25. Postkarte

366 13 0
                                    

Song: Medicine - Daughter

Mitten in den Sommerferien, liegt eine Postkarte für mich im Briefkasten. Sie zeigt das Monetbild, das ich in der National Gallery bewundert habe.

Sie wurde aus London geschickt und darauf steht „Für meine Sonne".

Die hat Ben verschickt, bevor er mit mir Schluss gemacht hat. Aber warum? Wenn alles nur gespielt war, warum macht er sich dann die Mühe, mir diese Aufmerksamkeit zu schicken? Ich werde einfach nicht schlau aus ihm.

Ich überlege, die Karte wegzuwerfen, aber letztendlich befestige ich sie an meiner Pinnwand.

Am nächsten Tag gehe ich wie immer ins Café. Am Nachmittag bediene ich eine Gruppe Schüler aus der Abschlussklasse. Greg schaut mich die ganze Zeit durchdringend an. Es ist mir ein bisschen unangenehm.

Als ich gerade drinnen Kaffee zubereite, steht er plötzlich hinter der Theke.

„Sorry, aber du darfst hier nicht sein.", sage ich leicht genervt.

„Ich habe gehört, du bist nicht mehr mit diesem Ben zusammen. Da wollte ich mein Glück probieren."

„Das ist süß, aber wir haben erst Schluss gemacht."

„Komm schon.", sagt er und umfasst meine Hüften.

„Lass mich los!", rufe ich.

„Jetzt stell dich nicht so an."

„Lass mich los!"

Im nächsten Moment wird Greg von mir gerissen und landet unsanft auf dem Boden.

Ben steht vor mir. Er sieht so wütend aus, wie ich ihn noch nie gesehen habe. Aber dann wird sein Blick sanft.

„Alles okay, Sunny?"

„Ja, alles okay. Danke." Ich lächle gezwungen.

Ben dreht sich zu Greg um. „Verschwinde. Und komm Lucy nie wieder zu Nahe."

Greg rappelt sich auf und geht.

Ich atme tief durch.

„Sicher, dass alles okay ist?", fragt Ben sanft.

„Ja. Das war halb so schlimm."

„Ich wollte eigentlich mit dir reden, aber ich glaube, ich komme ein anderes mal wieder. Das ist nicht der richtige Moment.", sagt er.

„Okay...Danke für die...für die Postkarte.", stammle ich.

Er lächelt traurig und wendet sich zum gehen.

„Warte.", höre ich mich sagen.

Er dreht sich um.

„Ich habe in einer halben Stunde Schluss. Dann können wir reden."

Ich will mit der ganzen Sache abschließen. Und vielleicht hat Ben eine Erklärung für mich.

Er lächelt. „Okay."

Ben sitzt auf einem Stuhl im Inneren des Cafés und schaut mir dabei zu, wie ich Gäste bediene.

Nachdem ich meine Schürze aufgehängt habe, gehe ich zu ihm.

„Wir können zu mir gehen.", sage ich.

Ich gehe zu meinem Fahrrad und er folgt mir. Sein Fahrrad steht neben meinem. Wir fahren schweigend zu mir.

Bei mir zuhause wird Ben gleich von Jerry angesprungen. Er setzt sich auf den Boden und Jerry legt sich zwischen seine Beine und lässt sich kraulen.

Dann gehen wir in mein Zimmer. Ben geht zu meiner Pinnwand und streicht über die Postkarte.

„Du hast sie aufgehängt.", sagt er.

„Ja."

„Lucille, ich..."

„Warum?", bricht es aus mir heraus.

„Was warum?", fragt er verwirrt.

„Warum hast du mich einfach fallen lassen?" Tränen bilden sich in meinen Augen.

„Warum? Weil das die ganze Zeit unser Plan war. Du wolltest doch unbedingt Aaron. Da wollte ich nicht dazwischen stehen."

„Du bist so ein Idiot.", stoße ich unter Tränen hervor.

„Warum?"

„Weil ich lange nichts mehr von Aaron wollte. Ich hab mich in dich verliebt!", rufe ich.

Jetzt ist es raus.

Ben starrt mich an.

„Aber du hast es nicht erwidert. Deswegen hast du mich abserviert.", fahre ich fort und streiche die Tränen von meinen Wangen.

„Ich hab es nicht erwidert? Ich hab es nicht erwidert?", ruft er.

„Ja."

„Sunny, ich habe wochenlang versucht, dir zu sagen, dass ich dich liebe. Aber es kam immer etwas dazwischen.", sagt er.

Alles in mir erstarrt bei seinen Worten.

Er schaut mich durchdringend an.

„Ich liebe dich, Lucille. Du machst mich verrückt. Und das schon seit zwei Jahren. Ich habe dich das erste mal gesehen und es war um mich geschehen. Ich bin diesen Pakt mit dir eingegangen, weil ich eine Chance bei dir wollte.", sagt er ernst.

Ich traue mich nicht, ihm zu glauben. Traue mich nicht, zu hoffen.

„Es war nicht fake?", frage ich mit einer zerbrechlichen Stimme.

„Nichts war fake."

„Die Küsse?"

„Vor allem nicht die Küsse.", sagt er.

Dann durchquert er den Raum, umfasst mein Gesicht und küsst mich. Ich seufze und erwidere den Kuss.

Nach ein paar Sekunden löst sich Ben von mir und lehnt seine Stirn gegen meine.

„Ich liebe dich, Sunny."

Ich lächle. „Ich liebe dich, Ben."

Er schließt seine Augen und ein breites Lächeln erstreckt sich über seine Lippen.

„Heißt das, wir sind jetzt wirklich zusammen?", frage ich.

„Ich nehme alles, was du bereit bist, mir zu geben."

„Dann sind wir zusammen.", sage ich und er küsst mich erneut.

SunnyWhere stories live. Discover now