Eulenpost

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Nachdem wir die Tierwesen alle mit Futter versorgt hatten, kehrten wir ins Haus zurück, wo schon Poppys Großmutter, Maylea Sweeting, auf den Beinen und mit den Vorbereitungen fürs Frühstück beschäftigt war. Ein schwacher und köstlicher Duft wehte durchs Haus und ich ließ ihn für einige Sekunden wirken, bevor sie uns dann in den kleinen Essbereich rief, um das fertige Frühstück aufzutischen. "Du hast sicher Hunger", sagte sie zu mir und lächelte. Ich ertappte mich dabei, wie ich mir ein größeres Stück Kesselkuchen nahm und mich mit einem plötzlichen Heißhunger darüber hermachte. Ich erhaschte flüchtig einen Blick auf Poppys Großmutter und für einen kurzen beschämenden Moment dachte ich daran, dass sie mich für meine Essattacke tadeln würde, doch zum Glück lächelte sie nur freundlich und wandte sich dann wieder Poppy zu. 

"Großmutter, schau!", rief Poppy plötzlich und richtete ihren Blick auf das Küchenfenster. "Freya kommt!" 

Freya war eine stattliche Schleiereule und die treue Begleiterin von Maylea Sweeting, während diese selbst noch in ihren jungen Jahren die Hogwarts-Schule besuchte. Maylea Sweeting öffnete das Küchenfenster und mit einem lauten und schrillen Schrei flatterte die große Eule herein und landete beinahe - mit ihren krallenbesetzten Füßen voran - in meinem letzten Stück Kesselkuchen. Poppys Großmutter strich ihr beruhigend über den Kopf und Freya klapperte zufrieden mit ihrem Schnabel. Am linken Bein der Eule war - mit einer dünnen Schnur befestigt -ein zusammengefaltetes bräunliches Pergament angebracht. Vorsichtig löste Poppy das Pergament vom Fuß der Eule, die sich danach auf der Schulter von Maylea Sweeting niedergelassen hatte, die sie aus dem kleinen Essbereich hinaustrug und mit ihr leise flüsterte. 

"Mach schon auf", drängte Poppy, nachdem wir uns in Poppys Zimmer zurückgezogen hatten. 

Ich muss gestehen, dass sich in mir ein mulmiges Gefühl regte, je länger ich das zusammengefaltete Pergament in den Händen hielt. Ich hatte eine leise Ahnung, wer dieses zusammengefaltete Pergament geschickt haben konnte und einerseits erfüllte es mich sogar mit Freude, doch andererseits waren da noch immer die Geschehnisse zum Ende des letzten Jahres und die damit verbundenen Albträume. "Komm, jetzt mach schon", meldete sich Poppy wieder zu Wort und lugte mir vorsichtig über die Schulter. Mit einem leisen Seufzer entfaltete ich das bräunliche Dokument und wie ich es erwartet hatte, stammte der Brief aus Uganda. 

"Er ist von Natty!", rief Poppy. "Was schreibt sie?" 

"Hallo Poppy, hallo Leanne, 

ich hoffe, es geht euch gut. Unser Urlaub in Uganda nähert sich langsam dem Ende entgegen und meine Mutter und ich brechen in wenigen Tagen bald schon nach London auf, um pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahres wieder auf Hogwarts zurück zu sein. Ich freue mich schon riesig, euch beide wiederzusehen. 

Mutter und ich haben während unserer Zeit hier Uagadou einen Besuch abgestattet. Es war schön, einige meiner alten Freunde wiederzusehen, dennoch könnte ich mir ein Leben ohne Hogwarts nicht mehr vorstellen. Und ganz besonders nicht ohne Freunde, wie ihr beide es geworden seid. Ich kann es kaum erwarten, euch bald im Hogwarts-Express zu sehen. 

Leanne - bitte halte dich aus Scherereien heraus, so lange ich nicht da bin, um dir beizustehen. Versprichst du mir das?

Bis bald,
eure Natty" 

Ein schwaches Gefühl von Traurigkeit breitete sich in mir aus, während ich Nattys Zeilen las. 

Versteht mich nicht falsch, ich vermisste das Leben auf Hogwarts und meine Freunde dort tatsächlich. Doch andererseits lastete der Tod meines ehemaligen Mentors noch schwer auf mir, was es mir nicht möglich machte, wieder einen Fuß in die Hallen von Hogwarts zu setzen. Ich holte tief Luft, bevor ich meiner Freundin Poppy meinen Entschluss mitteilte: 

"Ich.... ich werde nicht nach Hogwarts zurückkehren." 

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⏰ Last updated: Apr 18 ⏰

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Das (verfluchte) nächste JahrWhere stories live. Discover now