2. Geplanter Zufall

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Am nächsten Morgen öffneten sich meine leicht angeschwollenen Augen nur sehr schwer.
Sofort blickte ich mit ein paar Stunden Distanz auf den vorherigen Abend zurück und schüttelte innerlich den Kopf.
Es ist echt beschämend wie sehr man im Selbstmitleid versinken kann.
Vielleicht haben meine Hormone verrückt gespielt, aber der Versuch den Ernst der Situation auf banale Art wegzuschieben erlosch sofort nach dem Blick auf den Perioden Tracker.

Vom zeitlichen Druck angetrieben, machte ich mich auf den Weg in mein Bad.
Dort angekommen wiederholte ich die gestrige Prozedur und versteckte zusätzlich die etlichen kleinen roten Flecken mit etwas Concealer.
Wenn man genau darüber nachdenkt ist Makeup kapitalistischer bullshit, dachte ich.
Die Werbeindustrie redet einem nicht vorhandene Probleme ein, und verkauft anschließend die dubiose Lösung zu einem Wucherpreis.
Aber antrainiertes lässt sich schwer wieder abgewöhnen, und so deckte ich zusätzlich noch ein paar unscheinbare Pickel ab.

Ich zog mir mein am Tag zuvor zurechtgelegtes Outfit an und setzte eine Tasse Kaffee auf.
Abwechselnd klopfte ich meine Hosentaschen ab.
Links, rechts vorn.
Portmonee und Smartphone.
Ein Blick in die Bauchtasche versicherte mir, dass sich meine Haustür- und Autoschlüssel ebenfalls in meinem Besitz befanden.
Der heiße Wachmacher wurde noch schnell in eine Thermoskanne gefüllt.
Dann machte ich mich scheinbar unberührt von jeglicher Emotion auf den Weg in den am Abend zuvor verhassten Alltag.

Ich joggte die Treppen aus der zweiten Etage herunter und begab mich auf die Straße.
Als ich über den Asphalt zu meinem Auto ging, war mein Blick nach unten auf mein Display gerichtet.
Plötzlich bemerkte ich einen Hieb in der rechten Schulter.
Mein Telefon entglitt mir und landete auf dem harten Boden.
Eine ältere Dame hatte mich beim vorbeigehen beinahe umgestoßen.
Meine langsam aufkommende Empörung erlosch sofort, als ich nach kurzer Unaufmerksamkeit nach der Frau suchte, und diese verschwunden schien.
Verwundert schaute ich in die andere Richtung.
Keine Spur.
Ich hätte vermutlich sowieso nicht den Mut gehabt Sie darauf anzusprechen, dachte ich und bückte mich um mein Handy aufzuheben.
Mir fiel dabei eine kleine abgerundete Scherbe ins Auge.
Ich verstaute mein Gerät in der Tasche und begutachtete die Scherbe genauer.
Ihre blaue Farbe schimmerte im Sonnenlicht.
Aus irgendeinem Grund konnte ich nicht von ihr ablassen.
Vielleicht bewegte meine innere Elster mich dazu das schöne Fundstück gut in der Innentasche meiner Jacke zu verstauen, oder meine Tendenz Dingen eine nicht vorhandene Wichtigkeit zuzusprechen.

Ich freute mich jedenfalls über den Fund und stieg etwas erheiterter in meinen roten VW Scirocco.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 15, 2023 ⏰

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