16: Todesangst

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Tränen flossen in Strömen über meine Wangen und ich sah mein gesamtes Leben an mir vorbeiziehen. Wenn ich hier und jetzt starb, dann würden meine Mutter und meine Tante – niemand - würde je erfahren wo meine Leiche begraben lag. Nicht nur, dass die Ungewissheit sie von innen auffressen würde, sie hätten keinen Ort, an den sie gehen könnten, um um mich zu trauen.

Niemand würde je erfahren was wirklich passiert war. Ich warf einen Blick in die Tiefe richte den dann aber sofort wieder nach oben. Schon von hier aus hatte ich sehen können, was genau Tiara mit verbotenen Inhalten meinte.

„Du wirst zuerst leiden und dann, wenn du auf dem Boden ganz unten aufkommst, wirst du sterben ist es nicht grandios?", sie lachte höhnisch und ich begann erneut nach Hilfe zu schreien, auch, wenn ich wusste, dass mich niemand hören würde.

„Bitte!", flehte ich sie deshalb an. Lass mich leben, ich will euch allen hier doch nichts Böses!", verzweifelt sah ich in ihren kalten Augen, die mir als Antwort genügten. Sie würde mich nicht retten - niemand würde mich retten. Grazil schritt sie auf mich zu und platzierte ihren Stiefel über meiner rechten Hand.

In ihren Händen hielt sie immer noch ihr Smartphone auf mich gerichtet. „Jetzt lass doch endlich los oder muss ich etwa nachhelfen?" Ihr Grinsen wurde breiter und ich schloss meine Augen, als ich sah, dass sie ihren Fuß senkte, um mir auf die Finger zu treten. Mit einer Hand konnte ich mich ganz sicher maximal eine halbe Minute festhalten, bis ich schlussendlich in die Tiefe stürzte. Doch anstatt meines Schreis nahm ich den von Tiara wahr. Schnell öffnete sich meine Augen wieder und konnte sehen, wie jemand Tiara zu Boden gerissen hatte.

„Charlie!", rief ich und Hoffnung breitete sich in mir aus. Ich sah zwar bloß seinen Rücken und wie er über Tiara gebeugt war, doch ich konnte auch so deutlich erkennen, dass es sich um ihn handelte. Mit einer geschickten schwungvollen Bewegung befreite Tiara sich aus seinem Griff und sie richtete sie rasch auf. Ihr Handy war neben ihr auf den Boden gefallen, als Charlie sie von hinten überfallen hatte.

Ihr Blick fiel darauf und es schien ihr äußerst wichtig zu sein, weiter für ihre Zuschauer zu filmen. Sie blickte Charlie wutentbrannt an und biss ihre Zähne zusammen. Damit, dass mein Retter in der Not kommen würde, hatte sie wohl nicht gerechnet.

Von einer Sekunde auf die nächste nahm sie Anlauf und sprang auf Charlie, bevor sie sich an ihn klammerte, wie eine Spinne. Er kippte nach hinten und kam unsanft auf dem Boden auf. Ich konnte sehen, wie er vor Schmerz sein Gesicht verzog und wäre am liebsten zu ihm gelaufen, um zu sehen, ob er in Ordnung war.

Tiara versuchte sich wieder aufzurichten, allerdings hatte Charlie seine Arme wie einen Gürtel um ihren Rücken gelegt und wälzte sich gemeinsam mit ihr auf dem Boden, sodass er wieder auf ihr lag.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich zuvor noch nie dabei zugesehen, wie sich jemand geprügelt hatte und beobachtete die Situation so gespannt, dass ich für einen Moment die Schmerzen in meinen Armen ausblendete, die immer schlimmer wurden.

„Halt still, du Irre!", schimpfte Charlie Tiara. „Verdammt!"

Er fluchte unaufhörlich und probierte so gut wie möglich Tiaras Versuche sich zu befreien abzuwehren.

„Lass mich los, du Mistkerl!", konnte ich sie schimpfen hören.

„Bitte Charlie, mach schnell, ich kann mich nicht mehr lange halten!", rief ich ihm zu und die Panik in meiner Stimme verdeutlichte den Ernst der Lage. Mit einer schnellen Bewegung drehte er Tiara auf den Bauch.

Sie machte einen überraschten Laut und ihre Augen wurden groß. Er zog sich rasch seine Jacke aus und drückte dann ihre Hände auf ihren Rücken zusammen. Um diese knöpfte er die Ärmel seiner Jacke.

Hinter dem BildschirmWhere stories live. Discover now