Umsturz

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„Es gefällt mir nicht, dass der König dich ständig zu sich rufen lässt." Aruna wanderte ohne Unterlass im Raum umher. „Der führt mit Sicherheit etwas im Schilde."

„Das wäre ihm zuzutrauen. Ich vermute, er hat Wind davon bekommen, dass manche Adelsfamilien ihn absetzen wollen." Quen stand von der Bank auf und klaute sich ein Plätzchen vom Teller, der auf der Arbeitsfläche der Küche darauf wartete, zum bevorstehenden Nachmittagskränzchen gebracht zu werden. „Als Nachfahrin eines gewissen Mistkerls könnte ich an seiner Seite seine Herrschaft legitimieren. Er würde mich an die Kette legen und nur zu besonderen Anlässen an die Öffentlichkeit lassen."

„Dann müsste er erst deinen Gefährten töten." Aruna blieb neben ihr stehen und packte sie am Arm. „Andreu und Alasdair schweben in größter Gefahr."

Quen nickte und nahm sich ein zweites Plätzchen. „Wir ebenso. Nur mit dem Unterschied, dass die fette Qualle auf dem Thron mich lebendig benötigt. Das verschafft uns einen Vorteil." Sie rollte mit den Schultern. „Haltet euch bereit. Ich habe ein verdammt mieses Gefühl heute."

„Dann sorge ich mal dafür, dass die Wachen beim Thronsaal ausgewechselt werden." Aruna stürmte aus der Küche.

Bring sie nicht um, schickte Quen der Freundin in Gedanken hinterher. Farlans Garde würde ihr zwar dabei helfen, aber es war besser, vorläufig keine Aufmerksamkeit zu erwecken, indem man jemanden tötete. Obwohl es sich in naher Zukunft nicht vermeiden lassen würde. Sie rieb sich den Nacken. Ärger lag in der Luft. Sie schaffte es nur nicht, die Richtung zu bestimmen, aus der ihnen Probleme drohten. Nervös packte sie einen weiteren Keks.

„Man könnte fast meinen, dass du für zwei isst." Tara lehnte sich neben Quen an die Arbeitsfläche.

„Sehr witzig. Wir haben vereinbart, vorläufig zu verhüten. Bis alles vorbei ist." Sie wischte sich die Krümel von der Hand. „Was sind das eigentlich für Adelige, die heute zu Besuch kommen?"

„Verbündete", hauchte ihr die freizügig gekleidete Frau ins Ohr und zwinkerte ihr verschwörerisch zu.

Quen nickte langsam. Die heutigen Gäste waren möglicherweise die Familienangehörigen der jungen Frauen, die dem Monarchen unterstellt waren. Gripari, die den König für sein Verhalten verabscheuten und sich aus tiefstem Herzen wünschten, dass man ihn stürzte. Dass jemand seiner Schreckensherrschaft ein Ende bereitete. Sie straffte sich. „Dann sollten wir uns mal zum Thronsaal begeben. Damit er sich nicht wieder an dir abreagiert." Quendresa wartete eine Erwiderung nicht ab und lief voran. Ihr Hass auf den König wuchs mit jedem Tag mehr an. Schon allein für das, was er den Frauen antat, gehörte er ganz langsam getötet.

Mit weiträumigen Schritten näherte sie sich dem Thronsaal. Ihr Blick huschte ruhelos hin und her, bis sie entdeckte, worauf sie gehofft hatte. Zwei von Farlans Leuten hielten vor der großen Flügeltür Wache. Sie betete inbrünstig, dass es Aruna gelungen war, auch die Garde im Saal auszutauschen. Für den Fall, dass sich ihr mieses Gefühl bewahrheitete und allen ein Kampf bevorstand.

Die Männer öffneten ihnen die Tür einen Spalt und ließen sie hinein. Quen schaute sich unauffällig um. Ihre Freundin hatte mit ihren Schmugglern Position an strategischen Punkten eingenommen. Farlan sicherte mit seinen Leuten den Rest des Raumes, in dem sich Grüppchen mit ihr unbekannten Gripari gebildet hatten. Ihr lief ein Schauder über den Rücken. Hoffentlich täuschte Tara sich nicht in der Gesinnung der Anwesenden.

Quen bahnte sich einen Weg durch die Menge, um ihren üblichen Platz in der Nähe des Monarchen einzunehmen. Der König bestand darauf, dass sie sich in Rufnähe seines Throns aufhielt. Wie ein Schoßhündchen, das ihm Aufmerksamkeit schenken sollte, sowie er es zu sich rief. Sie atmete tief durch, verbannte die Aggressionen aus ihrem Körper. Keine negative Energie durfte zu spüren sein, solange nicht bekannt war, wer ihnen zur Seite stand. Die Mienen der Anwesenden waren ihr zu nichtssagend.

In den Fängen der GripariDonde viven las historias. Descúbrelo ahora