Kapitel 33

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Wincent

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das Bett neben mir leer. Verschlafen setze ich mich auf und strecke mich erstmal genüsslich. Doch als die Erinnerungen vom gestrigen Tag hochkommen, stürme ich schon fast aus dem Bett. ,,Guten Morgen", sage ich leise, als ich die Treppe nach unten gehe. Paula steht am Fenster und schaut hinaus. ,,Morgen", lächelt sie leicht und dreht sich zu mir um. ,,Wie geht es dir?", frage ich vorsichtig und ziehe sie an meine Brust. ,,Es geht", seufzt sie und kuschelt sich an mich. ,,Aber besser als gestern." ,,Das freut mich", flüstere ich und hauche ihr einen Kuss aufs Haar. ,,Willst du darüber reden?", frage ich leise und streichle ihr über den Rücken. ,,Gerade nicht." ,,Okay, ist gut. Aber Wenn du reden willst, ich bin da", verspreche ich ihr und gebe ihr ein bisschen Freiraum. ,,Wollen wir etwas frühstücken?", fragt sie und löst sich von mir. ,,Hast du Hunger?", schmunzle ich. ,,Ja, ein bisschen", kichert sie und geht vor in die Küche. Wenigstens scheint sie nicht zu sehr am Boden zu sein. ,,Ich habe morgen einen Frauenarzttermin. Willst du da vielleicht mitkommen?", fragt sie, als wir uns an den Tisch setzen. ,,Ehm ja gerne. Aber warum hast du schon wieder einen? So oft hat man doch gar keinen." ,,Ich habe hier im Norden einen Termin. Bei einer anderen Frauenärztin", lächelt sie. ,,Oh", murmle ich und trinke einen Schluck von meinem Kaffee. ,,Ich dachte mir, ich suche mir hier oben einen Frauenarzt. Wir sind in Zukunft bestimmt öfters hier oder? Und um ehrlich zu sein, habe ich mich bei dem Arzt gar nicht wohlgefühlt." ,,Gut, dann schauen wir mal. Hast du dir eigentlich schon Gedanken gemacht, wo wir das Kleine großziehen?", stelle ich die Frage, die mir schon seit ein paar Tagen im Kopf herumschwirrt. Leicht schaut sie sich hier im Haus um beginnt leicht zu strahlen. Augenblicklich stiehlt sich auch bei mir ein Lächeln auf die Lippen. ,,Also hier fühle ich mich schon wohl", lächelt sie. ,,Und was machen wir, wenn du wieder anfängst zu spielen?", frage ich vorsichtig. ,,Das erste Jahr will ich eh für das Kind da sein und dann sehen wir weiter", murmelt sie, steht auf und läuft in die Küche.

Gut, sie möchte nicht weiter darauf eingehen. Sie nimmt ihre Nahrungsergänzungsmittel und kommt wieder an den Tisch. ,,Wann hast du morgen den Termin?", frage ich, um das Thema zu wechseln. ,,Um 16:00 Uhr." ,,Okay, dann fahren wir gemeinsam hin", lächle ich und greife nach ihrer Hand. ,,Gut, ich freu mich", erwidert sie und lächelt leicht. ,,Hast du noch irgendwelche Pläne für heute?", frage ich sie. ,,Nein und du?" ,,Hab nachher noch ein Onlinemeeting mit den Jungs aus dem Studio. Und eigentlich hätte ich auch noch ein bisschen Arbeit zu erledigen", seufze ich und lehne mich zurück. ,,Okay, ich mache dann einen ruhigen Tag." ,,Hört sich doch gut an", schmunzle ich und stehe auf. Zusammen räumen wir wieder alles auf und als ich mich fertig gemacht habe, gehe ich ins Büro. Paula hingegen kuschelt sich mit einem ihrer Bücher aufs Sofa. Doch gerade als ich dabei bin eine Mail zu beantworten, kommt Paula ins Büro und schaut mich verunsichert an. ,,Was ist los?", frage ich und schaue sie an. ,,E..ehm", stammelt sie und fährt sich nervös durch die Haare. ,,Paula?" ,,I..ich w..w.weiß doch auch nicht", schluchzt sie plötzlich los. ,,Hey, hey", flüstere ich und stehe auf. ,,Ich schon gut", hauche ich und ziehe sie in meine Arme. ,,Haben sie dich nochmal kontaktiert?" ,,Ja", wimmert sie und krallt sich in mein Shirt. ,,Ich bin da", flüstere ich und streichle ihr durchs Haar.

