Kapitel 6

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Es war kalt und feucht. Sirius saß in einer Ecke seiner Zelle und starrte an die gegenüberliegende Wand. Er fragte sich, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war. Als er Schritte hörte, stand er auf und ging zu den Stäben seiner Zelle. Er spähte hinaus. Vorbei kam der Zaubereiminister. "Guten Tag, Sir.", grüßte Sirius den Zaubereiminister. Dieser schaute sich verwirrt um und blickte schließlich zu Sirius. Die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Black!", grüßte er knapp zurück. Er hatte keine Lust sich mit einem der Insassen zu unterhalten. Insbesondere nicht mit Sirius Black. Schließlich war er ein Massenmörder. Sirius erblickte den Tagespropheten in der Hosentasche vom Zaubereiminister. "Dürfte ich Ihre Zeitung haben, Sir?", fragte Sirius höflich. Fudge starrte ihn an. "Bitte?", fragte er verwirrt nach. "Ich vermisse die Rätsel und die Witze, die im Tagespropheten stehen.", antwortete Sirius. Fudge starrte ihn einen Moment lang an. Dann räusperte er sich, zog den Tagespropheten aus seiner Hosentasche und reichte es Sirius durch die Stäbe hindurch. "Vielen Dank, Sir.", bedankte Sirius sich. Mit dem Tagespropheten begab er sich zurück in seine Ecke. Fudge sah noch einen Moment in die dunkle Zelle. Dann schüttelte er den Kopf und ging weiter.

Sirius rollte den Tagespropheten auf seinem Schoß auf. Sein Blick fiel auf ein Bild einer rothaarigen Familie. Im Hintergrund standen Pyramiden. Sie waren ganz offensichtlich in Ägypten. Zwischen den ganzen Rothaarigen stand ein Mädchen mit schwarzen Locken. Sie sah aus wie Leonie, als er sie damals kennengelernt hatte. Sein Herz wurde schwer. Leonie. Seine Leonie. Vermutlich lebte sie gar nicht mehr. Er seufzte schwer. Sein Blick glitt zur Überschrift.

Beamter des Zaubereiministeriums gewinnt Großen Preis
Arthur Weasley, Chef der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten im Zaubereiministerium, hat den jährlich vergebenen Großen Goldpreis des Tagespropheten gewonnen. Der entzückte Mr. Weasley sagte gegenüber dem Tagespropheten: "Wir werden das Geld für einen Sommerurlaub in Ägypten ausgeben, wo unser ältester Sohn, Bill, als Fluchbrecher für die Gringotts-Zaubererbank arbeitet.". Die Familie Weasley wird einen Monat in Ägypten verbringen. Mit dabei ist Lily Potter, die beste Freundin der Tochter von der Familie Weasley. Pünktlich zu Beginn des neuen Schuljahres in Hogwarts, das gegenwärtig fünf ihrer Kinder und Lily Potter besuchen, werden sie zurückkehren.

Sirius schaute sich das Bild genauer an. Das war also Lily, seine Jüngste. Er bekam feuchte Augen. Wie groß sie geworden war. So viel hatte er bereits verpasst. Zumindest schien es ihr gut zu gehen. Sirius hoffte, dass es den anderen dreien auch gut ging. Lily stand neben dem einzigen Mädchen der Familie Weasley. Arm in Arm standen sie da und strahlten in die Kamera. Wie er die beiden Mädchen so sah, musste er an Leonie und Lily denken. Von den beiden gab es auch ein solches Bild, ungefähr im gleichen Alter, wie Lily und das Weasley Mädchen. Neben dem rothaarigen Mädchen stand ein Junge, groß und schlaksig. Auf seiner Schulter saß eine Ratte. Vermutlich sein Haustier. Sirius schaute sich die Ratte genauer an. Grau, dick und hässlich. Und, zu seiner Verwunderung, fehlte dem Tier eine Kralle. Sein Blick verfinsterte sich. Peter Pettigrew, der eigentliche Verräter und Mörder! Und er würde bald nach Hogwarts gehen. Dorthin, wo alle seine Kinder hingingen. Und wo auch Harry hinging. Er musste raus und die fünf vor Peter retten. Was, wenn Peter zu Ende bringen wollte, was er begonnen hatte? Sirius hatte nur keine Ahnung, wie er aus Askaban entfliehen sollte. Noch nie war Jemand ausgebrochen. Und man würde ihn wohl niemals freilassen.

