Chapter 7

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Nachdem wir im Hotel angekommen sind, bin ich nach einem kurzen Gespräch mit Max, in dem ich ihn wohl oder übel anlügen musste, sofort in mein Zimmer gegangen. Leclerc ist, kaum hatten wir das Hotel betreten, zum Aufzug gesprintet und hat meinen Bruder nur im Vorbeigehen schnell gegrüßt. Dann konnte ich Max natürlich noch eine andere Lügengeschichte darüber erzählen, warum ich mit Leclerc zusammen auftauche.

Jetzt gehe ich zum Frühstücksraum runter, immer zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, da ich etwas hinter dem Zeitplan liege. „Thea, da bist du ja endlich, Max hat sich schon darüber Sorgen gemacht, ob du vielleicht verschlafen hast." Lando kommt mir am Ende der Treppe entgegen. Das strahlende Orange seines McLaren Poloshirts bildet einen wundervollen Kontrast zu seiner sonnengebräunten dunklen Haut. „Ich und verschlafen? Ts.", erwidere ich nur, wohlwissend, dass es genau so war.

Mein Wecker hat geklingelt, ich hab auf ‚Schlummern' gedrückt. Vielleicht war das vierte Mal auf die ‚Schlummern-Taste' dann zu viel, das ist gut möglich. Ob ich es trotzdem gemacht habe? Natürlich, sonst wär ich ja jetzt nicht in dieser schrecklichen Eile. „Ich sollte mich beeilen, wir sehen uns später." Lando nickt, nimmt mich kurz in den Arm und geht dann an mir vorbei die Treppe hoch. Schnellen Schrittes laufe ich vollends in den Speisesaal, der noch gut gefühlt von allen möglichen Mitarbeitern der verschiedenen Rennställe ist.

„Hier drüben!", höre ich eine bekannte Stimme rufen. Christian sitzt an einem großen Tisch, relativ weit hinten, direkt neben der Fensterfront. Hinter ihm ragt die riesige Skyline Melbournes in den Himmel und ich gehe rasch zu meinem Team. „Wo ist Max? Ist er schon weg?", frage ich den Teamchef, nachdem ich alle begrüßt habe. „Nein, der holt sich nur Nachschub." Mit einem Nicken deutet er zum Büffet, an dem mein Bruder steht und sich eine Ladung Rührei auf seinen Teller schmeißt.

Ich lege noch kurz meine kleine Handtasche auf einem freien Stuhl ab, dann gehe ich in Richtung meines Bruders. Doch ich kann nur den halben Weg zurücklegen und werde dann unsanft vom Weiterlaufen abgehalten. „Spinnst du?", fahre ich die unbekannte Person an und schlage die Hand weg, die sich von hinten um meine Hüfte gelegt hat. „Alles gut, Theodora. Ich bin's nur." Leclerc steht vor mir und sieht mich mit seinen grünen Augen an, bei deren Anblick eine Ruhe, wie ich sie bisher nicht kannte, in meinen Körper fährt. „Gerade du solltest wissen, dass ich heute nicht allzu scharf auf Körperkontakt bin und erst recht nicht, wenn ich damit so überfallen werde.", zische ich den Ferrari Fahrer böse an.

Verlegt kratzt sich dieser am Hinterkopf und sieht mich entschuldigend an. „Sorry, ich hab nicht drüber nachgedacht, wie das nach der ganzen Sache gestern für dich sein könnte." Ich nicke nur. „Und was willst du von mir?" „Du solltest Max von diesem Reporter gestern erzählen. Es fühlt sich nicht richtig an, ihm sowas zu verschweigen." Die beiden sind zwar fast sowas wie Freunde, zumindest außerhalb der Rennstrecke, aber dennoch hätte ich nicht erwartet, dass es Leclerc stören würde, vor Max ein Geheimnis zu bewahren. „Das kann ich nicht. Er würde mich nie wieder alleine laufen lassen." Wir haben doch gestern Abend noch ausgemacht, dass wir Max nichts sagen würden, wieso muss er sich jetzt wieder querstellen?

„Vielleicht wäre das aber besser, Theodora." Als er meinen Namen erneut ausspricht läuft mir ein Schauern über den Rücken. „Es ist gefährlich, du hast es erst gestern wieder bemerken müssen.", flüstert er und kommt mir dabei ein bisschen näher, sodass nur ich ihn verstehen kann und die Leute um uns herum nichts mitbekommen.

„Was gibt's denn hier zu tuscheln?", werden wir unterbrochen, bevor ich etwas darauf erwidern kann. Max steht strahlend vor uns. „Nichts, ich war gerade auf dem Weg zu dir und wurde dann toller Weise davon abgehalten.", erkläre ich ihm und kann es dabei natürlich nicht unterlassen, Leclerc erneut einen zornigen Blick zuzuwerfen. „Na dann, hol dir lieber schnell was zu essen, wir müssen bald los." Damit entfernt sich Max von uns und ich will mich schon auf den Weg zum Büffet machen, da legt sich eine warme Hand um mein Handgelenk.

„Ich mach dir einen Deal. Du läufst nur noch mit mir, nicht mehr alleine und ich erzähl dafür deinem Bruder nichts von der Sache gestern." Verwirrt schaue ich Leclerc an. „Was springt dabei für dich raus? Da muss es doch einen Haken an der Sache geben.", spreche ich mein Zögern laut aus. Denn genau so ist es. Wieso sollte mir Leclerc helfen, ohne dabei selbst etwas gewinnen zu können? „Lass das mal meine Sache sein, Verstappen. Du hast die Wahl. Mit mir laufen oder Auto fahren." Er kann mir meinen Widerwillen ansehen, als ich meine Entscheidung getroffen habe, trotzdem grinst er breit. „Na also. Wie kommst du nachher zum Flughafen?", fragt mich der Monegasse.

„Ich fahr bei Max mit.", lüge ich ihn an und lächle dazu scheinheilig. „Klar, natürlich. Du läufst also.", stellt er schnell die Wahrheit fest. „Nein, die Fahrt gestern mit dir hat mich dazu gebracht, öfter Auto zu fahren. Irgendwann muss ich mich ja überwinden können.", versuche ich es weiter, ihm meine Lüge zu verkaufen. „Weißt du was, Theodora?" Leclerc starrt mich genervt an. „Ich kann auch jetzt sofort zu deinem Bruder gehen und ihm alles erzählen." Mit schnellen Schritte geht er in Richtung des Tisches, an dem die Red Bull Mitarbeiter sowie Max sitzen.

Ich renne ihm eilig hinterher und halte ihn auf. „Also gut. Ich werde laufen.", sage ich ihm die Wahrheit. Leclerc nickt. „Wusste ich es doch. Wir treffen uns in zwei Stunden in der Lobby." Ist ihm überhaupt bewusst, wie lang wir bis zum Flughafen brauchen werden? „Das langt niemals.", äußere ich meine Bedenken. „Wir laufen mindestens eine Stunde.", erkläre ich ihm. Leclerc verdreht seine Augen. „Dann treffen wir uns eben schon in anderthalb Stunden. Sei pünktlich."

Dann entfernt er sich und meine Augen bleiben an dem roten T-Shirt hängen, bis er den Frühstücksraum verlassen und die Treppe hochgegangen ist.

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Huhu, ich bin's schon wieder :)
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Theodora - Charles Leclerc FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt