44. unausweichlich

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-𝒆𝒊𝒏𝒊𝒈𝒆 𝑺𝒕𝒖𝒏𝒅𝒆𝒏 𝒔𝒑𝒂̈𝒕𝒆𝒓:
-𝑴𝒊𝒌𝒐𝒔 𝑺𝒊𝒄𝒉𝒕:

"Zayl... ich fühl mich nicht so gut..." murmelte ich müde und schleppte mich neben ihm durch den Wald.
Seit dem Kampf mit Denise und Zlara wanderten wir durch den Wald um die Lichtung herum, ohne Ziel und Grund, nicht einfach stehen zu bleiben...
Wir wussten beide nicht, wie wir unsere Verletzungen behandeln sollten oder wo wir hingehen sollten.
Wir hatten auch beide plötzlich Fieber bekommen.
Zayl flüsterte dauernd irgendwelchen Blödsinn und fragte mich Sachen, die keinen Sinn machten.
Er war Verwirrt.
Er... machte mir Angst.

"Isst du morgen Hase mit mir?" murmelte er benommen und ich schüttelte verzweifelt den Kopf.
"Zayl, was redest du da?" fragte ich, immer noch mit Tränen in den Augen.
Dieser Wolf machte mich fertig.
"Agh! Ah, das tut weh..." meinte er plötzlich und blieb stehen.
Er presste seine Hand auf seine Brust und keuchte schwer.
"Wenn du die Verletzung kühlst, wird es nicht mehr so wehtun. Du weißt, wie das geht." flüsterte ich ihm geduldig zu, bevor ich meine Hand auf seine legte.
Er stützte sich bereits lange auf mich und ich gab mein Bestes, ihm zu helfen, aber langsam bemerkte mein Körper die Nachfolgen des Kampfes.
Wir waren beide erschöpft.

"Konzentrier dich, Zayl. Du schaffst das."
Seine Brust hob und senkte sich unruhig und ich strich mit meiner zweiten Hand vorsichtig über seinen Rücken.
Und da setzte er seine Kräfte ein.
Erleichtert sah ich zu, wie sich eine dünne Eisschicht von seiner zerkratzten Hand ausbreitete und über seine Brust zog.
Das Eis verbreitete sich über seine Schulter, bis nach hinten zu seinem Schulterblatt und seinem mittleren Rücken.
"Gut gemacht." murmelte ich und strich über seine kalte Wange.
Seine Temperatur war so niedrig, es schmerzte auf der Haut, ihn anzufassen.
Das... tat mir im Herzen weh.

"Wir sollten weitergehen."
Ermutigend nahm ich seine Hand und wir gingen weiter, zwischen den dicht beieinander stehenden Bäumen hindurch.
Wir stolperten bei jedem Schritt... ich... wurde dieses kränkliche Gefühl nicht los.
Das Fieber machte uns beiden zu schaffen und da Zayls Herz nur knapp verfehlt wurde, wusste ich nicht, was wir jetzt tun sollten.
Kinia war weg, Denise und Zlara waren... tot...
Wir hatten keine Unterstützung mehr... auch keine Magie oder ein Portal, dass uns zu einem Krankenhaus bringen würde... oder... nachhause.

Zuhause.
"Ich will nachhause..."
Wir blieben beide stehen und Zayl sah mich verwirrt an.
"Nachhause?" wiederholte er, als hätte er dieses Wort noch nie zuvor gehört.
Und da wusste ich, dass etwas nicht stimmte.

"Was...? Ja, Zayl. Nachhause. Weißt du, wo das ist?" fragte ich ihn, mit einer bösen Vorahnung.
"Wo das ist...?"
Zayl...?
In diesem Moment fiel mir der Anfang unserer anstrengenden Reise wieder ein und ich hielt geschockt inne.
Fieber... Verwirrtheit und Gedächnisverlust... bald darauf Gewalt. Vielleicht sogar gegen Fremde oder... Nahestehende.
Der Zeitungsartikel.

