Kapitel 16

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Am Abend, nach dem Essen, ging Isabella zum Büro von Remus Lupin. Ihr Zwillingsbruder hatte sie überredet dorthin zu gehen. "Ihr solltet miteinander reden. Sicher kann Onkel Remus dir erklären, warum auch du dem Irrwicht gegenüber treten solltest.", hatte Remus zu ihr gesagt. Isabella seufzte leise und rieb sich die Schläfe. Der Tag war echt schlimm für sie gewesen. Was ihr Irrwicht war hatte bereits in ganz Hogwarts die Runde gemacht. Draco Malfoy und seine Clique hatten sich deshalb den ganzen Tag einen Spaß daraus gemacht, Isabella damit aufzuziehen. "Oh nein, da ist ein Basilisk!", hatte Pansy Parkinson erschrocken gerufen und als Isabella sich umgedreht hatte, hatten die Slytherins lauthals gelacht. Blaise Zabini hatte ihr einen Schubs gegeben, als sie ihm den Rücken zugedreht hatte, so dass sie hingefallen war. "Pass auf wo du lang läufst!", hatte Draco Malfoy ihr hinterher gerufen, als sie gehen wollte. "Nicht das ein Basilisk um die Ecke kommt und dich anguckt!", höhnte er. Seine Clique hatte darüber ausgelassen lachen können. Einige andere Schüler und Schülerinnen der verschiedenen Häuser, die in der Nähe waren, hatten entweder nur zugeguckt oder ebenfalls gelacht. Harry war dazwischen gegangen und hatte Malfoy von ihr abgelenkt. Dafür hatte er Spot geerntet. "Achtung, hinter dir ist ein Dementor!", hatte Malfoy geschrien. Sie lachten, als Harry sich umgedreht hatte. Dieser hatte die Slytherins daraufhin nur vernichtend angeschaut. Harry hatte seinen Arm um Isabella gelegt und war mit ihr weggegangen. Er hatte daraufhin versucht mit ihr zu reden, doch Isabella war weggelaufen und war ihren Freunden den restlichen Tag aus dem Weg gegangen.

Als sie vor dem Abendessen in der Bibliothek gewesen war, um sich ein Buch auszuleihen, hatte sie ein paar Hufflepuffs getroffen. Diese waren aufgesprungen, hatten ihre Sachen hastig in die Taschen gestopft und waren fluchtartig aus der Bibliothek gestürmt, als sie Isabella erblickt hatten. Sie hatte ein paar Hufflepuffs tuscheln hören, dass sie glaubten, dass Isabella vermutlich den Irrwicht getäuscht hätte. Angeblich würde sie planen an einen neuen Basilisken zu kommen, um ihre Mitschüler umzubringen. Und das sie nur so tat, als hätte sie Angst vor Basilisken. Ein paar der Ravenclaws stoppten ihr Gespräch, als Isabella vorbeikam und sprachen erst weiter, als Isabella weg war. Einige Gryffindors, darunter Dean und Seamus, hatten sie immer wieder Mördertochter und Teufelswerk genannt, wenn sie Isabella irgendwo angetroffen hatten. Das Abendessen hatte das Mädchen daher nicht in der Großen Halle eingenommen, sondern in der Küche bei den Hauselfen. Dort hatte sie zumindest ihre Ruhe gehabt. Wirklich Appetit hatte sie jedoch keinen gehabt. Sie hatte nur lustlos in ihrem Essen herumgestochert.

Sie blieb stehen und klopfte an die Tür zu Lupins Büro. "Herein!", erklang Lupins Stimme. Isabella zögerte kurz, doch sie öffnete schließlich die Tür und trat in den Türrahmen. Lupin sah sie überrascht an. "Isabella. Komm rein und setz dich.", bat er das Mädchen und stellte ein Buch zurück ins Regal, vor welchem er gerade stand. Isabella trat ein und machte hinter sich die Türe zu. Sie blieb jedoch stehen. "Ich habe ehrlich gesagt nicht mehr mit dir gerechnet, nachdem du nach dem Unterricht so schnell verschwunden bist.", gestand Lupin und trat auf das Mädchen zu. Diese schwieg und hielt den Blick gesenkt. "Schön, dass du doch gekommen bist.", sagte er lächelnd und legte eine Hand an ihren Arm. "Komm, setz dich bitte.", bat er die junge Gryffindor und wollte sie zur Couch führen. Isabella jedoch rührte sich nicht. Noch immer schwieg sie. "Was ist los?", fragte Lupin leise und in seiner Stimme schwang Besorgnis mit. "Bist du immer noch sauer auf mich?", fragte er leise weiter. Isabella schüttelte den Kopf und hielt noch immer den Blick gesenkt. "Ist es wegen deiner Mitschüler?", fragte Lupin vorsichtig. Isabella nickte nach kurzem zögern. Lupin seufzte leise und legte seine zweite Hand an ihren anderen Arm. "Magst du darüber reden?", fragte er sie leise. Isabella schüttelte den Kopf und warf sich dann ohne Vorwarnung in Lupins Arme. Dieser legte, etwas überrumpelt und überfordert, seine Arme um das Mädchen. Isabella vergrub ihr Gesicht in Lupins Hemd und begann zu weinen. Mit den Händen klammerte sie sich an seinem Hemd fest. "Ich weiß, es tut weh, was die anderen sagen und machen.", sagte Lupin leise und strich Isabella übers Haar. In diesem Moment spürte er zum ersten Mal, wie zerbrechlich Isabella eigentlich war. Offensichtlich hatten die letzten beiden Schuljahre Spuren hinterlassen. Er wusste von ihren Abenteuern in den ersten beiden Schuljahren. Erst die Sache mit dem Drachen, dem Dreiköpfigen Hund und dem Stein der Weisen. Dann die Sache mit den Versteinerten, der Kammer des Schreckens und dem darin hausenden Basilisken. Das mit dem Basilisken hatte wohl die größten Spuren hinterlassen, was ihren Irrwicht erklärte. Ihr Zwillingsbruder war versteinert worden. Ihre kleine Schwester war in die Kammer des Schreckens verschleppt worden. Und sie selbst war am Ende auch versteinert worden. Die Ereignisse der letzten beiden Schuljahre hatten ihn schließlich auch dazu bewegt, das Angebot von Dumbledore anzunehmen. So konnte er ein Auge auf Leonies Kinder haben, welche in den letzten beiden Jahren einiges in Hogwarts erlebt hatten.

