Kapitel 21

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CHERYL

Ich sah, wie im Augenwinkel Adrik sich neben Madeleine stellte und sich der Familie der Patientin vorstellte.

»Warum hat die Frau da hinten einen pinken Anzug, sie einen hellblauen und du einen grünen?«, hörte ich ein aus Kind der Gruppe Adrik fragen.

Ich sah an mir herunter und merkte, wie sehr ich herausstach, denn Adrik, als Chirurg trug entweder einen grünen oder türkisen Kasack, Madeleine Daile, als OP-Schwester einen hellblauen oder türkisen und ich einen Roten, Violetten oder Pinken, da ich in der Gyn war.

»Sie ist eine Ärztin auf einer anderen Station, auf ihrer Station gibt es auch sehr viele Ärzte, die Pink oder Lila oder Rot tragen. Dr. Daile ist Krankenschwester, also trägt sie entweder hellblau oder grün.«, erklärte Adrik.

»Und ich bin Chirurg und Chirurgen tragen sehr viel Grün und Türkis, damit man sie auf den ersten Blick immer erkennen kann.«

Mir fiel auf, wie sanft er mit dem Mädchen sprach, als hätte er bereits Kinder. Vielleicht lag es daran, dass er als ältester von fünf Kindern mit sehr vielen Kindern zu tun hatte, und ich sowas angeeignet hatte.

Ich hätte, im Gegensatz zu ihm, das Kind zum Weinen gebracht. Einfach nur weil ich existierte.

Das war mir mehrmals passiert, und von da an hatte ich festgestellt, so sehr ich Kinder auch mochte und ihre Anwesenheit genoss, ich war einfach nicht gut mit ihnen.
Als Einzelkind wurde ich oftmals als arrogant und egoistisch bezeichnet, denn ich musste nie irgendetwas teilen.

Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich immer das bekam, was ich wollte, und schnurstracks das sagte, was mir in den Sinn kam. Bei Kindern sollte man sowas ja vermeiden.

»Ich möchte auch irgendwann Ärztin werden auf ihrer Station und Pink tragen!«, meinte das Mädchen und ein Lächeln schlich auf meine Lippen.

Viel Spaß beim Babys aus Vaginas ziehen, Kid.
Da Adrik mich so entblößte, machte es jetzt auch keinen Sinn mehr, Dr. Jameson anzulügen, dass ich nach Hause gegangen war während meiner Pause, sondern mich auf der Kardiologie herumgetrieben hatte, denn ein einziger pinker Kasack unter mindestens dreihundert blauen machte sich sehr schnell bemerkbar.

Mit dem Kopf in Richtung Boden gesenkt, huschte ich durch das halbe Krankenhaus, ließ mir meine hochrote Birne nicht anmerken und kam nach fünf Minuten in der Gyn an.

Ich betrat das Büro von Dr. Jameson, welches zu einem Gemeinschaftsraum für alle gynäkologischen Chirurgen mutiert war, nachdem ich zur Toilette gegangen war und mich wieder frisch gemacht hatte.

Im Raum befanden sich Dr. Jameson und drei weitere Frauen. Zwei von ihnen waren, wie ich, in der Weiterbildung vom Fach und eine war eine Krankenschwester, die anscheinend gerade ihre Mittagspause mit Gossip genoss.

»Sie waren also in der Kardiologie?«, Dr. Jameson stand von ihrem Stuhl auf und musterte mich mit einem Grinsen.
»Ja, ein Bekannter von mir hatte seine erste Bypass mit dem Da Vinci und ich wollte ihm Beistand leisten. Er ist immer noch sehr aufgeschmissen wegen des Stromausfalls.«, nun, gelogen war das nicht.

»Dr. Haynes, nicht?«, fragte eine Assistenzärztin, die zur gleichen Zeit, wie ich ihre Weiterbildung angefangen hatte.
Ich nickte und versuchte nicht an das Kribbeln in meinem Unterleib zu denken, welches sich immer noch nicht, auch nicht nachdem ich auf der Toilette war, gelegt hatte.

»Dr. Haynes? Der gutaussehende Sohn von William Haynes? Von Haynes banking?«, Dr. Jameson sah mich überrascht an.

Ich nickte: »Ja, Adrik ist der einzige Sohn von William und Emma Haynes.«, korrigierte ich dann.

Never Hated You MoreOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz