Kapitel 20

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Leonie bedankte sich bei Madame Pomfrey. Dann schaute sie zu ihren Kindern. Sie alle Vier sorgten sich um Harry. ›Ganz wie früher.‹, dachte die junge Frau und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Kann ich kurz mit euch sprechen?", fragte sie ihre Kinder. Lily, Remus und Elijah nickten. Isabella hingegen sah aus, als hätte sie keine Lust mit ihrer Mutter zu sprechen. Auf dem Weg zum Krankenflügel hatte sie kein Wort mit ihrer Mutter gesprochen. Die anderen sahen zu ihr. "Meinetwegen.", sagte Isabella schließlich kurz angebunden. "Ich komme später nochmal nach dir sehen.", versprach sie Harry. Dieser nickte und lächelte tapfer. "Du machst deinem Vater konkurrenz auf dem Besen, Harry.", sagte Leonie lächelnd zu ihrem Neffen. Dieser sah sie aus großen Augen an.

Schließlich verließ Leonie mit ihren Kindern den Krankenflügel. Sie suchte ein leeres Klassenzimmer auf und wartete, bis sie alle drin waren. Isabella, welche als letztes in den Raum kam, machte hinter sich die Tür zu. Leonie sah zu ihren Kindern. Isabella lehnte sich gegen einen der Schultische und verschränkte die Arme vor der Brust. Die anderen sahen die Mutter erwartungsvoll an. "Es geht um euren Vater.", fing sie zögerlich an. "Ich weiß nicht, ob ihr es auch schon gehört habt...", sagte sie zu Lily, Remus und Elijah. Man merkte, dass Leonie nicht wohl dabei war über den Vater der Kinder zu sprechen. "Was gehört?", fragte Lily vorsichtig nach. "Den Aufenthaltsort eures Vaters...", antwortete die Mutter zögerlich. Eine Pause trat ein. Leonie wusste nicht ganz, wie sie weiter erzählen sollte. "Ich bin müde. Ich bin dreckig. Ich würde also gerne duschen und mich ausruhen. Komm bitte zum Punkt, Mum.", durchbrach Isabella die Stille. Sie war gereizt und war offensichtlich nicht begeistert über das Thema. Leonie seufzte leise. "Es stimmt, dass euer Vater in Askaban sitzt.", sagte sie leise. Remus senkte den Blick und Lily riss erschrocken ihre Augen auf. Elijah sah die Mutter abwartend an. "Man hat ihn wegen Verrat und Mord dorthin gebracht.", erzählte Leonie weiter. "Doch euer Vater hat seine Freunde nicht verraten. Euer Vater hat nicht zwölf Muggel und einen Zauberer getötet.", meinte die Mutter. "Ich weiß nicht wer es war. Aber es war niemals euer Vater. Denn euer Vater ist immer ein guter Mensch gewesen. Wenn ich ihn damals nicht gehabt hätte, dann wäre ich nicht mehr hier.", teilte sie ihren Kindern mit. "Snape meinte, dass unser Vater das einzige sei, was deiner traurigen Seele geblieben wäre.", warf Isabella der Mutter an den Kopf. Sie hatte es nicht mit in den Brief geschrieben, doch sie fragte sich dennoch, was Snape damit gemeint hatte. Das Gesicht von Leonie bekam einen Ausdruck von aufkommender Wut. "Was hat Snape dir noch alles erzählt?", wollte Leonie wissen. Sie bemühte sich ruhig zu bleiben. "Nur, dass unser Vater wegen Mord in Askaban sitzt und er das einzige gewesen sei, was dir geblieben war.", antwortete Isabella. "Und er meinte, du hättest irgendeinen Noah betrogen, nur um dann bei Hagelkorn, McAllen und Murray zu landen.", fügte das Mädchen hinzu. Nach diesen Worten ballten sich Leonies Händen zu Fäusten. "Und jetzt erzähl uns bitte endlich alles.", forderte sie ihre Mutter auf.

