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HAZEL MORILLO

Atemlos und mit pochendem Herzen stemmte ich mir meine Hände in die Hüften, als ich vor der kurzen, aber dennoch langegezogenen Steintreppe hielt. Meine Lunge brannten vor Anstrengung und das angestrengte Keuchen, welches lautstark von mir ausgeht, war nicht zu überhören.

Mein Handy, das ich flüchtig aus meiner Hosentasche zog, zeigte zehn vor Mitternacht an.

Erleichtert brachte ich ein kleines Lächeln auf meine Lippen und steckte zügig mein Handy wieder weg. Trotz dessen, dass mir fast die Luft ausgeht, beeilte ich mich, die vier Treppenstufen hinaufzueilen und schließlich die gläsernen Eingangstüren des Hotels vor mir betrachtete. Man sah durch diese gut, dass die große Eingangshalle noch beleuchtet war - dennoch auch, dass die Preisklasse der Unterkunft ziemlich hoch für mich war.

Doch ich konnte nur froh sein, dass ich ein Hotel fand, in welches ich noch kurzfristig einchecken konnte und um diese Zeit auch noch die Rezeption besetzt war. Als ich meine rechte Hand gegen die Drehscheibe drückte, sprang ein dämmerndes Licht in meinem Teil der Türe an und erweckte somit auch die Aufmerksamkeit der Dame, welche hinter der Rezeption stand.

Der deutliche Hauch von Wohlhaben umgab mich, als ich die elegante Einrichtung und das gedämpfte Licht der Halle erblickte. Der Geruch nach frischen Blumen und teurem Parfüm lag in der Luft, während ich mich bemühte, meinen Atem zu beruhigen und einigermaßen professionell herüberzukommen, was dennoch so gut wie nicht möglich war mit meiner klebrigen Kleidung an meinem verschwitzten Körper und meinem geröteten Gesicht, aufgrund der Hitze, die in mir lodert.

Nie hätte ich mich so beeilt, in das Hotel zu kommen, doch da die Rezeption um 24 Uhr schließt und ich in der Hektik nicht gewagt habe, ein Taxi zu rufen, wegen dem Risiko es käme zu spät, musste ich die zwei Kilometer rennen - in sechzehn Minuten.

Man musste bedenken, dass ich meinen Koffer noch bei mir hatte.

Meine Schritte hallten auf dem marmornen Boden wider, während ich mich langsam zur Rezeption vorarbeitete. Die rothaarige Mitarbeiterin nahm das zum Glück mit Humor und ich konnte sehr gut ihr aufgelegtes Schmunzeln sehen. Meine Hände zitterten leicht, als ich meine Tasche fester umklammerte und versuchte, meine Nervosität zu unterdrücken.

Ich glaube, in den letzten zwei Tagen, war mir mehr Unangenehmes passiert als in meiner gesamten Grundschulzeit.

Am Flughafen, als alle darauf warten mussten, dass ich weitergehe, dieses überaus schockierende Telefonat, die Unterhaltung mit Luis, als ich betrunken war und nun das hier!

Seufzend ließ ich meinen Koffer auf den Boden gleiten, dessen Farbe völlig aus dem Rahmen fiel und versuchte, der Frau vor mir ein Lächeln zu schenken, obwohl meine Anstrengung, die Erschöpfung zu überspielen, wohl kaum überzeugend war.

„Machen Sie sich nichts draus. Ich bin ebenfalls nicht gut im Sprinten und Dauerlauf." bemerkte sie mit einem warmen Lachen, das durch den Raum hallte, während ihre geschickten Finger über die Tastatur glitten, um wahrscheinlich die Einstellungen des großen Computers vor ihr anzupassen.

„Da bin ich erleichtert, dass ich nicht allein bin... Könnten Sie mir bitte ein Zimmer bis nächste Woche Samstag buchen?" fragte ich die nette Frau, wobei ich selbst schockiert über meine Stimme war, von welcher man leicht ableiten konnte, dass ich nicht gerade sportlich war.

Trotz allem machte sich mein Gegenüber nichts draus und erklärte mir, dass genügend Zimmer noch frei wären und ich nur ein Formular ausfüllen musste. Die Frau wandte sich zu einem hölzernen Regal hinter sich und drehte sich nach ein paar Sekunden, in denen ihre Finger suchend über die Fächer geglitten waren, wieder nach vorne und überreichte mir die wenigen Papiere, woraufhin ich diese dankend annahm und mir einen schwarzen Stift aus dem Halter vor mir nahm.

Nachdem ich sorgfältig meine Informationen auf dem Formular eingetragen hatte, schob ich es ihr zurück und ließ meinen Blick kurz durch den Raum schweifen, um zu prüfen, ob noch andere Personen anwesend waren.

Es schien jedoch so, als wären ich die Einzige, die noch um diese Uhrzeit ein Zimmer bekommen wollte oder überhaupt noch wach war.

Aufgrund Dessen, drehte ich mich wieder zur Rezeption um und sah die Frau an, die plötzlich mit einem leicht schockierten Blick und hochgezogenen Augenbrauen meine Angaben anstarrte.

„Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte ich verwirrt und ließ meinen Kopf etwas anheben, um zu sehen, wegen welcher Zeile sie so umgewandelt war.

Mein Name.

„Miss Morillo. Ich habe die strikte Anweisung sie in ein anderes Zimmer einzuweisen. Es wird ihnen bezahlt... von wem wurde mir allerdings nicht gesagt."

Ungläubig starrte nun ich sie an.

Das darf nicht wahr sein!

Verärgert verschränkte ich meine Arme. Mein Herz begann schneller zu schlagen, und eine Mischung aus Angst und Wut machte sich in mir breit. Ich wollte gar nicht erst wissen, woher dieser Psychopath wusste, in welches Hotel ich gehen würde... dafür hatte ich keinen Nerv mehr.

Das Einzige, woran ich dachte, war, dass die Situation nun endgültig ernst war.

Mir wurde klar, dass das ganze hier kein Spaß mehr war und Gott weiß, was dieser Romeo alles vorhatte!

Ich zückte erneut mein Handy, während ich die Rezeptionsdame einfach begann zu ignorieren, und wählte die einzige Nummer, welche ich. Je auswendig gekonnt hatte und konnte. Bereits nach wenigen Augenblicken nahm mein Dad ab und ich hörte seine vertrauenswürdige Stimme.

„Hazel, Liebling. Was rufst du so spät noch an? Du solltest im Bett sein und nicht mit deinem Alten telefonieren... du weißt doch: bei mir in der Nachtschicht ist nie viel los und so wie ich bin, kann ich kein Gespräch kurzhalten."

„Hi Dad..." meine Stimme klang nervös und angespannt. „ich... nun ja, ich habe ein kleines - großes Problem. Seit gestern Abend werde ich von irgendeinem Mann, den ich aus Versehen betrunken angerufen habe verfolgt! Und das ist jetzt kein blöder Witz! Er Bucht mich in andere, teurere Zimmer auf seine Kosten um, legt auf mein Bett irgendwelche Rosen und schreibt mir unheimliche Nachrichten! Es ist hier Mitternacht und ich stehe in dem Eingangsbereich eines Hotels, in welchem ich gar nicht sein sollte, aber bin, da dieser Verrückte mich umbuchen wollte. Und für was? Nur damit ich erfahren darf, dass das in diesem Hotel derselbe Fall ist. Verdammt was soll ich machen?"

Meine Worte wurden mit jedem Buchstaben, der aus meinem müdem Mund herauskam, schneller. Der Wasserfall an Informationen für meinen Vater ließ ihn für einige Zeit verstummen, da er wahrscheinlich genauso überfordert war wie ich. Als er dann zu seinen Anweisungen an mich griff, hörte ich deutlich seine ernste Miene heraus.

„Hazel. Du buchst dir jetzt auf der Stelle den nächsten Flug nach Hause. Geh von diesem Ort weg. Dieser Mann könnte was weiß ich mit dir machen! Also verschwinde auf der Stelle. Alles andere können wir hier bei uns regeln."

Ich atmete durch.

Ich war froh, dass mein Vater eine organisierte Person war, die eins gute Ordungsfähigkeit hatte und immer wusste, was zu tun war. Entschuldigend lächelte ich also die Frau vor mir an, welche alles andere als geordnet war und kreidebleich geworden ist.

In was für ein Chaos von Gefühlen und Ängsten bin ich hier nur hereingeraten?

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Ich weiß so etwas lest ihr bestimmt oft und es nervt euch aber:

Ich bin unzufrieden mit diesem Kapitel!
Aber ich wollte es unbedingt hochladen, also hier ist es-

Hunting Maze (lovecall)Where stories live. Discover now