr."

Die Worte trafen den jungen Dämon. Er zitterte. „Wie? Sie halten mich für Abschaum."

„Dann beweise ihnen das Gegenteil. Lerne und trainiere, werde zu einem Mann, den sie nicht verspotten können", erwiderte Leviathan, dann erhob er sich.

Der kleine Junge griff nach dem Saum des Oberteils. „Könnt Ihr mir helfen?" Er wusste, dass er es sich nicht anmaßen sollte.

„Morgen, eine Stunde nach Sonnenaufgang. Ich kann dir zeigen, wie man kämpft, doch deine Kämpfe wirst du alleine ausfechten müssen", war die Antwort, die er erhielt, und der Dämon hielt Wort. Jeden Tag erschien er eine Stunde nach Sonnenaufgang und trainierte den kleinen Dämon mit Strenge, aber auch Geduld.

Ryoma - ein schicksalhafter Fluch (BAND 9)Where stories live. Discover now