4 - Melania

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Sanft setzt der Hubschrauber auf dem Rasen vor dem Weißen Haus auf. Ich erinnere mich an den Film 'White House Down', in welchem der Präsident immer noch über den Lincoln Memorial Pool fliegen will.

So eine Marotte muss ich mir auch zulegen. Das macht bestimmt Spaß und bringt den armen Richard ins Schwitzen.

Der Rotor stellt ab, ich darf aussteigen. Wow, das Gebäude erschlägt mich. Vage erinnere ich mich, dass der Vorbesitzer meiner wenig attraktiven Hülle einst in Betracht zog, nicht hier hausen zu wollen. Das würde ich ihm jetzt echt übelnehmen.

Sein Phallus-Tower wäre echt ein Abstieg. Das hier ist schon ... Moment mal, wer ist denn die Schnecke da?

Am Eingang kann ich mehrere Personen ausmachen, unter anderem ... Melania Trump!

Heilige Scheiße! Das ist meine Frau! Ich sollte hüpfen vor Glück. Was sage ich nur zu ihr? Panikalarm!

Ich schreite, begleitet von meinen Schattenmenschen, auf die Gruppe zu und stehe vor Melania. Reflexartig umarme ich sie sofort, drücke ihr einen Kuss auf, so wie es sich für gute Ehemänner gehört. Sie reagiert irgendwie überrascht.

Schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten Sebastian. Sie will sich von dir scheiden lassen, schon vergessen? Du musst das sachte angehen.

"Hallo Schatz, gut siehst du aus."

So viel zu "den Deppen spielen". Ich bin so ein Idiot - manchmal.

"Donald. Wie war die Schweiz?"

"Kalt - apropos, hier ist es nicht wärmer. Lass uns reingehen." Ich halte ihr die Tür auf, sie blickt mich irritiert an.

Im Haus würde ich am liebsten wieder losrennen und alle Räume besichtigen; aber das muss warten. Melania geht voran, ich folge ihr brav. In einem Raum - das Oval Office ist es nicht - setzen wir uns auf bequeme Polstersessel. Melania betrachtet mich lange, sie fixiert mich regelrecht.

"Die Reise war anstrengend. Sehr viele Termine und Auftritte", sage ich aus Verlegenheit.

"Ja, ich habe davon gehört. Du hast dich einmal mehr als Depp aufgeführt."

Dass auch immer alle darauf herumreiten müssen.

"Nun, immerhin hast du gelernt, deine Krawatte richtig zu knüpfen - das nenne ich einen echten Fortschritt", fährt sie hemmungslos fort. Die Männer im Raum blicken betont unbeteiligt, also ob es sie nichts angehen würde.

Was im Grunde stimmt! Das geht nur meine Frau und mich was an! Sie ist erfrischend ehrlich! Ich liebe sie jetzt schon.

"Meinem Fuß geht es bereits wieder gut." Zur Bestätigung hebe ich das Bein.

Sie lacht. "Als ob du jemals etwas am Fuß gehabt hättest. Warum hast du versucht, das Gespräch zu umgehen? Es gehört zu deinen Pflichten."

Sie durchschaut mich. Ich bin eine Glasmarionette und sie sieht mitten durch mich hindurch.

"Ich hatte keine Lust darauf. Leider musste ich am zweiten Tag trotzdem hingehen."

Hier ist er wieder, der Schuljunge. Man bringe mir meinen Lolly!

"Aber meine Pressemitteilung war gut. Ich konnte meine Rede halten. Das ist alles, worum es geht."

"Ha! Als ob es darauf ankäme. Donald, die internationale Presse nennt deine Rede farblos, ausdruckslos und schwach. Hast du in den letzten zwei Jahren gar nichts gelernt?"

"Ich werde dich auf die nächste Reise mitnehmen", versuche ich die Führung zu übernehmen.

"Vergiss es! Du wolltest Präsident sein, nicht ich. Also handle danach."

Fake NewsWhere stories live. Discover now