Kapitel 10

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Die Wolken hingen heute tief und waren grau, bald würde es schneien oder regnen. Glücklicherweise ließ Cederic mich nicht allzu lange warten, sondern tauchte mit Tee und Zeitung aus dem Laden auf.

Wie üblich drückte er mir einen Kuss auf die Stirn auf, als er mir beides in die Hand drückte. Wie üblich gingen wir dann Hand in Hand durch die Straßen. Die Stadt erwachte wie jeden Morgen gerade. Die Eiswacht war in einem viereckigen, grauen Gebäude in der Mitte der Stadt untergebracht. Wie die Fenster in den meisten anderen Häusern von Glac setzten sich die Fenster des Hauses aus blauen, weißen, grauen und durchsichtigen Glas zusammen. Dargestellt wurden häufig Schneeflocken, eisige Landschaften, Schiffe und Legenden über erfundene Meeresungeheuer.

Die Eiswacht kümmerte sich um die Sicherheit der Stadt, ihrer Bewohner und des Meeres vor der Küste. Sie führten Schiffe in die Stadt und befreiten sie, wenn sie im Eis stecken blieben, sie erledigten den Fischfang und hielten Piraten von Glac fern. Wenn der Winter besonders hart war, sicherten sie das Überleben der Stadt. Die Eiswacht sorgte dafür, dass Galc mit dem Eis leben konnte.

Cederic und ich betraten das Gebäude und gingen die Treppe nach oben in den zweiten Stock. Innen war es stets schockierend warm. Es gab hier eine Heizung im Untergeschoss, die den Boden zum Glühen brachte und die Luft im Inneren erwärmte.

Wie üblich schloss Cederic die Tür zu unserem Arbeitszimmer auf und ich zog sie hinter uns zu. Die Eiswacht hatte uns einen kleinen, sechseckigen Raum zugewiesen. Es gab einige willkürlich oben und unten und mittig verteilte, kleine Fenster an den Wänden an der Südseite, durch die ausreichend Tageslicht fiel. An jeder Wand stand ein Schrank voller Stifte, Papier, Bücher und ein paar hier und dort verteilten Tassen, Kräuterpflanzen und Kerzen. Des Weiteren gab es zwei Schreibtische.

Auf Cederics waren Papiere und Bücher ordentlich zu mittelgroßen Stapeln sortiert. Auf meinem herrschte Chaos, weil ich immer anfing, alles aufeinander zu stapeln, was mir gerade im Weg lag.

Wir konnten nur so gut miteinander arbeiten, weil ich die Fähigkeit hatte, seine Ordnung zu verstehen und er das Talent besaß, alles auf Anhieb in meinem Chaos zu finden.

Der Tag zog vorbei, während wir in unserer gewohnten Stille nebeneinander her arbeiteten. Wie gewöhnlich verbrachten wir den Morgen damit, Wissen über Securmonia und Initium und über die Geschichte über Spelim Tinnia anzusammeln. Vielleicht würden wir einen Teil der Antworten in der Vergangenheit finden, in schwarzen Buchstaben auf weißem Papier?

Cederic arbeitete zur Zeit an einem neuen Buch, das von den Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen den beiden Welten handeln sollte und dass den Menschen etwas über Securmonia beibringen wollte. Ich war zufrieden damit, ihm zu helfen, so gut ich konnte, denn ich beschäftigte mich nur gelegentlich mit meinem Versuch, ein Buch über Magie zu schreiben.

Heute übersetzte Cederic jedoch hauptsächlich Texte aus Secur, in denen alles Wissen über Lufträuber niedergeschrieben war. Soran hatte ihn darum gebeten. Dazu passend entwarf ich einen Plan, wie man Glac mit Runen gegen Lufträuber schützen konnte. Der Plan sollte nach Möglichkeit auch auf alle anderen Städte in dieser Welt übertragbar sein. Soran hatte uns darum gebeten. Ständig machte er sich Sorgen wegen Monstern. Da unsere Aufgabe der Schutz dieser Welt war, gehörte wohl auch dazu, zu planen, wie man Monster, die nicht hier waren, aber womöglich - unwahrscheinlicherweise - eines Tages auftauchen würden, aufhalten konnte.

Zur Mittagszeit durchquerten wir auf den üblichen Wegen den Innenhof. In der Mitte gab es einen kleinen Garten, der voller gefrorener Pflanzen war. In jeder Himmelsrichtung gab es Tore, die immer offen standen.

Wir gingen in die Stadtbücherei. Sie hatte ein Glasdach wie ein Gewächshaus. Und tatsächlich rankten sich auf, neben und in den Regalen verschiedene Pflanzen, die eher aus wärmeren, trockenen Regionen stammten. In der Mitte der Bücherei stand ein langer Holztisch, an dem normalerweise gearbeitet wurde. Doch nun saßen dort viele Mitglieder der Eiswacht. Einige waren deutlich als Bibliothekare zu erkennen, andere als Stadtwachen oder Teil der Seeflotte.

Zerrissen zwischen den Welten (2) - Nebel & GeheimnisseWhere stories live. Discover now