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ZARALIA DIAZ
Acht Monate später

"Nein! Hör bitte auf! Das ist unfair. Du kitzelst hier gerade deine hochschwangere Frau!" flehte ich inmitten einer rauschenden Atmosphäre. Kyran lachte unaufhörlich und dachte wahrscheinlich nicht einmal im geringsten, aufzuhören. Im Bemühen, seinen intensiven Griff an meiner Taille zu lösen, kämpfte ich vergeblich um Luft. Jeder meiner Versuche, mich zu verteidigen, endete in Lachanfällen. Die Situation war ein gemeine Mischung aus Freude und Unbehagen. Schließlich, zu meinem Glück, hörte Kyran auf und schaute mich mit einem amüsierten Blick an, während ich erschöpft meinen Kopf auf unser Bett fallen ließ.

Kaum passierte dies, wurde mir abermals die Luft geraubt, weil mein Ehemann stürmisch seine Lippen auf meine setzte und mein Herz somit innerlich erleuchten ließ, wie es nie jemand anders machen hätte können.

Unsere Lippen bewegten sich für mehrere Sekunden in einem gleichmäßigem und bestimmtem Takt, wie als hätten sie dies einstudiert. Würde mich aber nicht wundern, wenn es tatsächlich so wäre, da Kyran und ich uns so gut wie bei jeder freien Sekunde nah waren.

„Hast du Hunger?" fragte mich Kyran, nachdem wir uns wieder gelöst hatten. Noch immer unter ihm liegend, nickte ich, woraufhin mein Ehemann sich mit Leichtigkeit hochstämmte und mich kurz danach mitzog.

Er ging mit mir in die Küche unseres Penthouses, während er fragte: „machst du mit?". Ich musste anfangen zu schmunzeln, da dies meisten nie gut ausging, wenn ICH kochte, auch mit Kyrans Hilfe, aber dennoch machte es immer viel Spaß, weswegen ich abermals nickte.

Kyran holte daraufhin Hefe, Zucker, Mehl und Salz aus den glänzend geschliffenen Holzregalen hervor und stellte diese mit samt einer Schüssel und einer kleinen Waage vor mir ab. Ich war zwar schlecht im Kochen, wusste aber dennoch, dass man all diese Zutaten für Pizza benötigte.

Ich lächelte, weil Pizza eines meiner Lieblinge war und Kyran das auch genau wusste. Er stellte sich hinter mich, und fing langsam an, mir zu erklären, was ich tun musste.

Ich lauschte aufmerksam, während Kyran geduldig die Schritte erklärte. Mit seinen präzisen Anweisungen begann ich, die Zutaten abzuwiegen und in der Schüssel zu vermengen. Die Küche füllte sich mit dem verlockenden Duft von frisch zubereitetem Teig, und ich konnte nicht anders, als noch breiter zu lächeln. Kyran, mit seiner ruhigen Art, half mir von hinten, den Teig zu kneten und die perfekte Konsistenz zu erreichen. Seine geschickten Hände dirigierten meine, die richtigen Bewegungen zu machen und somit auch die ganze Zeit lang, zu kribbeln.

-
KYRAN DIAZ

Ich tat das hier wirklich überhaupt nicht gerne, aber anscheinend gab es auf der Zentrale ein unausweichliches Problem, weswegen ich kurzfristig kommen musste. Es liegt nicht daran, dass ich keinen Bock habe, sondern, dass meine Frau, hochschwanger, mit unsere Tochter im Bauch, alleine ist.

Den Vorfall vor etwa zehn Monaten hatte ich immer noch nicht vergessen und hatte deswegen sehr viele Schwierigkeiten, Zara alleine zu lassen und das auch noch in der 39. Schwangerschaftswoche. Die Geburt von Adeline, so haben wir beschlossen unsere kleine Prinzessin zu nennen, könnte jeden Moment losgehen und ich wäre nicht da.

Was ein schlechter Mann bin ich eigentlich?

Seufzend blickte ich wieder zu der Anzeige des Aufzuges und sah, dass die Zahlen immer höher stiegen. Langsam hielt dieser und die silbernen Türen öffneten sich und zeigten den Flur der Besprechungsräume. Ich lief auf Raum sieben zu, bei welchem ich angewiesen hatte, sich zu versammeln.

Kaum betrat ich den Saal verstummten alle Gespräche und Geräusche. Die Atmosphäre veränderte sich schlagartig. Der Raum war mit gedämpftem Licht gefüllt, das auf die eleganten Holzmöbel fiel. Alle etwa zwanzig Augenpaare waren auf mich gerichtet, nicht aus Neugier, sondern aus einer seltsamen Unruhe. Das bevorstehende Treffen schien von einer geheimnisvollen Spannung durchzogen zu sein.

Ich schaute jeden einzelnen ernst an und bewegte mich währenddessen auf das Tischende zu, an welchem mein Platz war. Ich setzte mich nicht, sondern blieb stehen und schaute Adreon, derjenige, welcher mit mir eine halbe Stunde lang diskutiert hatte, dass ich dringend hier her müsste, abwartend an.

Er verstand meine Geste schnell und richtete sich ebenfalls auf, bevor er sich räusperte und anfing zu sprechen. „Boss, es gab eine Nachricht, welche auf jedes einzelne Gerät hier in der Zentrale versendet wurde. Wir wissen nicht von wem sie stammt, aber vielleicht wissen sie das, Boss." sagte er mit einem leicht schüchternem Ton, während er einen Stick, der vor ihm lag, in die Hand nahm und die Leinwand anschaltete.

Kaum blitze das grelle Licht auf, wurde ein gedruckter Text mit etwa fünf Zeilen angezeigt.

Hallo Kyran, ich habe lange nichts mehr von dir gehört und du auch nichts mehr von mir.
Doch mir ist zu Ohren gekommen, dass du seit einiger Zeit verheiratet bist.
Nun ja - drücken wir es so aus: Ich will Rache.
Und das auf eine Vorgehensweise, welche den Grund, weswegen ich diese Rache will, exakt widerspiegelt.
Pass gut auf deine Frau auf,
-R

Sobald ich den letzten Buchstaben gelesen hatte, spannten sich all meine Muskeln augenblicklich an. Eine Wut durchblitzte meinen Körper und die Realisation traf mich wie ein Schlag direkt auf mein Herz. Mich überflutete eine Welle der Empörung. Meine Fingerspitzen ballten sich zur Faust, während der Pulsschlag meiner Wut in meinen Ohren widerhallte. In diesem Moment erkannte ich, dass sich alles verändert hatte.

Wie konnte er nur?

Ich wusste genau wer R war auch was seine Rache war.

seine Rache
seine Rache
seine Rache...

Mierda! Ich musste sofort zu Zara. Das Adrenalin und die Angst um meine zweite -bessere- Hälfte schoss durch mein Blut und vermischte sich mit diesem. Ein Nebel von unerklärbaren Reue, dass ich sie alleine gelassen habe, versperrte mir den Weg für anständige Gedanken. Panik durchströmte mich, als mir klar wurde, dass ich vielleicht versagt habe. Die Angst um sie pochte wild, getränkt von dem unendlichen Zorn auf ihn. Dieser legte sich schwer auf meine Emotionen und ein impulsives Gefühl der Mordlustigkeit stieg in mir auf. Meine Kieferanspannung verstärkte sich nur noch mehr und die Gewissheit, dass Zara womöglich nicht mehr da ist, zerhämmerte mein Herz. Dieses schlug schneller, begleitet von einem Beschluss, sofort einzugreifen.

Wieder einmal hatte ich sie alleine gelassen.

Only oneWhere stories live. Discover now