Prolog

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Seine Fingerspitzen streichen über die Seite meines Halses und wandern langsam Richtung Schulter. Es ist die einzige Stelle, die er an mir berührt, aber mit jeder Sekunde wird das Kribbeln unter meiner Haut intensiver. Glühender. Heißer. Allein der Gedanke daran, dass er es ist, der mich berührt, gibt mir eine Gänsehaut. Endlich sind wir ungestört.

Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Nacken, aber noch immer sind seine Fingerspitzen, das einzige an ihm, das meinen Körper berührt. So sehr ich mir auch wünsche, er würde seinen Arm um meine Taille legen, mich von hinten umarmen, und sich mit seinen warmen Lippen der zarten Haut an meinem Nacken hingeben, seine Berührungen beschränken sich doch nur auf das unschuldige Streifen seiner Fingerspitzen auf meiner nackten Haut.

Wie kann er sich nur so zurückhalten, während ich vor Verlangen fast platze? Aber gerade als ich beginne ungeduldig zu werden, löst sich die Szene in Luft auf und ich erwache mit rasendem Herzen aus meinem Traum.

Völlig außer Atem streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht.

Bis auf das Licht der Straßenlaterne, das sich am Rand der Vorhänge vorbeischleicht und schmale Streifen an meine Wand malt, ist mein Schlafzimmer noch dunkel und grau.

Seit Jahren verschwende ich keinen einzigen Gedanken an ihn und jetzt träume ich schon das dritte Mal in Folge davon, wie gut es sich wohl anfühlt, von ihm berührt zu werden...

Die Erinnerungen an ihn verblassen längst, begraben unter den Schichten des Alltags und der Zeit. Doch jetzt, da er in meinen Träumen auftaucht, fühlt es sich an, als ob die Vergangenheit plötzlich lebendig wird. Die Wärme seiner Berührung, die Intensität seines Blickes – all das ist so real, als ob es tatsächlich geschieht.

Mit einem Seufzer drehe ich mich um und schließe die Augen. Ich habe keine Zeit für solche albernen Schwärmereien, und wenn ich ehrlich bin, will ich mich auch gar nicht weiter damit befassen. Ich habe schon nach dem ersten Traum versucht, ihn aus meinem Gedächtnis zu verbannen, aber trotzdem taucht er immer wieder in meinem Unterbewusstsein auf. Ich bin genervt von meinen eigenen Gedanken. In meinem Leben gibt es derzeit so viel wichtigere Dinge als mir den Kopf über einen Kerl zu zerbrechen, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe.

Ich kneife die Augen fester zusammen und versuche mich auf die Dunkelheit hinter meinen Augenlidern zu konzentrieren. Zwar habe ich mir fest vorgenommen, an etwas anderes zu denken, aber als sich aus dem Nichts erneut sein Gesicht vor meinem inneren Auge manifestiert, fühlt es sich so richtig an, dass ich sofort in einen tiefen Schlaf sinke.

Vielleicht ist es nicht das, was mein Kopf will, aber es ist wohl das, was mein Herz in dem Moment braucht. Und vielleicht, nur vielleicht, ist das auch gut so.

Unbothered.Where stories live. Discover now