Kapitel 20

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"Ich habe Angst." Diese Worte waren normalerweise schwer für mich. Jedes Wort kostete normalerweise sehr viel Überwindung.

Doch nun kamen sie mir falsch vor. Ich war Kälte und Kämpfe gewohnt. Nun waren wir weit weg von allem Gewohnten, weit weg von allem Ärger. Über uns begann der Himmel dunkler zu werden, ein herrlicher blauer Tag endete, goldene Sonnenstrahlen ließen die wenigen Wolken, die das Himmelszelt zierten, erstrahlen. Die Luft und der Sand waren angenehm warm vom heißen Tag, eine kühle Brise wehte vom dunklen, rauschenden Meer. Wir beide trugen nur noch Verbände an der schlimmsten Wunden, was es einfacher machte, Arm in Arm am Strand zu liegen. Neben uns knisterte ein Feuer, Funken stoben wiederholt nach oben.

"Wovor?"

"Davor, dass ich es nicht schaffe, davon zu sprechen. Davor, was für Gefühle es zurückholen könnte, davon zu sprechen.", antwortete ich ehrlich. "Davor, wie du reagierst."

"Und - wirst du es mir trotzdem erzählen?"

Ich nahm seine Hand. All meine Angst und mein Misstrauen kamen mir unwirklich vor. Es kam mir verrückt vor, zu zögern, ihm zu vertrauen. Alles war warm und friedlich, sicher und vertraut und so weit weg von allem, was üblich war, und so sagte ich: "Ja." und fing an zu erzählen.

Es war, als ob das, worüber ich jahrelang hartes Stillschweigen gehegt hatte, nun unbedingt erzählt werden wollte. Ich war froh darüber, dass er da war und zuhörte und mich festhielt.

Niemand kannte die ganze Geschichte. Ich hatte sie noch nie irgendjemanden erzählt, ohne Lügen, ohne Halbwahrheiten, ohne Verschwiegenheit. Cederic war der erste, der die ganze Wahrheit hörte. Und ich vermutete, er würde auch da er einzige bleiben.

Ich versuchte, für ihn so ausführlich wie möglich zu sein. Ich fing an mit Timotheus und seinem letzten Auftrag als eiserner Krieger, fuhr fort damit, wie er mich, das ausgesetzte Kind, aufnahm und großzog und endete mit dem Untergang des Messers der Meere.

Dann schaffte ich es, die Situation mit Timotheus im Gefängnis in Worte zu fassen und wie ich am nächsten Morgen merkte, dass meine Magie erwacht war. Ich sprach auch von seinem Tod und schließlich von meinem Aufbruch zur grauen Villa, um eine Nox zu werden. Ich berichtete von meiner Zeit bei Nale und Nimdor, wie meine Magie an Stärke zunahm und ich mich durch sie veränderte. Wie ich über Magie und das Haus Nox lernte und wie fremd mir das alles schien und wie wenig ich vieles davon wollte - eine Hexe zu sein, mit allem, was dazu gehörte, in Secur zu leben, die Magie, die unkontrollierbar erwachte und wie sie mir Ärger machte.

Bis dahin war es schwer gewesen, meine Geschichte zu erzählen. Schwer sie richtig zu vermitteln und schwer, so offen darüber zu reden, schwieg ich doch sonst darüber. Doch desto mehr ich mich erklärte, desto mehr merkte ich, dass ich es gebraucht hatte.

Nach meinem Schneesturm in Novavil, als ich zehn Jahre alte wurde, erzählte ich von Nales Tod. Dann übersprang ich den Krieg und sprach stattdessen über die Nacht, in der Nimdor mich fortschickte.

Meine Zeit allein in der grauen Villa, da war nicht viel zu sagen, dann die Zeit in der Hauptstadt, da wollte ich nicht viel sagen. Ich stolperte hindurch, meine Worte stolperten ineinander, aber sie fielen nicht hin. Ich traute ihm mein Geheimnis an - wer Zac war, was er konnte, dass wir Sonux für unsere gemeinsamen Ziele gegründet und uns jahrelang heimlich getroffen hatte. Ich erwähnte alles, von meinen unzähligen Drohungen und all den anderen verbrecherischen Dingen, die ich in der Zeit getan hatte, in der ich in Novavil als Spitzel für Sonux tätig war, bis zu meinem Einbruch in den Gewölbekeller und der gescheiterten Flucht danach, sowie der Tatsache, dass Caecilius mir half und endete mit meiner Verbannung nach Zon.

Danach zögerte ich kurz, doch dann eröffnete ich ihm alles, über das ich in den letzten Wochen nicht gesprochen hatte - was mich zur Vermutung gebracht hatte, dass Nacera und Necirvan und auch ich Seelenfresser waren. Ich erklärte, dass sich mein Blut schon häufiger verfärbt hatte, aber ich mich noch nie in ein Monster verwandelt hatte wie in der Festung.

Zerrissen zwischen den Welten (2) - Nebel & GeheimnisseWhere stories live. Discover now