Kapitel 20

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Paula

Die Reaktionen auf Wincents Outing waren einfach nur bezaubernd. Natürlich gab es die eine oder andere dumme Nachricht, aber die ignorieren wir einfach gekonnt. Die letzte Woche war ich mit Wincent unterwegs und ich durfte ein bisschen in seine Arbeitswelt hinein schnuppern. Ich muss echt sagen, mir hat es richtig Spaß gemacht. Seit heute Morgen sind wir auch wieder in Berlin, da morgen die Spendengala ist. Dafür sind wir auch schon die ganze Zeit in der Stadt, da ich nichts passendes dafür habe. ,,Ich glaube ich finde nichts mehr", seufze ich, als wir den zweiten Laden verlassen. ,,Bleib ruhig. Ich bin mir sicher, wir werden noch fündig", lächelt er und schultert meine Einkaufstasche. Schlafanzüge habe ich schonmal gefunden, aber damit kann ich schlecht auf dem roten Teppich auftauchen. ,,Schau mal da, vielleicht finden wir da ja was", spricht Wincent und deutet auf ein Brautmodengeschäft. Im einem der Schaufenster hängen auch wunderschöne Abendkleider. ,,Die sind bestimmt schweineteuer", stutze ich und schaue ihn stirnrunzelnd an. ,,Egal, komm", schmunzelt er und läuft zur Tür. ,,Wincent", protestiere ich, folge ihm aber. ,,Ja, so heiße ich", grinst er und öffnet die Tür. Seufzend betrete ich den Laden und sofort werden wir schon in Empfang genommen. ,,Hallo, kann ich ihnen helfen?", fragt eine Verkäuferin lächelnd. Bevor ich antworten kann, kommt mir mein Freund schon zuvor. ,,Ja, meine Freundin sucht für morgen Abend ein schönes Abendkleid", lächelt er. Als die Verkäuferin ihn bemerkt, schaut sie ihn einen Moment sprachlos an. Da hat ihn wohl gerade jemand erkannt. ,,Für die Spendengala?", fragt sie an mich gewandt. ,,Ja genau", lächle ich. ,,Da werden wir ganz bestimmt fündig. Kommen Sie mal mit", sagt sie und deutet uns mitzukommen. ,,Darf ich Ihnen was zu trinken bringen?", fragt sie freundlich. ,,Ja gerne. Aber ich bin Wincent", erwidert mein Freund direkt. ,,Paula", werfe ich auch ein. ,,Gut, ich bin Tina. Habt ihr Wünsche?" ,,Wasser reicht völlig", winke ich ab.

,,Gott, wo sind wir hier gelandet?", flüstere ich, als sie uns allein gelassen hat. Zwinkernd greift er nach einer Zeitschrift, die auf dem Beistelltisch liegt. ,,So viele Männer sind hier wahrscheinlich als nie", schmunzelt er und deutet auf das Brautkleid. ,,Och ist das schön", sage ich und deute auf das Kleid. ,,Ja, die haben wir auch hier", zwinkert Tina und stellt uns zwei Gläser hin. ,,Das hat noch ein bisschen Zeit", kichere ich und trinke gleich einen Schluck. Im Augenwinkel sehe ich wie Wincent anfängt zu strahlen. ,,Hast du eine Vorstellung wie dein Kleid morgen aussehen soll?", fragt sie mich. ,,Ich habe mir auf jeden Fall ein langes Kleid vorgestellt. Aber ich weiß halt nicht ob das mit dem Fuß funktioniert", sage ich zähneknirschend und deute auf meine Orthese. ,,Das dürfte eigentlich kein Problem sein. Wir haben hier halt auch Kleider mit einem Schlitz. Das geht dann auf jeden Fall und du hättest genug Beinfreiheit. Glaube das ist dann nochmal bisschen bequemer. Hast du bestimmte Vorstellungen von Farbe?" ,,Eigentlich wollte ich was helles", erwidere ich. ,,Darf ich fragen was der Herr trägt?", wendet sie sich an Wincent. ,,Einen dunkelblauen Anzug", antwortet dieser. ,,Das muss aber nicht zwingend zusammenpassen oder?" ,,Nein", lächle ich. ,,Dann gehen wir mal schauen", spricht sie und steht auf. ,,Ich bleibe hier und lasse mich überraschen", grinst Wincent und holt sein Handy aus der Hosentasche.

