Kapitel 22 - Date

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Eine große Schneelandschaft erstreckt sich vor meinen Augen. Überall ist Schnee, die Straßen sind in Matsch getränkt und die Fußgängerwege in Schnee gebettet. Mit sanften Schritten nähere ich mich dem Katzencafé und genieße dabei das Knirschen unter meinen Schuhen. Es beruhigt mich etwas, da meine Brust vor Aufregung stark am Kribbeln ist. Denn ich treffe gleich endlich Liam wieder und ich freue mich wirklich riesig. Ich habe mir auch einen dicken Parkar angezogen, da es wirklich echt kalt ist. Laut meines Handys haben wir gerade mal -1°, selbst meine dicken Winterstiefel musste ich heute zum ersten Mal herausholen. Mit Kapuze auf und meinen Händen in den Jackentaschen platziere ich mich vor dem Café und blicke wartend um mich.

,,Knirsch", ertönt es plötzlich in meinem Ohr. Ich drehe mich nach links und entdecke die liebe Frau vom Katzencafé, welche gerade den Kundenstopper hinausstellt.

,,Guten Morgen", seufzt sie und schiebt anstrengend den Stopper durch den Schnee zur Wand. Sie geht vom Stopper ab und sieht mich leicht keuchend an, dabei stützt sie sich mit einer Hand am Stopper ab. ,,Also mit diesem Schneefall hat echt niemand gerechnet, er kam plötzlich über Nacht und hüllte die ganze Stadt in ein wunderschönes Winterparadies, verrückt oder?", fragt die Frau amüsiert. 

,,Ja, da stimme ich ihnen voll und ganz zu", antworte ich ebenfalls etwas amüsiert. ,,Ich glaube, heute werden sie viel Kundschaft bekommen und auch viele heiße Schokoladen servieren, aber sagen Sie mal... ist ihnen nicht kalt, so im T-Shirt?"

Sie sieht mich mit ganz geschockten Augen an, kurz darauf sieht sie an sich runter. ,,Oh... ähm... wo sie es sagen... verdammt entschuldigen Sie mich bitte", bricht es aus der Frau ganz unbeholfen raus, sie verschränkt nur ihre Arme und läuft blitzschnell wieder in den Laden zurück. Von draußen kann ich erkennen, wie sie förmlich im Laden umherspringt und dabei ihre Arme reibt. Ich glaube, sie hat es irgendwie ignoriert, wie kalt es hier draußen ist. Grinsend sehe ich der Verkäuferin nur noch beim Aufwärmen zu, ich fand es schon immer, dass der Winter eine echt besondere Zeit ist.

,,Hey Näthi, warum grinst du denn so? Ist es meinetwegen?", erklingt es leicht lachend in meinem Ohr. Ich drehe mich schnell um. Es ist Liam und das in einem wirklich schönen Outfit. Er trägt einen dunkelblauen Mantel, welcher sich perfekt an seinen Körper schmiegt, eine schwarze Skinny Jeans und eine süße dunkelblaue Mütze auf dem Kopf. Täuscht es oder wird es plötzlich wieder etwas wärmer? Ich habe das Gefühl, dass wir gerade 5 Grad haben? 

,,Hat es dir etwa so die Sprache verschlagen?", fragt mich Liam in einem etwas frechen Ton, dabei legt er aus dem Nichts seine Hand auf meine Wange. ,,Du glühst ja richtig, nicht, dass du noch krank wirst", sagt er mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht. Ich jedoch kann spüren, wie meine Wangen immer roter werden, selbst seine eiskalte Hand kann ich nicht mehr spüren.
Oder habe ich sie vielleicht mittlerweile aufgewärmt? Er nimmt sie aber auch gar nicht mehr von meiner Wange. Mein Herz schlägt immer schneller, ich weiß gerade nicht, was ich tun soll, ich bin wie angewurzelt und dieser verstohlene Blick von ihm macht es nicht besser.

,,Huuuup."

Plötzlich durchdringt eine unerwartete Hupe die Stille. Ein lautes, schrilles Geräusch, das uns beide erschreckt. Wir blicken hoch, der Himmel über uns verdunkelt sich, und eine gewaltige Schneewalze rollt heran, welche alles in ein blendendes Weiß taucht. Für einen Atemzug lang verschwindet die Welt um mich herum, ich sehe nur noch weiß und nehme ein eiskaltes Gefühl wahr.

Als die Sicht zurückkehrt, sehe ich Liam wieder. Unsere Blicke treffen sich, und ein nervöses Lachen entweicht mir. Doch dann, wie aus dem Nichts, bricht auch aus Liam ein herzhaftes Lachen aus. Ich habe ihn noch nie so sehr lachen gehört, sein Kichern ist richtig ansteckend, und ich kann nicht anders, als mich seinem Lachkrampf anzuschließen. Innerlich bin ich mehr als nur froh über diese Schneewalze, sie hat mich aus dieser Situation gerettet, auch wenn ich es irgendwie echt schön fand, seine Hand auf meiner Wange zu spüren.

Gegen den Strom - Nathans Kampf für Akzeptanz (2)  [Band 1]Where stories live. Discover now