Am Abend, als ihm das Essen gebracht wurde, schlang er dieses hastig hinunter. Dann verwandelte er sich in seine Animagusgestalt. So dürr wie er mittlerweile war, passte er durch die Stäbe hindurch. Geschützt vor den Dementoren schlich er lautlos durch Askaban, vorbei an den ganzen Zellen. Sie alle sahen sehr abgemagert, dreckig und zerlumpt aus. Die Zeit in Askaban hatte ihnen nicht gut getan, denn die Dementoren saugten ihnen alle Kraft raus. Sirius war froh, dass er sich als Animagus ein Stück weit vor den Dementoren hatte schützen können. Und seine Erinnerungen waren keineswegs glücklich, denn die meiste Zeit hatte er daran gedacht, dass seine Leonie vermutlich von McAllen umgebracht wurde. Er hatte an Lily und James gedacht, die ermordet wurden, weil Peter sie verraten hatte. Und er hatte an Harry gedacht, welcher nun ohne Eltern aufwuchs, bei den Dursleys. Peter, der immer noch frei herum lief. Und natürlich an seine Kinder, welche vermutlich auch ohne Eltern aufwuchsen. Er hoffte, die Colemans würden sich um sie kümmern. Umso mehr wunderte er sich, dass Lily mit den Weasleys in Ägypten war.  Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Colemans sie alleine reisen lassen würden.

Als er draußen stand, blickte er nochmal zurück. Sie Dementoren flogen um Askaban herum. Drin hörte man Schreie, von Gefangenen, welchen die glücklichen Erinnerungen ausgesaugt wurden. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Sirius sprang, noch immer in seiner Animagusgestalt, ins kalte Wasser. Er schnappte nach Luft und paddelte los. Sicher am anderen Ufer angekommen, schüttelte er sich und rannte in den nächsten Wald, wo er sich versteckte. Nun musste er nur noch irgendwie nach Hogwarts kommen. Doch erstmal wollte er nach seinen Kindern und Harry sehen.

In einem Dorf klaute er sich Nachts etwas zu essen und zu trinken. Danach apparierte er, in Menschengestalt, zu dem Ort, an welchem die Colemans damals gelebt hatten. Leider musste er feststellen, dass diese dort nicht mehr lebten. Also apparierte er zu dem Haus, in welchem er mit Leonie und den Kindern gelebt hatte. Er hoffte, die Colemans würden dort mit den Kindern leben. Doch auch dort war niemand. So machte er sich auf den Weg an den Ort, an welchem Remus lebte. Remus Lupin, den er als Verräter vermutet hatte. Als die Tür auf ging, versteckte er sich schnell als Hund in einem Busch. Heraus kam eine Frau mit schwarzen Locken. Sie war durch die Vergangenheit gezeichnet. Doch Sirius erkannte sie sofort. Seine Augen weiteten sich. Das war Leonie. Seine Leonie. Sie lebte. Sirius bekam feuchte Augen und zum ersten Mal fühlte er sich wieder froh. Hinter Leonie erschien ein Mann im selben Alter. Auch er war durch die Vergangenheit gezeichnet. Remus Lupin. Wie hatte er Remus nur beschuldigen können? Im Nachhinein kam Sirius sich so dumm vor. "Du gehst wieder zu Elijah?", hörte er Remus fragen. "Ja, er und die Drillinge brauchen mich. Danke, dass du mir geholfen hast.", antwortete Leonie. Remus nickte kurz. "Das mache ich gerne.", fügte er hinzu. "Du bist ein wirklich guter Freund.", lächelte die Frau. Remus lächelte zurück. Leonie ging weiter, ein Stück weg vom Haus. Remus ging wieder hinein. Als sie sich ein Stück vom Haus entfernt hatte, apparierte sie. Sirius folgte ihrer Spur. Da er direkt hinterher apparierte, kam er am gleichen Ort an. Schnell versteckte er sich wieder. Leonie ging zu einem schönen Haus. Sie holte einen Schlüssel aus ihrer Hosentasche und schloss auf. Sirius runzelte die Stirn. Durch das Fenster sah er hinein. Was er sah, ließ ihn erstarren. Elijah Coleman, ihr ehemaliger Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste, begrüßte Leonie mit einer Umarmung. In seinem freien Arm hielt er ein Baby. Leonie erwiderte die Umarmung und nahm ihm anschließend das Baby ab. Sie sagte etwas. Was sie sagte, konnte Sirius nicht hören. Leonie gab dem Baby einen Kuss auf die Stirn. Dann gingen sie in den Wohnraum. Noch immer konnte Sirius sie beobachten. Leonie holte ein zweites Baby aus einem Laufstall heraus. Der ehemalige Professor nahm ein drittes Baby heraus. Das hatte Leonie mit Drillingen gemeint. Coleman sah Leonie an und diese schaute zurück. Diesmal sagte Coleman etwas. Leonie lächelte daraufhin und erwiderte etwas. Sirius ärgerte sich, dass er sie nicht hören konnte. Doch es war auch egal. Er konnte sie sehen. Und was er gesehen hatte, genügte ihm. Ganz offensichtlich hatte Leonie ihn durch Elijah Coleman ersetzt und mit ihm Drillinge bekommen. Sirius spürte einen Schmerz in seiner Brust. Und er fragte sich, warum der ehemalige Professor sich von Isabella getrennt hatte. Sein Blick verfinsterte sich. Sollten sie doch glücklich werden. Sirius disapparierte, um nach Harry zu sehen.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora