Ein Beta zum verlieben [KuroKen Side Story]

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Kenma PoV

Ich konnte mich nicht konzentrieren. Wie auch? Die ganze Zeit kreisten meine Gedanken nur um den Fakt, wie unfassbar dumm ich einfach war. Wie konnte ich nur so naiv sein und glauben, dass Kuroo auch nur etwas mehr in mir sehen würde als einen guten Freund?

Ich dachte wirklich, unsere Freundschaft würde tiefer gehen, würde vielleicht doch etwas mehr offenbaren, würde die Tatsache einfach ignorieren, dass ich ein bedeutungsloser Beta war und er ein starker Alpha.

Ich hatte immer noch das Gefühl, seine starken Hände auf mir zu spüren, wenn er sie auf meine Schultern legte und mich lobte, was für eine gute Arbeit ich gemacht hatte. Oder seine weichen Finger, wie sie mir eine Strähne aus dem Gesicht gestrichen hatten...

Ich schüttelte den Kopf, als sich ein großer Kloß in meinem Hals bildete. Jetzt hier in der Bibliothek in Tränen auszubrechen war nicht unbedingt mein Wunschszenario. Ich atmete tief durch und starrte wieder auf meinen Bildschirm, in der Hoffnung, mich doch irgendwie auf die Codes vor mir zu konzentrieren.

Das klappte nur so lang, bis ein leises Klopfen mich zusammen zucken ließ und ich aufblickte. Und sofort hatte ich das Gefühl, das Herz rutsche mir in die Hose. Kuroo stand neben dem Regal und sein Anblick ließ mich automatisch schlucken. Sein muskulöser Oberkörper steckte in einem schwarzen engen T-Shirt, dazu trug er eine einfache graue Jogginghose und wieder fragte ich mich, wie er es schaffte, in solchen Klamotten so verboten gut auszusehen.

Ich nahm an, dass er gerade geduscht hatte, denn seine Haare waren noch ganz nass und von ihm ging ein leichter Geruch nach frischem Duschgel aus. Ich stellte mir oft vor, wie es wäre, die Pheromone von anderen Menschen zu spüren, ihren Duft wahrzunehmen. Andererseits war ich ganz froh, mich nicht zwischen so vielen verschiedenen Gerüchen bewegen zu müssen. Ob ich für Kuroo irgendwie besonders roch? Wohl eher nicht...

„Da bist du ja, Kätzchen", flüsterte Kuroo und grinste sein breites Grinsen. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Eigentlich mochte ich den Spitznamen, den er mir irgendwann mal gegeben hatte sehr. Doch es versetzte mir einen Stich, dass es für ihn keine tiefere Bedeutung hatte, als für mich.

Er trat an meinen Tisch heran und ich versuchte so gut es ging, mich von seiner eindrucksvollen Präsenz nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Vergeblich. Er legte eine Hand sanft auf meinen Laptop und klappte ihn ein wenig nach unten, sodass ich gezwungen war, ihn anzuschauen.

„Gehst du mir aus dem Weg?", fragte er mich gerade heraus und seine Augen blitzten. Sein Blick war ernst und hatte jeglichen Humor verloren. „N-nein, natürlich nicht", stammelte ich leise und versuchte meinen Bildschirm wieder nach oben zu klappen, doch er nahm meine Hand sanft in seine und sofort spannte ich mich an.

„Kuroo... Ich weiß nicht...", murmelte ich und blickte mich um. Was, wenn jemand von den anderen eine falsche Idee bekam? Kuroo war beliebt an seiner Fakultät und darüber hinaus. Was, wenn sie fälschlicherweise dachten, wir wären mehr als nur Freunde? Kuroo würde das sicher nicht wollen.

„Kenma. Ich rede jetzt nicht um den heißen Brei herum... Ich denke, du hast bei dem Barbecue etwas gänzlich missverstanden", sagte er nun eindringlich und verflocht unsere Finger miteinander. Ich schüttelte den Kopf. „Bitte sag sowas nicht", flüsterte ich und traute mich kaum in seine Augen zu schauen. „Wie meinst du das?", fragte er besorgt und ich kaute auf meiner Lippe herum.

„Mach mir keine Hoffnung, wo keine ist", flüsterte ich und der riesige Kloß in meinem Hals wollte plötzlich nicht verschwinden und die Tränen drängten sich in meine Augenwinkel. Er ging neben mir in die Hocke und suchte meinen Blick. „Kenma", murmelte er und seine andere Hand legte sich vorsichtig auf meine Wange.

„Aus irgendeinem Grund denkst du, dass du nicht genug bist", sprach er weiter. Ich zuckte zusammen, als sein Daumen zart unter meinem Auge entlang strich. Weinte ich etwa? „Ich wollte dir das eigentlich anders sagen... Aber anscheinend ist jetzt der richtige Zeitpunkt."

Verwirrt blinzelte ich kurz. Was wird er mir jetzt sagen? Kuroo lächelte liebevoll. „Ich habe mich in dich verliebt, Kenma", sagte er und schaute mich eindringlich an. Irritiert legte ich den Kopf zur Seite und schniefte etwas. "Was?" Ich musste ihn falsch verstanden haben. Wahrscheinlich habe ich genau über seine Worte drüber geschnieft und denke jetzt fälschlicherweise, er hätte sich in mich verliebt.

Kuroos Grinsen wurde breiter. "Verliebt, Kenma. Ich in dich", wiederholte er und meine Augen wurden bei seinen Worten ganz groß. "A-aber...", stammelte ich. Sein Daumen fuhr erneut unter meinen Augen entlang. "Was aber, hm?", fragte er leise und ich musste einen tiefen Atemzug nehmen. Wieso tat Kuroo das? Wieso sollte er so etwas sagen? Mit so etwas macht man keine Späße. "Ich bin ein Beta", murmelte ich.

Kuroo prustete los und irgendwie klang es ein wenig erleichtert. "Und? Soll mich das jetzt stören?", antwortete er und kam nun ein wenig näher. "Omegas... sind hübscher als ich... Kageyama ist... viel schöner und attraktiver... und seine Pheromone... jeder Alpha wünscht sich so einen Partner", flüsterte ich und meine Schultern fielen in sich zusammen.

Doch Kuroo ließ das nicht auf sich sitzen. Sanft legte er seine Hände auf meine Schultern und ich hob den Kopf. "Kozume Kenma. Wer auch immer dir das Gefühl gegeben hat, du wärst nichts der Dinge, die du aufgezählt hast, gehört eingesperrt... du bist wunderschön... du bist hübsch... geheimnisvoll... du bist schlau, treu-" - "Shhh", machte ich panisch, während ich ihm eine Hand auf den Mund legte und schwören konnte, dass mein Gesicht einer Tomate glich.

Er grinste und gab meiner Hand einen Kuss. "Ich erwarte nicht, dass du meine Gefühle erwiderst. Ich will sie nur nicht mehr verstecken. Wenn ich dich damit in eine unangenehme Situation gebracht habe, tut es mir leid und ich werde verschwinden." Mit diesen Worten richtete er sich auf und machte sogar Anstalten zu gehen, also griff ich schnell nach seiner Hand.

"Warte!", rief ich viel zu laut und schaute mich dann in der Bibliothek um, doch wir schienen allein in diesem ruhigen Eckchen zu sein. Kuroo schaute nun das erste Mal ein wenig unsicher zu mir. Ich wischte mir kurz über die Augen und atmete tief durch. Wie zur Hölle sollte ich ihm sagen, dass meine Gefühle genau die gleichen waren? Wie konnte es sein, dass jemand wie er dasselbe für mich empfand, wie ich für ihn?

Doch Kuroo schien mich zu verstehen. Er brauchte meine Worte nicht. Er hob erneut seine Hand und legte sie auf meine Wange. Ich nickte zaghaft. "Darf ich dich küssen?", flüsterte er und mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer. Wieder nickte ich und leckte mir unbewusst über die Lippen.

Kuroo lächelte sanft und beugte sich zu mir hinab und eine Sekunde später lagen seine vollen Lippen auf meinen. Ich seufzte ein wenig auf und krallte mich im Stoff seines Shirts fest, um ihn ein wenig näher zu ziehen. Ein Knurren entwich Kuroos Kehle und vibrierte in meinem Mund als seine Zunge nach vorn schnellte. Seine starken Arme schlossen sich um meinen Körper und er drückte mich gegen das nächste Regal. Der Kuss wurde intensiver, vertiefte sich und meine Atmung ging schneller, als ich eine deutliche Erhebung in seiner Hose spürte.

Kuroo löste sich etwas von mir. "Wir sollten das nicht hier tun", murmelte er an meinen Lippen und richtete seine Hose etwas. Meine Wangen brannten und ich atmete immer noch schwer. Kuroo grinste und ich lächelte ein wenig peinlich berührt. "Wenn du möchtest, kannst du auch bei mir weiter lernen", sagte er und ich musste den Blick senken, während ich nickte, als er mich so feurig anschaute, woraufhin er lachte und einen Schritt zurück trat.

Seine Wangen waren ebenfalls erhitzt und zierten einen rosa Schleier. Ich räusperte mich und trat an ihm vorbei um meine Sachen zusammen zu packen. Als ich die Tasche schulterte, reichte Kuroo mir mit einem fragenden Blick die Hand, die ich zögernd nahm. Ich würde mich immer noch an den Gedanken gewöhnen müssen, dass Kuroo sich offenbar für mich entschieden hatte. "Weißt du, wonach du duftest?", raunte er in mein Ohr und ich schüttelte den Kopf. "Nach frisch gewaschener Wäsche. Nach neuen Büchern. Nach... Kenma eben", grinste er und zog mich mit sich.

Drowning in your pheromones || Oikawa x KageyamaWhere stories live. Discover now