Ich schlendere mit Tina durch den Laden und sie zeigt mir ein paar Modele. Die ersten Kleider sind dunkelblau, hellblau, rosa und schwarz. ,,Schau mal, das haben wir gestern erst reinbekommen. Das ist ganz besonders und hätte sogar einen Schlitz", sagt Tina und holt ein Mintfarbenes Kleid hervor. ,,Wow", hauche ich und fasse es an. Das Kleid ist voll mit kleines Schmetterlingen und hat zarte Spaghettiträger. ,,Das ist wunderschön", strahle ich und nicke. ,,Wollen wir die dann mal anprobieren?" ,,Ja, sehr gerne", lächle ich und folge ihr zurück. Als wir zurückkommen, schaut mich Wincent neugierig an. Die ersten Kleider Überzeugen mich nicht so, aber als ich mit dem Mintfarbenen Kleid rauskomme, schaut mich Wincent mit aufgerissenen Augen an. ,,Paula, das ist wow", stammelt er und schaut mich sprachlos an. ,,Das ist es auf jeden Fall", strahle ich und drehe mich zu ihm um. ,,Sehr gut", lächelt er. Als ich wieder umgezogen aus der Kabine komme, steht Wincent schon an der Kasse und hält die Kleiderhülle in den Händen. ,,Können wir?", fragt er lächelnd ,,Ehm, ich muss noch zahlen", sage ich und verwirrt. ,,Ist schon alles erledigt", schmunzelt die Verkäuferin. Leider kann ich nichts erwidern, da Wincent schon nach draußen gelaufen ist. ,,Ist das dein Ernst?", frage ich verdattert. ,,Jap", schmunzelt er und legt seine Lippen auf meine. ,,Wincent, das hat jetzt knapp 400 Euro gekostet", protestiere ich. ,,Nimm es bitte einfach an okay? Ich ändere da eh nichts mehr", lacht er und läuft vor. Kopfschüttelnd schaue ich ihm nach und folge ihm. ,,Wie kann ich das wieder gut machen?" ,,Du liebst nicht, das reicht mir schon", zwinkert er und küsst mich nochmal. ,,Danke", sage ich leise. ,,Gerne, dein Strahlen ist es wert", flüstert er und haucht mir einen Kuss auf die Stirn.

Nachdem wir alles weitere einkauft haben, fahren wir zurück zum Hotel. Wincent hat sich auch noch ein paar Kleinigkeiten besorgt. ,,Ich bin richtig aufgeregt", seufze ich, als wir am Abend ins Bett fallen. Lachend legt er sich neben mich. ,,Lach nicht, ich bin das nicht so gewohnt wie du", kichere ich und kuschle mich an ihn. ,,Ich weiß", murmelt er und legt seine Arme um mich. Da ich doch recht geschafft bin, brauche ich nicht lange bis ich eingeschlafen bin. Am nächsten Morgen bin ich alleine. Wincent hat heute Morgen noch ein Interviewtermin. Da ich alleine bin und somit meine Ruhe habe, nehme ich mal wieder ein bisschen mehr Zeit für mich. Ich bleibe noch ein bisschen liegen und schaue meine Serie weiter. Nebenbei schreibe ich bisschen mit meiner Mama, die sich schon auf die Sendung heute Abend freut. ,,Bin wieder da", ruft Wincent irgendwann und kommt zur Tür rein. ,,Hey", lächle ich und schaue von meinem Handy auf. ,,Na wie war es?", frage ich und strecke mich um ihn küssen zu können. ,,War schön und hast du gut geschlafen?" ,,Ja, mehr als perfekt", flüstere ich und küsse ihn nochmal inniger. ,,Hab uns auch etwas zu essen mitgebracht", schmunzelt er und löst sich von mir. ,,Au ja", strahle ich und mache ihm Platz. Als wir aufgegessen haben, schnappt sich Wincent seine Sportklamotten und nach kurzem überlegen, ziehe ich mir auch etwas sportlicheres an. ,,Ehm Paula?", fragt Wincent verwirrt und deutet auf mein Outfit, während ich mir meine Haare zusammenbinde. ,,Ich komme bisschen mit nach unten", sage ich und schnappe mir meine Krücken. ,,Schatz, du darfst noch keinen Sport machen", spricht er besorgt und kommt auf mich zu. ,,Ich weiß, aber ich habe mit meinem Arzt gesprochen. Gegen bisschen Yoga, Meditation und Dehnen spricht nichts." ,,Okay, aber mach bitte langsam und schnapp dir deinen Bikini", zwinkert.