Plötzlich hörte ich etwas.
Erschrocken und verunsichert sah ich mich um.
War da jemand? Eine Hexe vielleicht?
Ein durchgedrehter Wandler?
Nein.
Da kam eine Gestalt auf uns zu.
Die Büsche teilten sich und gaben mir die Sicht auf etwas frei, das ich gerade wirklich nicht sehen wollte.

Jang kam auf uns zu.
Seine Pratzen machten keinen Laut, hinterließen keine Spuren...
Wie hatte ich ihn bemerkt?

"Nein. Bleib weg... Lass ihn in Ruhe!" schrie verzweifelt und versuchte, den Geist mit meiner Hand wegzuscheuchen.
Dieser Versuch kostete mich einige Kraft und half den Schmerzen in meinem Körper nicht.
Mit Tränen in den Augen krallte ich mich an Zayl und drückte ihn zurück.
"Geh weg! Hau ab! Bitte!... Lass uns doch einfach in Ruhe!" flehte ich den Tiger an, der trotz meiner Versuche, ihn fernzuhalten, näher kam.
Seine leeren Augen starrten uns an und seine Pranken suchten sich einen Weg zu uns, ob ich nun wollte, oder nicht.
Der schwarze Tiger blieb nicht stehen.
Das würde er nie.

"Geh weg, Jang... l-lass uns in Ruhe..."
Meine Stimme war kaum lauter, als meine Schritte durch den Schnee, der von unserem Blut rot gefärbt war.
Das war das erste Mal, dass ich einen der beiden Tiger in der Realität sah.
Das erste Mal, dass ich mir sicher war.
Keine unsicheren Schatten, keine Vision oder Träume.
Er war hier.

Tränen rannen bereits an meinen Wangen hinunter und tropften auf den Boden.
Ich konnte nichts gegen ihn unternehmen.
Er war mit Zayl verbunden.

Erschöpft sah ich dem Tiger zu.
Mein Körper rührte sich nicht.
Ich wich Zayl nicht von der Seite, aber... ich griff auch nicht ein.
Was würde es bringen?
Gar nichts.

Da schien Zayl erst zu realisieren, dass Jang hier war.
Aber anstatt erschrocken oder abweisend zu reagieren... griff er nach ihm.
Er streckte seine rechte Hand nach ihm aus und ich sah das schwarze Muster auf seiner Handfläche.
Im nächsten Moment... drückte Jang seine Wange an seine Hand.

Verwirrt sah ich ihn an und beobachtete.
Die Großkatze schnurrte sehr laut.
Als hätte sie etwas gefunden, das sie gesucht hatte.
Viele Jahre gesucht...
Jang presste sich gegen Zayls Hand, kam zu ihm und drückte seinen Kopf gegen seine Beine.
Zayl ließ mich los und stolperte langsam zurück.
"Was machst du da?" fragte ich, als würde der Tiger mir darauf eine Antwort geben können.
Als ich jedoch genau auf Zayls Finger in seinem Fell sah, bemerkte ich, dass sein Fell schimmerte.
Es leuchtete schon fast.
Ganz leicht.
Ganz unscheinbar.
Aber es schimmerte.

Bei den Streichelbewegungen den Alphawolfes durch Jangs Fell schien es, als würde glitzernder Staub aus seinem Pelz rieseln.
Jang rieb seinen Kopf gegen das Halbsymbol auf Zayls Handfläche und gab ein tiefes Grummeln von sich.
Ich brauchte nur zu blinzeln und... er war wieder verschwunden.

Und Zayl...
Er stand nur still da und starrte ins Leere.
Ich konnte ihn nicht ansprechen, das wusste ich.
Aber trotzdem...
"Zayl...?" flüsterte ich vorsichtig und nahm seine Hand.
In seinen Augen konnte ich etwas sehen.

Es war Jangs Blick.
Das war... nicht überraschend.
Aber so sehr...
Er spiegelte sich nicht mehr nur in Zayls Augen.
Er war da.
Er war... ein Teil von ihm.

Und er würde nie wieder verschwinden.

𝑺𝒏𝒐𝒘𝒇𝒂𝒍𝒍 𝒎𝒊𝒅 𝒔𝒖𝒎𝒎𝒆𝒓 |𝑩𝑳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt