18: Endlich

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„Uff", machte ich, als ich nur wenige Sekunden später auf meinem Bett lag. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir eine Dimensionsreise viel spektakulärer vorgestellt, doch mir war wie schon beim ersten Mal nur schwarz vor den Augen geworden.

Erschöpft blieb ich erst einmal liegen, denn die Schmerzen und das Zittern in meinen Armen war durch die Reise nicht verschwunden.

Endlich war ich wieder zu Hause. Wie sehr hatte ich mein Bett vermisst. Ein Blick auf meine digitalen Wecker verriet mir, dass es bereits später Nachmittag war. Außerdem sah es ganz danach aus, dass ich ungefähr eine Woche in dieser beschissenen Dimension verbracht hatte.

Ich richtete mich langsam auf und fand mein Handy unter meinem Bauch vor. Schnell nahm ich es zwischen zwei Finger und beförderte es mit ausgestreckter Hand, so als würde ich etwas giftigen in der Hand halten in die Lade meines Schreibtisches.

Nicht, dass mich dieses teuflische Ding noch einmal einsog, jetzt wo ich gerade erst wieder hier gelandet war. Ich beschloss, mein Zimmer zu verlassen und stieg die Treppen hinunter. Von der Seite konnte ich schon meine Mutter sehen, die an unserem Esstisch saß und ihr altes Tastenhandy in der Hand hielt. Sie presste es sich gegen das Ohr und ich bemerkte, dass Tränen über ihre Wangen flossen.

Auf dem Boden rund um sie lagen unzählige Taschentücher verteilt und ich konnte ihr leises Schluchzen bis hierher hören.

„Ich verstehe einfach nicht, warum die Polizei mir nicht glaubt! Didi würde niemals weglaufen! Du weißt doch wie sie ist, Margot", hörte ich sie sagen und schlussfolgerte, dass sie sich mit meiner Tante telefonierte.

Wie ich schon in meinem Zimmer festgestellt hatte, war die Zeit während meiner Abwesenheit hier nicht stehen geblieben und ich war für meine Mutter vermutlich wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Mit einem Satz sprang ich über die letzten drei Stufen und lief hinüber zu ihr.

Mit weit aufgerissenen Augen sah sie mich an.

„Sie... sie ist gerade die Treppen hinuntergekommen", stammelte sie und ließ langsam die Hand, in der sie ihr Handy hielt, auf ihren Schoß sinken. „In Gottes Namen, Didi!", rief sie und sprang auf, um mich in ihre Arme zu schließen, nun schossen auch mir die Tränen in die Augen und mir wurde bewusst, wie sehr mir die Umarmungen meiner Mutter gefehlt hatten.

Sie küsste mich auf die Stirn und ließ mich für die nächsten 10 Minuten nicht mehr los. „Wo warst du, meine Süße?", fragte sie mich, und legte ihre Hände auf meine Wangen, sodass ich zu ihr aufschauen musste. Vermutlich überprüfte sie, ob mir auch nichts geschehen war.

Ihre Frage beantwortete ich ihr allerdings nicht. Was sollte ich ihr denn sagen? Die Wahrheit? Dass ich in mein Handy gesogen wurde und es leider sehr lange gedauert hat, bis ich einen Weg nach Hause gefunden hatte. Die würde mir niemals glauben und mich für verrückt verkaufen.

Keine zehn Minuten später kam meine Tante bei der Tür hereingestürmt, ohne anzuklopfen oder sonstiges. Mein Cousin folgte ihr, der scheinbar meinetwegen von seiner PS5 aufgestanden war. So wie es aussah, hatte er sich ebenfalls Sorgen um mich gemacht.

„Mein Gott Didi!"

Margot stürzte zu meiner Mutter und mir und legte ihre Arme um uns. „Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht, Didi!", flüsterte sie und ich wusste, dass ich mir in den nächsten Minuten eine Ausrede dafür einfallen lassen musste, warum ich für etwa eine Woche von zu Hause verschwunden war. Doch was konnte es dafür schon für einen Grund geben, der mich nicht selbst in Schwierigkeiten brachte?

Wenn ich sagte, dass ich weggelaufen war, dann würde das meiner Mutter das Herz brechen und unser Vertrauen zueinander extrem beschädigen. Außerdem wüsste ich spätestens bei der Frage, warum ich denn weggelaufen sei, keine Antwort mehr.

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