,,Wofür?" ,,Wir gehen danach bisschen schwimmen. Das darfst du ja auch, haben wir ja auch schon getestet", schmunzelt er und schnappt sich für uns beide zwei Flaschen Wasser. Also gehen wir kurz darauf zusammen runter. ,,Willst du vors Fenster? Da ist ein schöner Platz?", fragt er und holt mir eine Matte. ,,Ja, gute Idee", lächle ich und stelle meine Krücken an die Wand. Wir sind fast ganz alleine hier. Nur ein älterer Mann läuft hinten in der Ecke auf dem Laufband. Wincent breitet die Matte vor mir aus und grinst mich an. ,,Ich geh bisschen Radfahren." ,,Ist gut, fahr nicht zu schnell", lache ich und küsse ihn nochmal. ,,Davon werde ich nie bekommen", schmunzelt er und vertieft den Kuss nochmal. Kichernd setze ich mich auf die Matte und mache mir so wie Wincent die AirPods in die Ohren. Irgendwann wechselt Wincent zu den Gewichten und ich kann es mir nicht nehmen immer mal wieder zu ihm zu schauen. Womit habe ich diesen Typen eigentlich verdient. Etwas über eine Stunde später kommt er schwer atmend zu mir. ,,Fertig?" ,,Ja, wollen wir Schwimmen gehen?", fragt er und hilft mir beim aufstehen. ,,Super gerne." Also gehen wir uns schnell umziehen und wenig später befinden wir uns schon im Wasser und albern ein bisschen herum. Und genau das liebe ich an unsrer Beziehung. Manchmal sind wir wie kleine Kinder.

Nachdem wir uns ausgetobt haben, mache wir uns soweit fertig und kuscheln uns noch ein bisschen ins Bett. Gerade als ich kurz vorm einschlafen bin, streichelt Wincent mir über die Wange. ,,Schatz, wir müssen uns so langsam fertig machen." ,,Mmh, ich geh dann mal duschen und Haare waschen", seufze ich und quäle mich aus dem Bett. Frisch geduscht steige ich aus der Dusche und löse meine Haare aus dem Handtuch. Währenddessen kommt auch Wincent rein und zieht sich aus. Als er fertig ist mit duschen, bin ich auch mit dem Föhnen fertig. Die letzten Tage habe ich mit Hilfe eine Frisur angeeignet. Zuerst locke ich mir sie und mache mir hinten einen großen Dutt und vorne lasse ich zwei Strähnen runterhängen. Dezent schminke ich mich und schon bin ich fertig. Draußen schnappe ich mir alles um mein Bein frisch zu machen, bevor ich in das Kleid steige. Wincent steht mittlerweile auch im Anzug vor dem Spiegel und richtet sich seine Fliege. Und was soll ich sagen?! Das kann er ruhig öfters tragen. ,,Kannst du mir bitte mal helfen?", frage ich leise und dreh mich zu ihm um. Lächelnd kommt er auf mich zu und schließt den Reißverschluss des Kleides. ,,Du siehst so wunderschön aus", flüstert er und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. ,,Danke", sage ich leicht gerührt und richte sein Jackett. ,,Wollen wir los?", fragt er und reicht mir meine Krücken. Nickend nehme ich sie und folge ihm. Unten in der Lobby treffen wir auf Anna, die uns heute Abend begleiten wird. ,,Ihr schaut fantastisch aus", lächelt sie und hält uns die Tür auf. ,,Danke", antworte ich für uns und folge ihnen zum Auto.

Auf der Autofahrt werde ich von Sekunde zu Sekunde nervöser. ,,Keine Angst", flüstert mein Freund und greift nach meiner Hand. ,,Das wird mein erster roter Teppich und gleichzeitig unser erster offizieller gemeinsamer Auftritt", murmle ich. ,,Das schaffen wir", sagt er zuversichtlich und blickt aus dem Fenster. ,,Bleib einfach die ganze Zeit bei mir." ,,Das mache ich eh", seufze ich und sehe schon die ersten Leute draußen stehen. Als wir zum stehen kommen, steigt erst Wincent aus und hält mir die Hand hin. Okay, jetzt geht es offiziell los....

Wunder gesehenWhere stories live. Discover now