Diese atmete nochmal tief durch, um sich ein wenig zu beruhigen. "Ich hatte eine schwere Zeit. Als ich mit Noah zusammen war, da waren wir beide gerade einmal fünfzehn Jahre alt. Es stimmt, dass ich damals nicht treu war. Ich hatte bei einer Party zu viel Alkohol getrunken und bin dann damals, betrunken wie ich war, mit eurem Vater im Bett gelandet.", begann Leonie zu erzählen. "Betrunken? Mit fünfzehn?", hakte Remus nach und hob eine Augenbraue. "Ich war jung, wild, naiv und unerfahren.", versuchte Leonie sich zu rechtfertigen. Isabella versuchte sich das Grinsen zu verkneifen. "In der zweiten Hälfte meines fünften Schuljahres fing einer der Lehrer jedoch an Interesse an mir zu entwickeln...", versuchte Leonie das Thema zu verpacken. Isabella, Lily und Remus schienen nicht ganz zu verstehen, was die Mutter damit meinte. Elijah, als der Älteste, verstand sehr wohl. Er sah die Mutter erschrocken an. "Es veränderte mich. Schon bald war ich nicht mehr die fröhliche und unbeschwerte Rumtreiberin. Ich zog mich immer mehr zurück, ließ niemanden an mich heran...", erzählte Leonie. Sie sah ihre Kinder dabei nicht an. "Warum hast du niemandem was erzählt?", fragte Elijah vorsichtig nach. "Ich hatte Angst. Er drohte mir damit, dass er meiner kleinen Schwester das Selbe antun würde, wenn ich etwas sagen würde.", antwortete die Mutter ehrlich. "Also hast du geschwiegen...", sagte Elijah leise. Leonie nickte leicht. "Was ist passiert?", wollte Lily wissen. "Es kam dann irgendwann trotzdem raus. Professor Dumbledore hat dafür gesorgt, dass Hagelkorn verhaftet wird. In der Zeit hat Elijah meine Geschwister beschützt, indem er sie an einen sicheren Ort gebracht hatte. Ich lag im Krankenflügel, unter dem Schutz von Professor McGonagall.", erzählte Leonie leise. "Durch die Sache mit Hagelkorn wurde ich Erwachsen. Im sechsten Schuljahr verlor ich, Aufgrund der Geschehnisse im Vorjahr, eine Freundin. Dafür hatte ich Léna als neue Freundin. Im siebten Schuljahr wurde dann in den Weihnachtsferien bei uns eingebrochen. McAllen brachte erst meine Mutter und dann meine Schwester um. Mich zerrte er anschließend in den Keller. Ich wäre an jenem Abend auch fast gestorben.", erzählte Leonie weiter. "Kurz vor den Prüfungen wurden wir von Professor Murray überwältigt. Die Gewalt, die er anwandte, löste bei mir vorzeitige Wehen aus.", sagte sie zögerlich. "Ich bekam dich in Hogwarts, im Krankenflügel.", sagte sie zu Elijah und schaute zu ihrem Ältesten. "Ich bin ein Hogwarts-Kind!", grinste er seine Geschwister an. Remus verdrehte die Augen. "Ich verstehe nicht ganz. Was haben diese Männer gemacht?", hakte Isabella zögerlich nach. "Die Männer haben Mum ... missbraucht ...", antwortete Elijah zögerlich und im Flüsterton, damit Lily es nicht hörte. Lily hörte es dennoch. "Was heißt das Wort?", fragte sie. Isabella, Remus und Elijah sahen sich an. Sie beantworteten der Schwester diese Frage lieber nicht.

Remus schwieg betroffen und Isabella schaute unsicher zur Mutter. Diese hatte den Blick gesenkt, um aufkommende Tränen zu verbergen. Isabella bemerkte die Tränen dennoch. Sie trat vor die Mutter und umarmte diese. Zögerlich erwiderte Leonie die Umarmung. "Euer Vater war in dieser Zeit immer für mich da. Und er hätte niemals diese Dinge getan, für welche er nach Askaban gebracht wurde. Er war der beste Mann, den ich mir an meiner Seite vorstellen kann. Und er war der beste Vater. Er hat euch geliebt. Und ich bin sicher, dass er in Askaban die ganze Zeit an euch denkt und sich fragt, was aus euch geworden ist.", sagte sie leise zu ihren Kindern. "Aber es wird doch eine Anhörung gegeben haben. Warum hat Dad dort nicht gesagt, wer es stattdessen war?", fragte Remus leise. "Es gab keine Anhörung. Man brachte ihn sofort nach Askaban. Und mich ließ man nicht zu ihm. Ich hätte ihn so gerne gefragt, was damals passiert ist. Ich habe eine Vermutung wer es tatsächlich war. Aber ich habe keine Beweise und ich war nicht dabei. Zu der Zeit war ich spurlos verschwunden. McAllen, der zuvor nicht gefasst wurde, hatte mich damals entführt und hielt mich gefangen. Als ich befreit wurde, war es zu spät. Da saß Sirius längst in Askaban.", beantwortete Leonie die Frage von Remus. "Sitzt McAllen wenigstens auch in Askaban?", wollte Elijah wissen. Leonie schüttelte den Kopf. "Er wurde nicht gefasst...", fügte sie leise hinzu. Die Kinder sahen ihre Mutter erschrocken an. "Er läuft irgendwo da draußen herum.", sagte sie leise. Leonie wusste nicht, dass McAllen damals im Kampf getötet wurde. "Euer Vater ist ein guter Mann!", sagte sie zu ihren Kindern. Diese nickten leicht. "Und ihr seid auch ganz wundervolle Menschen. Ich bin so Stolz auf euch.", meinte die Mutter zu den Kindern. Lily strahlte ihre Mutter an. Die anderen lächelten leicht.

Leonie erzählte ihren Kindern ein wenig von deren Vater. Aufmerksam hörten die Geschwister zu. Es war das erste Mal, dass die Mutter vom Vater erzählte. Elijah saugte alles auf, was die Mutter über den Vater erzählte. Isabella hörte eher mit geteilter Meinung zu.

Isabella Mailin Potter I (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now