13 - Pretty Girls - Reneé Rapp

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Wenn ich sagen würde, dass das Restaurant vor mir nobel aussieht, würde ich glatt untertreiben. Langsam frage ich mich ob meine Eltern im Lotto gewonnen haben und mir nichts davon erzählen wollen.

"Ich hatte einen Tisch reserviert.", sagt meine Mutter, die ein elegantes nachtblaues Kleid trägt, zu der Empfangsdame. Die rothaarige Frau trägt eine weite Anzughose mit einer schicken weißen Bluse und einem schwarzen Blazer darüber. Sie nickt und schaut in das Buch vor ihr.

"Ihr Name?"

"King. Ich hatte für 10 Personen bestellt."

"Genau, da habe ich Sie ja schon. Folgen Sie mir bitte."

Sie dreht sich herum und läuft mit eleganten Schritten in den hinteren Teil des Raums. Vor einem großen Tisch, bleibt sie schließlich stehen und deutet uns Platz zu nehmen.

"Wie läuft es mit der Firma, Eden?", fragt mich Atlas, der selbst sein eigenes Imperium aufbaut, nach einigen Minuten.

"Es geht bergauf. Ich habe vor ein paar Tagen die Zahlen gecheckt und Reagan gleich mit einer neuen Kollektion beauftragt."

"Das klingt sehr gut. Was stellt ihr dieses Mal her?", schaltet sich meine Schwester ein, die selbst sehr an Schmuck interessiert ist.

"Dieses Mal werden es Armbänder mit Opalen."

"Oh ich liebe diese Steine! Sie schimmern so schön in sämtlichen Farben des Regenbogens.", schwärmt Evelyn weiter.

"Genau aus diesem Grund haben wir die weißen Steine genommen, denn da sieht man die verschiedenen Farben am besten. Ich sage Reagan, dass sie dir das erste Armband schicken soll."

"Das würdest du tun?", fragt sie und klatscht begeistert in die Hände

"Schatz, hast du nicht schon genug Schmuck?", schaltet sich nun ihr Mann ein.

"Ach quatsch. Eine Frau kann nie genug Schmuck haben. Außerdem repräsentiere ich damit die Firma meiner Schwester.", sagt sie, reckt das Kinn in die Höhe und legt einen hochnäsigen Blick auf.

Kichernd folge ich der Diskussion der beiden, bis mir jemand sanft in die Seite piekst.

Fragend schaue ich Aspen an, die neben mir sitzt.

"Du hast ein eigenes Unternehmen?", flüstert sie mir zu.

"Genau wie du.", flüstere ich zurück und zwinkere.

"Als Unternehmen würde ich das nicht bezeichnen, aber ich fühle mich geehrt."

Grinsend blickt sie auf mich herab.

"Was tuschelt ihr denn da? Sagt mal, wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Du erzählst ja nie etwas, Eden.", unterbricht uns meine Mutter und schaut mich vorwurfsvoll an.

Erwartungsvoll blicke ich zu Aspen, da sie bei unserem Essen meinte, dass ich ihr die Geschichte überlassen soll.

"Ja genau, Aspen. Erzähl doch meiner Mutter wie wir uns kennengelernt haben."

"Das ist eine tolle Geschichte. Ich bin Pilot. Nach meinen Flügen, schaue ich meistens noch in der Kabine, ob irgendein Gast etwas liegengelassen hat, da die Putzkolonne dies nur selbst einsacken würde, anstatt es abzugeben. Ich mache also nach einem Flug meinen Rundgang und entdecke Eden auf einem der Sitze. Ihre Stirn lehnte am Sitz ihres Vordermanns und sie schien zu schlafen. Höflich weckte ich sie also auf und wir gingen gemeinsam aus dem Flugzeug. Da mich ihre braunen Haare, die in der Sonne rötlich zu schimmern schienen, so faszinierten und auch ihre Schlagfertigkeit, die ich so selten an Frauen sehe, gefallen hat, habe ich sie gefragt ob wir mal einen Kaffee zusammen trinken gehen. Und der Rest ist Geschichte.", erzählt sie, sodass selbst ich es ihr fast glaube.

