Unausweichlich

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Sobald er die Antwort für Lee verfasst, diese an Claudius' Bein geheftet und ihn losgeschickt hatte, machte er sich wieder auf den Weg in sein Zimmer und richtete den Zauberstab auf die Tür. Erst als diese ein deutliches Klicken von sich gab, ließ er sich einfach zu Boden fallen und schob die Hand in seinen Umhang. Moody war verschwunden und konnte ihn also nicht erwischen und auch Dumbledore war zu einem wichtigen Termin aufgebrochen. Nur noch Sirius, Tonks und Kreacher befanden sich unten.
Tief atmete er durch, dann zog er die Seiten heraus. Die ersten, welche er im Ministerium bekommen hatte, hatte er auch dabei und vorsichtig legte Felix sie aneinander.
„Reparo", flüsterte er möglichst deutlich und sah zu, wie sich die Teile zusammenfügten.

Mit zittrigen Fingern nahm er sie auf. Der Magiestoß, der dabei durch seine Adern fuhr, war schon viel intensiver als beim letzten Mal und automatisch schlug sein Herz schneller.
„Na dann. Wollen wir mal", murmelte er und schlug die Seiten um.
Bei dem Anblick der Runen wurde ihm schwindelig und leises Rauschen legte sich auf seine Ohren. Für wenige Atemzüge breitete sich Angst in ihm aus, Angst davor, einen Anfall zu erleiden.
Dann verschwanden diese Gefühle aber wieder und er konnte völlig klar sehen. Erleichtert beugte er sich über den Text und legte seinen Finger auf die erste Rune und formte angestrengt die erste Silbe.

Llong."
Die Stirn hatte Felix in konzentrierte Falten gezogen. Diese klang anders als die davor. Blinzelnd las er weiter.
Hudrahz, Da...Darfwyd.
Und was sollte das jetzt bedeuten?
Felix rieb sich die Schläfen. Er war nicht richtig drinnen, normslerweise war es nicht so...plötzlich, dass er das las. Bei den letzten Malen war es auf jeden Fall so gewesen. Diesmal fühlte es sich irgendwie...fremd an. Es ergab für ihn keinen Sinn.
Llong, Hudrahz, Darfwyd", murmelte er gedankenverloren. Einmal. Zweimal. Drei...
Vorsichtig nahm er seine Hände von den Schläfen und starrte auf das Buch hinab. Da war ein...da war ein Graben gewesen. In seinen Gedanken. Ein Graben voller Wasser, in welchen man in regelmäßigen Abschnitten Holzbarrieren eingelassen hatte.

„Kann ich nicht einfach wieder nur wissen, was die Runen bedeuten?", stieß er hervor. „Ich will es nicht sehen!"
Außerdem wusste er immer noch nicht, was das jetzt bedeuten sollte. Leise fluchend fuhr er sich durch die Haare, das Bild immer noch vor Augen.
Und dann stieß er ein Keuchen aus und beugte sich schnell wieder vornüber.
Er musste seine Magie stückweise kanalisieren. Nicht alles auf einmal, aber auch nicht nichts.
Die nächsten Runen wollten diese Interpretation bestätigen.
Diflakh und...Cyraz und Llifgyrhz. Er musste dieses Zeug loswerden, bevor es ihn überschwemmte und wortwörtlich aus ihm herausbrach.

Felix wischte sich einmal über die Augen. Er hätte nicht gedacht, dass ihn die Seiten solch einen Aufschluss geben würden. Er hatte gehofft, dass sie ihm halfen, aber das...das war zu unglaublich.
Kopfschüttelnd machte er sich an den nächsten Absatz. Irgendwann würde er auch an die Vorgehensweise stoßen, die er anwenden musste, davon war er überzeugt. Während er die weiteren Runen entschlüsstelte, malte er sich schon aus, wie er all dieser Angst vor dem Tod endlich entkommen würde. Er konnte etwas dagegen unternehmen und wenn er erst einmal alle Seiten des Buches besaß...

Felix merkte gar nicht, wie ihm die Gesichtszüge entgleisten. Oder wie ihm der Schweiß aus den Poren trat. Wie er anfing zu zittern und wie sein Mund ganz trocken wurde.
Er konnte einfach nur nach unten starren, konnte seinen Blick nicht von den Runen lösen, geschweige denn, die Bilder aus seinem Kopf verbannen.

Gormach Hudrahz Poenohz. Hudrahz Sutarh Enachaz. Sehrpehz Mravloath. Darfwyd driwdra'ach, Prosilwydd Dynach

An sich hatte er diese Runen noch nie gesehen. Ihre Struktur ähnelten zwar den Runen aus Professor Babblings Unterricht, aber diese hier...sie waren viel älter und so viel...düsterer.
Felix presste seine Faust auf den Mund, um sich nicht hier und jetzt zu übergeben. Das Bild in seinem Kopf wollte und wollte nicht verschwinden, es überschattete sogar die Runen.
Er wollte sich nicht sehen, nicht so. Leichenblass und mit tiefen Schatten unter den Augen. Schlotternd auf dem Boden kauernd und kaum in der Lage, sich richtig aufzurichten.
Als er so fest wie möglich mit dem Kopf schüttelte, wie es ihm nur möglich war, verschwand diese Vorstellung. Und schaffte Raum für eine noch schlimmere.

Der Erbe des Prinzen - Die Entscheidung [Teil I]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora