14. ~ Only Love can hurt like this

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TW: Gewalt

Alle meine Sinne waren aufs Äußerste geschärft. Ich nahm jedes Geräusch wahr und jeden einzelnen Geruch.

Meine Augen huschten unruhig durch den leeren Raum, behielten die instabil aussehende Holztür jedoch immer im Blick. Mit aller Kraft versuchte ich die Handschellen, an denen die Kette befestigt war über meine Hände zu ziehen und sie endlich von dem kalten Metall zu befreien.

Doch nichts half.

Ich war gefangen, konnte nur beobachten. Wie ein Schatten, beobachten doch nicht eingreifen, eine Qual.

Auf einmal sprang die Tür quitschend auf, mein Kopf schnellte in die Richtung und ich sah mit angehaltenem Atem zu, wie der Junge, dessen Erscheinung mir so vertraut und dennoch so fremd war rückwärts eintrat und etwas hinter sich her schliff.

Ich wollte eigentlich gar nicht wissen, was es war, doch meine Neugier konnte einfach nicht hinter einer Tür eingesperrt werden.

Es war eine Person, wie ich bei genauerer Betrachtung feststellen konnte. Eine Person mit einer undurchsichtigen Plastiktüte auf dem Kopf, in die mehrere Luftlöcher zum atmen eingestochen waren.

Doch diese waren so klein, dass ich das Gesicht darunter nicht erkennen oder gar identifizieren konnte.

Lucifer hiefte den Körper hoch, legte ihn sich halb über die Schulter, nur um ihn dann an eine weitere Säule wenige Meter vor mir zu binden, mit einem spröden, geflochtenen Seil, das ungefähr so dick war, wie mein Handgelenk.

Er band die Schnur um den gesamten Körper, sodass sich die Person nicht bewegen konnte, wenn sie überhaupt bei Bewusstsein war, was allerdings nicht danach aussah, denn der Kopf fiel auf die rechte Schulter und Arme und Beine hingen schlaff und kraftlos in der Luft.

Doch ich konnte den Tüten-Menschen atmen sehen, erkannte, wie sich seine Brust hob und senkte unter den ruhigen Atemzügen.

Ich presste meinen Kiefer fest aufeinander, um das Zittern zu unterdrücken, das in mir aufzusteigen drohte. Eine unbändige Kraft von Angst kam über mich, denn warum sollte er jemanden hier her bringen.

Es ergab alles keinen Sinn, als würde sich das Bild, das ich mir in meinem Kopf geformt hatte sich nun vor meinen Augen auflösen, alles was ich mir aufgebaut hatte, jedes Puzzleteil, das ich an seinen Platz geschoben hatte war nun wieder durch einander.

Ich war wieder am Anfang.

Und ich hasste Ungewissheit. So wie die menschliche Spezies die Dunkelheit verabscheute. Denn sie wussten nicht, was sich dort verbarg. Nicht zu wissen, was geschehen würde, die Ungewissheit der Zukunft.

Stumm sah ich zu, wie Lucifer eine Spritze aus der Tasche seiner schwarzen Pullovers holte. Meine Augen wurden vor Schreck ganz groß, als ich die dünne Nadel im Tageslicht aufblitzen sah.
Die Spritze war mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt, die täuschend ähnlich, wie Wasser wirkte, doch ich konnte mir denken, dass es das nicht war.

Warum auch?

Für einen kurzen Augenblick sah er mich an, seine Augen blitzten gefährlich und ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine blutigen Lippen.
Er sah, dass ich Angst hatte, konnte sie wahrscheinlich sogar riechen.

Doch dann rammte er die dünne Nadel der Spritze in den Arm der Person mit der Tüte auf dem Kopf. Ich schloss die Augen, wünschte mir, dass alles vorbei war.

Alles

Das nächste, was ich vernahm, war ein keuchendes Geräusch vor mir. Dann rasselnde Atemzüge, als wäre jemand kurz vor dem Ersticken gewesen.

Home Sweet HellWhere stories live. Discover now