Als sie sich bisschen beruhigt hat, löst sie sich wieder von mir. ,,Soll ich ein bisschen ins Wohnzimmer kommen und dort weiterarbeiten?" ,,Ja gerne", flüstert sie und haucht mir einen zarten Kuss auf die Wange. Also schnappe ich mir meine Sachen und setze mich drüben an den Esstisch. ,,Wenn etwas ist, ich bin da", lächle ich und schalte den Laptop ein. Paula kuschelt sich wieder aufs Sofa und schließt ihre Augen. Ein paar Minuten später schaue ich wieder zu ihr und sehe das sie eingeschlafen ist. Da das Meeting gleich ansteht, logge ich mich schonmal ein und bereite alles vor. Eine Stunde später verabschieden wir uns schon wieder und auch Paula ist zwischenzeitlich wieder aufgewacht. Gerade als ich zu ihr gehen möchte klingelt es an der Tür. Vor der Haustür steht niemand geringeres als Christoph. ,,Hey, was machst du denn hier?" ,,Für euch und vor allem für Paula da sein", lächelt er leicht. ,,Komm erstmal rein. Da wird sich jemand freuen", sage ich und trete leicht zur Seite, um ihn reinzulassen. ,,Schatz, schau mal wer da ist", lächle ich und laufe vor ins Wohnzimmer. Neugierig schaut sie hoch und als sie ihren Bruder erkennt, fängt sie sofort an zu weinen. ,,Christ", schluchzt sie und wirft die Decke zur Seite. ,,Shh, alles ist gut", flüstert er und zieht seine kleine Schwester in seine Arme. Um ihnen ein bisschen Freiraum zugeben, gehe ich kurz in mein Büro. ,,Wince, du sollst wieder kommen", spricht Christoph plötzlich. ,,Ich komme", lächle ich und folge ihm zurück ins Wohnzimmer.

Paula sitzt in der Decke eingekuschelt auf dem Sofa und streckt ihre Hand nach mir aus. ,,Alles gut?", frage ich sie leise und setze mich neben sie. ,,Ja, jetzt ist es schon besser", seufzt sie leise und lehnt sich an mich. ,,Ich würde dir gerne ein paar Fragen beantworten", sagt sie und schaut zu mir hoch. ,,Das musst du nicht." ,,Doch, ich möchte dir gerne etwas über meine bzw. unsere Kindheit erzählen." ,,Okay, ich hör dir zu", verspreche ich ihr und greife nach ihrer zweiten Hand. ,,Christoph und ich hatten keine schöne Kindheit", beginnt sie und klopft neben sich, sodass sich ihr Bruder neben sie setzt. ,,Unser Alltag bestand nur aus Schule und Fussball. Ich wurde auch nicht ohne Grund mit 11 aufs Sportinternat gesteckt. Ich habe mein zu Hause so sehr vermisst, aber ich musste dort bleiben. Unser Vater sah nur den Erfolg in uns. Und als Christoph seinen ersten Profivertrag unterschrieb, wurde es noch schlimmer. Da hat er noch mehr Geld und Zeit in meine Ausbildung investiert. Aber mit 16 wollte ich alles hinschmeißen", erzählt sie und braucht einen kurzen Moment. ,,Hattest du keinen Spaß mehr?" ,,Ja, es wurde mir alles zu viel und der Spaß an de Sport, den ich über alles geliebt habe, war weg. Ich habe mir immer geschworen, ich werde nur aus Spaß spielen und nie wegen dem Erfolg oder dem Geld. Aber das kann man so nicht mehr sagen", seufzt sie und fährt sich durch die Haare. ,,Papa hat uns jedes Mal gedroht, wenn wir alles hinschmeißen wollten. Als Kind und Jugendliche hat man da natürlich Angst", spricht sie weiter und ihre Stimme bricht immer mehr. Nachdem sie noch ein bisschen weiter erzählt hat, belassen wir es erstmal für heute und ich muss diese neuen Informationen erstmal verdauen. ,,Was hält ihr davon, wir bestellen uns etwas zu essen und machen uns einen Film an?", frage ich die beiden und öffne schonmal die App. So sitzen wir eine Stunde später mit drei Pizzen auf dem Sofa und ziehen uns eine Komödie rein.

Paula

Doch ich bin so erschöpft, dass ich bei der Hälfte des Films einschlafe. Als ich am nächsten Morgen aufwache, schläft mein Freund noch neben mir tief und fest. Ich genieße noch ein bisschen die Ruhe und kuschle mich nochmal an ihn. ,,Guten Morgen", haucht er kurz darauf und streichelt mir über den Bauch. ,,Morgen", lächle ich und hauche ihm einen Kuss auf die Lippen. ,,Hast du gut geschlafen?", fragt er und streckt sich genüßlich. ,,Oh ja, mehr als gut. Hab seit langem mal wieder so richtig durchgeschlafen." ,,Das ist gut. Wann hast du eigentlich den Termin bei der Frauenärztin?" ,,Um 11:00 Uhr", antworte ich und setze mich auf. ,,Okay, dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit", gähne er und zieht mich zurück an seine Brust. Gerade als ich mich wieder an ihn kuschle, reißt mein Bruder die Schlafzimmertür auf. ,,Guten Morgen ihr süßen Sonnenscheine", trällert er. ,,Och Christoph", stöhne ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.

Nachdem wir alle zusammen gefrühstückt haben, machen wir uns so langsam fertig und fahren in die Stadt. Nach einer kurzen Wartezeit werde ich auch schon aufgerufen. Zu erst bekomme ich Blutabgenommen und die Vitalwerte gemessen. ,,Guten Tag Frau Kramer", lächelt Frau Maus und kommt zur Tür rein. ,,Guten Tag", sage ich und stehe kurz auf. ,,Und sie sind der werdende Papa?", fragt sie und schaut Wincent an. ,,Ja, der bin ich", strahlt er und stellt sich kurz vor. Sie schaut sich erstmal meinen Mutterpass an und danach stellt sie mir ein paar Fragen bezüglich der Schwangerschaft. ,,So, dann dürfen sie sich frei machen und hinlegen", lächelt sie und steht von ihrem Stuhl aus. ,,Sie sind ja seit heute in der 10. Woche", spricht sie und schaltet das Ultraschallgerät ein. ,,Ja genau", antworte ich und lege mich auf die Liege. ,,Dann schauen wir mal", lächelt sie und tut ein bisschen Gel auf meinen Bauch. Wincent neben mir greift sofort nach meiner Hand und wackelt nervös auf seinem Stuhl hin und her. ,,Ach da haben wir ja das Baby", spricht die Ärztin und dreht den Bildschirm zu uns. ,,Oh mein Gott", haucht mein Freund neben mir und kämpft wieder gegen seine Tränen an. ,,Da sieht aber alles gut aus. Der Herzschlag ist auch regelmäßig und unauffällig", erklärt sie und plötzlich drückt sie einen Knopf und wir hören die Herztöne des Babys. Sofort schießen mir die Tränen in die Augen. ,,Das ist unser Baby", hauche ich und wische mir die Tränen von der Wange.

Die Ärztin erklärt uns noch ein paar Dinge, bevor ich mich wieder sauber machen und anziehen kann. Anschließend klärt sie uns über den Harmony Test auf, der eine Chromosomenstörung frühzeitig erkennt. ,,Der Test bestimmt auch zu 100% das Geschlecht", erklärt sie. ,,Wir würden das Geschlecht gerne zu Hause erfahren. Wäre es vielleicht möglich das Geschlecht in einen Briefumschlag zu machen?", frage ich sie, denn wir haben uns diesbezüglich schon ein paar Gedanken gemacht. ,,Ja, natürlich geht das", lächelt sie. Nachdem wir noch ein paar Fragen gestellt haben, machen wir für nächste Woche einen Termin für diesen Test aus und dann können wir auch schon gehen. ,,Das war eben so besonders", flüstert Wincent, als wir paar Minuten später im Auto sitzen. ,,Oh ja, ich freu mich so auf die kommende Zeit", lächle ich und schnalle mich an. Zu Hause angekommen informieren wir gleich meinen Bruder und setzen uns alle ein bisschen aufs Sofa. ,,Du Wincent, ich hätte da eine Idee..."

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