2. everything when I was young

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EVARA

Addison kam bereits in dem Moment aus dem Eingang ihres Hauses, in dem ich in den Gang bog. Ihre langen, blonden Haare waren zerzaust und ihre Augen waren blutunterlaufen, sofort war ich an ihrer Seite und umfasste ihr zartes Gesicht mit meinen Händen. 

»Bist du okay?«, fragte ich besorgt und Addison's Augen füllten sich mit Tränen. Ich ließ meinen Daumen über ihre weichen Wangen gleiten und sah ihr tief in die ozeanblauen Augen. 

»Ja, alles okay«, sagte sie, obwohl sie wusste, dass ich ihr kein Wort glaubte. »Was ist passiert? Hat dich jemand angerührt?«, hakte ich weiter nach und sah ihr an, wie ihre Wand des Verleugnens endlich brach. 

»Nein, nein«, sagte sie und ihr Blick huschte von einem Ort zum anderen, sie vermied es mich anzusehen. »Ich habe eine Zimmernachbarin, Eva«, erzählte sie dann und ich strich ihr die Tränen von den Wangen. Sie schluckte, dann legte sie ihre Hand in meine, welche ich ihr hinhielt.

»Ist sie nett?«, murmelte ich und drückte ihre Hand in meiner, spürte ihr schwaches Zittern, wie es mit jedem Schritt stärker wurde. Denn Addison hatte panische Angst vor Menschenmengen. 

»Ja, sie heißt Lilith«, sagte sie schließlich und ich sah auf sie hinab. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als ich und doch eine ganze Menge reicher an Erfahrung mit dem Nahtot.

»Ein schöner Name. Wenn sie etwas gegen deinen Willen tut, sagst du Bescheid und sie wird dafür büßen«, erinnerte ich sie. Addison nickte stumm und nahm meine Hand etwas fester in ihre, als wir die große Halle betraten. 

Große Kronleuchter hingen an der Decke, die magische Kuppel war verschwunden. Zwar sah man den hergezauberten Himmel noch, doch er war tiefschwarz wie das Herz, dass in Tom Riddles Brust pochte. 

Keine Sterne, nur der prallgefüllte Mond. 

»Wo sind die Kerzen hin?«, fragte Addison traurig und ihre Stimme zog tiefe Kratzer in meine Seele. Ihre großen Augen sahen zu mir auf und ich würde dieses Bild nie wieder aus meinem Kopf bekommen, so tief brannte es sich in meine Erinnerung. 

Ich antwortete nicht, denn Addie wollte keine Antwort. Es war mehr eine Feststellung gewesen, doch man konnte es nicht ändern. Das wusste sie. 

»Muss ich wieder alleine gehen?«, fragte das Mädchen und ich ließ den Kopf sinken, denn der Fakt, dass sie eine Ravenclaw und ich eine Slytherin war, machte das Eingewöhnen um einiges schwerer. 

Addison seufzte, ehe sie sich von mir trennte und erhobenen Hauptes auf ihre Tischreihe zu ging. 

Ich atmete tief durch, wartete, bis sie saß, dann ging auch ich zu meinem Tisch. Laura saß bereits auf der Bank, deutete auf den Platz neben sich und ich setzte mich dankbar. Sie hatte mir einen Platz freigehalten. 

Wie am ersten Tag. 

»Sie macht sich richtig gut«, sagte sie hoffnungsvoll und versuchte, mich etwas zu beruhigen, doch mein Blick hing strack auf meiner kleinen Schwester, welche angefangen hatte, mit einem Mädchen mit blonden Locken zu sprechen. 

»Wer ist das?«, riss mich Laura aus meinen Gedanken und ich zuckte mit den Schultern. »Ich nehme mal an, dass es das Mädchen ist, mit dem sie sich ein Zimmer teilt. Lilith«, antwortete ich und Laura drehte meinen Kopf zu sich. 

medicine souls | theodore nottWhere stories live. Discover now