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POV Matsukawa
"Issei Schatz, weck doch bitte deine Geschwister, ja?" Rief meine Tante über die Schulter, wieder mal in Eile und würfelte unser Frühstück zusammen. "Kaori." Sagte ich Ruhig und nahm ihr das Frühstück ab. "Ich mach das schon. Geh arbeiten." Sie hielt inne. Dann lächelte sie und streckte sich, um mir einen Kuss auf die Stirn zu pflanzen. "Was würde ich nur ohne dich tun?" Ich lächelte kurz. "Im Chaos versinken." Sie wollte schon protestieren, doch ich schob sie sanft aus der Küche. "Vergiss deinen Schlüssel nicht." Murmelte ich und packte ihr ihre Bentobox in die Tasche. "Ähh ja." Sie drehte sich nochmal um. "Okay. Du bringst deine Geschwister zu Schule und holst sie heute Abend wieder ab?" Ich nickte. "Tiptop. Ich hab euch Essen in den Kühlschrank gepackt, ihr müsst es nur noch aufwärmen. Und du bist sicher das du das alles schaffst? Du findest den Weg? Die Zeit ist nicht zu knapp?" Fragte sie nervös. "Ich kann auch wirklich-"
"Wir kommen schon klar. Geh endlich arbeiten!" Sagte ich nachdrücklich und schob meine Tante aus der Tür. Sie lachte und ließ es sich nicht nehmen mich noch mal an sich zu drücken. "Okay habt einen guten ersten Schultag an den neuen Schulen und stellt nichts an. Wir sehen uns heute Abend." Und damit wuselte sie davon. Ich seufzte leise. Diese Frau... Dachte ich belustigt und trug das Frühstück zurück in die Küche. Ich sah auf die Uhr, bevor ich in das Zimmer meiner Geschwister lief. Ich hatte zwei kleine Geschwister. Ren, mein kleiner Bruder und Aiko, meine kleine Schwester. Die beiden waren Zwillinge und 8 Jahre jünger als ich. Ich rüttelte sie sanft wach. "Hey ihr beiden, Zeit zum Aufstehen. Wir müssen zur Schule." Verschlafen räkelten sie sich, standen aber auf. Ich hatte Glück mit ihnen. Sie waren recht selbständig und hörten meistens auf das, was ich ihnen sagte. Das lag vielleicht daran, dass wir schon früh auf uns allein gestellt waren. Unsere Mutter hatte uns von Anfang an allein groß gezogen, was anstrengend gewesen war, da sie nebenher ja auch Geld verdienen musste. Als dann Ren und Aiko geboren wurden, wurde es noch anstrengender für sie, auch wenn ich damals schon viele Aufgaben für sie übernahm. Aber ich war eben auch noch ein Kind. Als meine Geschwister etwa 4 Jahre alt waren, erlitt unsere Mutter einen Burnout und verfiel Drogen und Alkohol. Zuhause wurde es immer schlimmer. Anfangs hatte ich versucht es allein zu regeln, aber was soll ein Zwölfjähriger schon ausrichten? Also hatte ich damals unsere Sachen gepackt und war mit meinen Geschwistern zum Jugendamt marschiert. Ich war unserer Mutter nie böse gewesen, sie konnte nicht wirklich etwas für diese Situation, aber ich wollte meine Geschwister nicht so aufwachsen lassen. Ich bat also darum, bei unserer Tante, der Schwester unserer Mutter, leben zu können, die sich auch schon zu vor öfters um uns gekümmert hatte. Sie hatte sich ein stabiles Leben aufgebaut und verdiente genug Geld um für uns sorgen zu können. Zurückblickend bin ich manchmal von meinem früheren ich erstaunt, dass ich damals schon so abgebrüht war. Jedenfalls leitete die für uns zuständige Sachbearbeiterin alles für uns in die Wege und unsere Tante hatte uns mit offenen Armen aufgenommen.
