His best Friend

4. Alles wie immer?

Er warf mir einen schüchternen Blick zu, bevor er begann sich elegant über das Parkett zu bewegen und mich durch leichten Druck an meiner Hüfte geleitete es ihm gleich zu tun. Es war erstaunlich leicht, von Linus geführt, meine Schritte dem Takt der Musik anzupassen. Ich blendete alles um uns herum aus, das Emma und Jake keine zwei Meter entfernt von uns tanzten, das Jakob das wohl beste war was mir je hätte passieren können, das er mein Freund war. In diesem Moment wollte ich Linus an mich ziehen, mehr von ihm spüren als nur seine Schulter und seine Hand die in meiner lag.
"Stop", mahnte ich mich gedanklich: "das ist nur der Alkohol, was auch immer du jetzt machst morgen würdest du es bereuen." Ich lockerte meinen Griff an seiner Schulter und fokussierte mich wieder auf die Tanzschritte.

"Ich glaube das passt jetzt, oder? Nicht das ihr zu viel Spaß ohne mich habt. Nein, ernsthaft das sieht echt schon gut aus", zwinkerte Emma uns zu.
Ich erschrack bei ihren Worten hatte sie etwas bemerkt? Natürlich erkannte ich das sie scherzte dennoch verunsicherte es mich wie sie diese Situation zwischen mir und Linus interpretierte.
Wir hatten uns voneinander gelöst und standen uns gegenüber. Etwas beschämt wischte ich meine verschwitzten Hände an meiner Jeans ab, in der Hoffnung das Linus nicht bemerkt hatte wie nervös er mich machte.
"Ich hole uns schnell was zu trinken", unterbrach Linus die unangenehme Stille und verschwand in der Küche.

"Als du 'was zu trinken' sagtest dachte ich du würdest uns was richtiges bringen", schmollte Emma als Linus mit einer Flasche Mineralwasser und vier Gläsern wieder kam. Er kommentierte das nur mit einem sarkastischem:"Wir wollten halt alle was abhaben und wenn ich dir eine Flasche, von egal welchem alkoholischem Getränk, vor die Nase stelle weiß ich das für uns nichts übrig bleibt, Emma."
Belustigt grinsten Jake und ich uns an, wohlwissend das Linus Recht hatte.
Da das Tanzen durchaus anstrengend gewesen war griff ich nach der Flasche Wasser füllte die Gläser auf und reichte jedem der Anwesenden eines. Anschließend warfen wir uns alle mehr oder weniger elegant aufs Sofa und begannen über Gott und die Welt zu philosophieren.
Mein Kopf lag auf Jakes Oberarm und mit seiner anderen Hand streichelte er über mein Haar, was in mir ein Gefühl von Ruhe und Vertrautheit auslöste. Ich kuschelte mich enger an Jake und schloss die Augen. Schon jetzt schien es mir surreal wie nah ich mich Linus zuvor gefühlt hatte.
Es viel mir schwer die Augen offen zu halten, es war ein viel zu langer Tag gewesen und ich ich wollte eigentlich nur noch ins Bett. Also nutzte ich die langsam abebbende Kommunismus-Debatte, in der Emma gerade verzweifelt versuchte Marxismus zu erklären, um:"Nichts für ungut Leute aber ich glaub ich geh heim, schlafen," einzuwerfen.

Nachdem Jake, der darauf bestanden hatte mich nach Hause zu bringen und ich uns verabschiedet hatten, viel mir ein Gespräch vom früheren Abend wieder ein. Also fragte ich ihn sobald wir das Haus verlassen hatten was zwischen Emma und Benny vorgefallen seie. Jakob holte tief Luft blickte dich noch einmal prüfenden um, als hätte er Angst belauscht zu werden und begann zu erzählen:
"Emma war mal mit Benny zusammen, weil es bei den beiden aber nicht besonders gut lief haben sie sich offiziell getrennt, sich aber weiterhin getroffen und so", Jake warf mir einen vielsagenden Blick zu. "In dieser Zeit hat Emma dann angefangen Linus und noch einen anderen Typen zu daten, die sich aber alle drei eine Beziehung mit ihr erhofft hätten. Das war dann auch der Punkt an dem ich mich mit Emma etwas zerstritten habe weil sie zwar eine Freundin von mir ist aber ich nicht dabei zusehen wollte wie sie so mit dem Herz von meinem besten Freund spielt," Jakob seufzte:" Also hat sie es ihm erzählt, sie behauptet keinen Kontakt mehr zu anderen Typen zu haben aber ich bin mir da nicht ganz sicher. Vielleicht hat sie nicht ernsthaft Interesse an jemand anderem aber sie und Linus sind nicht zusammen weil sie das nicht so festlegen will, ich seh sie bei jeder zweiten Party auf Anni's Schoß sitzen und Linus muss daneben stehen und zusehen wie die beiden rumknutschen.  Ja, das ist ein running Gag zwischen ihr und Anni trotzdem verletzt es Linus, denke ich, sehr. Ich verstehe halt nicht warum er sich das antut", endete er schulterzuckend.
Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte, mir tat Linus unfassbar leid. Das hatte er nicht verdient. "Deswegen bin ich froh das ich ich hab", murmelte Jake und zog mich in seine Arme. "Ach nur deshalb",scherzte ich und er verdrehte die Augen.

Wir blieben vor dem Wohnblock stehen, ich schloss ihn in die Arme und murmelte ihm ins Ohr:"Willst du nicht noch mit hoch kommen?" "Liebend gern aber meine Eltern killen mich wenn ich nicht bald nach Hause komme", schmunzelte er und zog mich enger an sich. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte, mit meinen Händen klammerte ich mich an seinen Hals und er lehnte meinen Rücken sanft gegen die Hauswand. Zunächst küssten wir uns sanft, doch gerade als ich mich enger an ihn drücken wollte setzte er meine Beine ab und gab mir einen schnellen Kuss:"Schlaf gut, babe." "Danke, du auch", murmelte ich, wandte mich ab und lief ins Treppenhaus.

Leise schloss ich die Wohnungstür auf, meine Mum schlief wohl schon. Deutlich zu müde um mich noch umzuziehen, geschweige denn abzuschminken ließ auch ich mich ins Bett fallen.