Es dauerte einige Zeit, bis Isabella sich beruhigte, da Lupin das Mädchen auch nicht drängen wollte. Sie löste sich aus der Umarmung und wischte sich beschämt die Tränen aus dem Gesicht. "Tut mir Leid...", nuschelte sie und schaute zu Boden. Lupin legte seine Hand unter ihr Kinn und hob es sachte an. "Du brauchst dich nicht entschuldigen. Deine Gefühle brauchen dir nicht peinlich zu sein. Jedes Gefühl hat sein Recht gefühlt zu werden. Und du hast es gerade alles andere als leicht.", wehrte Lupin die Entschuldigung ab. "Und ich möchte, dass du weißt, dass ich immer für dich und deine Geschwister da sein werde. Wann immer ihr Kummer habt, könnt ihr zu mir kommen. Egal zu welcher Zeit. Ich bin da und werde zuhören.", versprach er dem Mädchen. Isabella sah ihn aus großen Augen an. Erneut bildeten sich Tränen darin. "Magst du mir jetzt vielleicht doch alles erzählen?", fragte er vorsichtig. Isabella zögerte kurz, doch dann nickte sie. Sie setzten sich auf die Couch in der Ecke. Lupin wartete, bis Isabella den ersten Schritt wagte. Zögerlich und verunsichert begann sie zu erzählen, was die letzten Stunden passiert war. Lupin hörte ihr geduldig zu. Er war fassungslos über das Verhalten von Isabellas Mitschülern. "Du brauchst dich für deine Herkunft nicht schämen. Denn unsere Herkunft definiert nicht wer wir sind.", sagte Lupin mit ruhiger, aber fester Stimme, als Isabella aufhörte zu erzählen. Isabella sah ihn an. "Wenn du Mum schon lange kennst, dann kennst du doch sicher auch meinen Vater, oder?", fragte sie zögerlich. Lupin nickte leicht. "War er schon immer ein Monster?", wagte sie leise zu fragen. "Nein. Zu unserer Schulzeit, da war er ein guter und loyaler Freund. Er war einer meiner besten Freunde. Dein Dad war stets zu Scherzen aufgelegt und hatte nur Schabernack im Kopf. Gegen die rassistischen Ansichten seiner Familie wehrte er sich mit Leibeskräften.", antwortete Lupin ehrlich. "Als es deiner Mum nicht gut ging, da war er immer an ihrer Seite. Er war für sie da. Und ich glaube, wenn Sirius nicht gewesen wäre, dann würde es deiner Mum viel schlechter gehen. Denn er hat ihr Kraft und Halt gegeben, als sie zu ertrinken drohte.", fügte Lupin hinzu. Isabella sah ihn an. "Aber warum hat er dann diese Menschen vor zwölf Jahren umgebracht? Und warum ist er aus Askaban ausgebrochen? Warum ist er hinter Harry her?", sprudelte es aus Isabella heraus. "Ich weiß es nicht.", antwortete Lupin. "Ich weiß es wirklich nicht.", seufzte er. Isabella senkte schweigend den Blick. "Vielleicht ist der Krieg, der damals herrschte, Schuld daran. Vielleicht hat ihn das verändert.", überlegte Lupin laut. Isabella schwieg. Sie nickte leicht.

Lupin sah das Mädchen an. Diese hatte den Blick wieder gesenkt und schaute auf ihre Hände. "Ich kann dir erklären, warum ich dich den Irrwicht gegenüber treten lassen habe.", sagte er leise und durchbrach die Stille. Isabella schaute zu ihm auf. "Ich war mir sicher, dass es dir helfen würde. Das es dich stärken würde. Du hattest es damals, als ich dich und Elijah habe üben lassen, so gut gemacht. Und ich wusste, du würdest es auch diesmal schaffen.", meinte Lupin. "Und ich hatte gehofft, es würde etwas Ruhe für dich einkehren, wenn deine Mitschüler deine größte Angst sehen. Denn ich habe gedacht, sie würden dann sehen, dass du nicht so bist wie dein Vater, sondern so bist wie andere Dreizehnjährige.", versuchte er zu erklären. Isabella schwieg. "Es tut mir Leid, dass sie es offensichtlich gegen dich verwenden, statt zu sehen, wer du wirklich bist.", entschuldigte er sich. "Schon okay.", sagte Isabella leise. "Es ist nicht deine Schuld.", fügte sie hinzu. Lupin sah das Mädchen unsicher an. Diese umarmte ihn und verbarg ihr Gesicht in seinem Hemd. "Ich hoffe nur, dass sie irgendwann aufhören werden...", sagte sie leise. Lupin legte die Arme um die Drittklässlerin. "Sie werden sicher bald was Neues finden und dich dann in Ruhe lassen.", meinte Lupin und strich ihr erneut übers Haar. Isabella nickte leicht und schloss die Augen. In diesem Moment genoss sie die Geborgenheit, die von Remus Lupin ausging.

Isabella Mailin Potter II (Harry Potter FF)Where stories live. Discover now