"Ich entschuldige mich auch noch einmal herzlich, dass ich es nie geschafft habe auf Familienfeiern anwesend zu sein. Der Flugverkehr an solchen Tagen ist besonders schlimm.", entschuldigend sieht sie meine Mutter an, die, wenn sie nicht aufpassen sollte, schmilzt und als Pfütze unter dem Tisch landet.

Plötzlich macht es bei mir Klick. Aspen ist Pilot. Und die Pilotin mit Augen aus Schokolade, die mich nach meinem letzten Flug geweckt hat, sieht genauso aus wie sie. Es war Aspen. Geschockt sehe ich die Frau neben mir an und werde mir all der Details bewusst, die ich in den paar Minuten mit die fremde Pilotin bemerkt habe. Die kurzen Haare, das Grübchen auf der rechten Wange und natürlich die dunklen Augen.

Eine Menge Essen, Wein und Unterhaltung später, stehen wir alle in der Lobby des Hotels und verabschieden uns für die Nacht.

"Danke für Einladung, Mum. Es war wirklich toll.", ich umarme sie und laufe dann in Richtung Aufzug.

Evelyn, Dax und die zwei Kleinen sind schon eher gegangen, da die Kinder müde waren. Atlas und Sage stehen noch bei Mum und Dad und unterhalten sich mit ihnen über den morgigen Tagesablauf.

Über die Schulter blicke ich mich nach Aspen um, die meiner restlichen Familie eine gute Nacht wünscht.

"Kommst du mit ins Bett, Aspen?"

Sie sieht auf und schluckt.

"J-ja. Ich komme sofort."

Ich drehe mich um und drücke auf den Knopf für den Aufzug. Keine Minute später steht sie neben mir.

"Wie machen wir das heute mit dem schlafen?", fragt sie leise, während wir auf die Ankunft des Fahrstuhls warten.

"Du möchtest heute Nacht schlafen?", frage ich ebenso leise und schaue mit meinem verführerischsten Blick zu ihr auf.

Ihr Adamsapfel hüpft als sie erneut schluckt und das braun ihrer Augen scheint noch tiefer zu werden. Ihr Kopf scheint sich die tollsten Szenarien auszumalen und ich wette, dass wir in diesen nicht viel anhaben werden.

Die Aufzugtüren vor uns öffnen sich, doch keiner wagt den Blickkontakt zu unterbrechen.

"Ich glaube nicht, dass du heute Nacht ein Auge zubekommst. Der Boden soll sehr hart sein.", sage ich und trete in den Fahrstuhl.

Nachdem Aspen sich aus ihrer Starre gelöst und den Kopf geschüttelt hat, tritt sie zu mir und funkelt mich an.

"Das war ganz schön frech."

In unserem Zimmer angekommen, ziehe ich mich sofort ins Badezimmer zurück und mache mit bereit für das Bett. Als ich ins Schlafzimmer trete, liegt Aspen jedoch schon darauf und hat alle Gliedmaßen von sich gestreckt, sodass sie aussieht wie ein Seestern. Ein nur mit Flanellhosen und Sport-BH bekleideter, muskulöser Seestern.

Jetzt bin ich daran zu schlucken. Sobald sie mich kommen hört, blickt sie auf und grinst mich an.

"Na sieh mal einer an, wer da wohl jetzt auf dem Boden schlafen kann."

Ich werfe meine Klamotten in den Schrank und blicke zu ihr herunter.

"Heb dir das Träumen für später auf.", sage ich und klettere auf das Bett.

"Rutsch schon rüber.", sanft stoße ich ihr mit meiner Hand in die Seite, um sie zum Platz machen zu bewegen.

Widerwillig macht Aspen mir schließlich Platz und ich lege mich hin.

Promise MeWhere stories live. Discover now