Tante Kaori hatte uns nicht bedrängt, sie hatte uns Zeit gegeben und sich um uns gekümmert. Sie war das Chaos in Person, aber sie hatte es arrangiert, das wir in regelmäßigem Konakt mit unserer Mutter blieben und uns sogar angeboten herauszufinden, wer unsere Väter waren, was wir jedoch ablehnten. Ren, Aiko und ich waren von unterschiedlichen Männern, in dem Punkt war ich von Anfang an ehrlich mit ihnen gewesen, aber es störte uns nicht, wir waren ja trotzdem Geschwister.
Ich lief wieder in die Küche und machte sowohl das Frühstück, als auch die Bentoboxen fertig. Ren und Aiko kamen in ihren neuen Schuluniformen in die Küche und nahmen sich ihr Essen. Wir waren gerade erst umgezogen, da Kaori eine neue Arbeit angenommen hatte. "Seid ihr Beiden okay?" Fragte ich und begann zu essen. Sie nickten. "Klar. Wir finden bestimmt neue Freunde und unsere alten können wir ja auch ab und an besuchen." Aiko lächelte. Ren stimmte seiner Schwester mit vollgestopftem Mund zu. Belustigt schüttelte ich den Kopf, schlang mein Frühstück herunter und machte mich fertig.
Mit gepackter Tasche wartete ich draußen und stieg auf mein Fahrrad. Gekonnt kletterte Aiko vor mich auf mein Rad, während Ren die Tür abschloss, bevor auch er auf den Gepäckträger stieg. Vorsichtig fuhr ich los und wies sie an sich gut festzuhalten. Ich brachte sie zur Schule und lud sie beim Sekretariat ab, wo sie mir versicherten, dass sie sich ab da allein zurecht finden würden. Sie umarmten mich noch einmal und dann machte ich mich auf den Weg zu meiner eignen Schule. Die Aoba Johsai Oberschule.
Ich stellte mein Fahrrad ab und betrat den Schulcampus. Ich war wohl noch pünktlich, denn auf dem Hof tummelten sich noch allerlei Schüler. Ich schulterte meine Tasche und begab mich erneut auf die Suche nach dem Sekretariat.
"Issei Matsukawa... Ahh ja. Du bist in der 2-A. Raum 210." Sagte der Mann hinter dem Tresen, als ich ihm mein Anliegen schilderte. Ich bedankte mich und lief los in den zweiten Stock. So ein Labyrinth... Werd bestimmt n bisschen brauchen, um mich hier zurecht zu finden. Dachte ich und wich mir entgegen kommenden Schülern aus, die auf dem Weg in ihre Klassenzimmer waren. Ich irrte weiter herum, bis kaum noch Schüler auf den Gängen unterwegs waren. Ahh ich hätte einfach jemanden nach dem Weg fragen sollen. Dachte ich und bevor ich reagieren konnte, fiel ich mit dem Gesicht nach vorne zu Boden. Zwei Jungs waren mit voller Wucht in mich rein gerannt. Ich klopfte mir den Staub von der Kleidung. "Sorry man. War keine Absicht." Sagte der eine. Seine Haare hatten die Farbe von bonbonrosa. Der andere hatte schwarze strubbelige Haare und bot mir seine Hand an, an der sich Tattoos abzeichneten. "Sorry." Brummte er. Er zog mich auf die Beine, als ihn sein Bonbon Freund auch schon weiter schob. "Los Iwa wir sind schon viel zu spät!" Sagte er und drehte sich erneut zu mir um. "Sorry nochmal!" Rief er und schon waren sie verschwunden. Die... sahen echt cool aus. Dachte ich und stand noch einen Moment lang im Flur. Dann lief ich eine Treppe hoch und fand endlich mein Klassenzimmer.
Ich klopfte höflich. Der Lehrer machte mir auf und nach einer kurzen Erklärung meinerseits ließ er mich ein. "Klasse, dass ist euer neuer Mitschüler. Stell dich doch bitte kurz vor."
Ich ließ den Blick durch die Klasse schweifen. Ich stockte kurz. Das Bonbonrosa und der Junge mit den Tattoos saßen in der letzten Reihe und unterhielten sich über etwas, bevor sie den Blick hoben und mich neugierig ansahen.
"Mein Name ist Issei Matsukawa. Auf gute Zusammenarbeit."

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